In der NZZ vom 14. Februar war ein interessanter Artikel mit der Titel: “Je nobler das Hotel desto weniger Skifahrer”. Die interessanteste These welche die Autorin Ruth Spitzenpfeil stellte, ist mehr als eine Überlegung wert: “… Müssten Nobel-Ferienorte deshalb gescheiter woanders investieren als in teure Liftanlagen?…” Für mich geht es geht nicht um nobel- oder nichtnobel Ferienorte. Es geht darum, hat Skifahren in 15 – 20 Jahren noch die gleiche Bedeutung wie heute?
Im Jahre 2010 wurden 400 Millionen Franken in Bergbahnen gesteckt. Oft müssen die Bergbahnunternehmungen sich nach der Decke strecken, um nur schon die Finanzkosten tragen zu können. Der technische Aufwand für Beschneiung resp. Präparation während einer Wintersaison (110 Tage) sind laut der Schweizer Seilbahnbranche wie folgt:
- Die Investiton für den Bau von einem Kilometer Schneeanlagen kostet 1 Million
- ein Kilometer beschneite Piste kostet 50’000 – 70’000 Franken
- ein Snowpark mit Halfpipe und Quarterjump kostet 100 000.– bis 200 000.– Franken
- Achtung, jetzt kommts: Die Präperation von einem Kilometer Wanderweg kostet 20’000 Franken.
(Als Präzisierung sei erwähnt, dass der Strom- und Wasserverbrauch der Schneesportgebiete stark variiert, die Effizienz bei der Herstellung von technischem Schnee von der Technologie, dem Alter und der Kapazität der Beschneiungsanlage sowie von der Topografie und den lokalen Temperaturen abhängt. Fakten und Zahlen der Schweizer Seibahnbranche, Ausgabe 2010 )
Zählen wir eins und eins zusammen, merken wir, dass wir das Klima nicht ändern können, aber wir können uns anpassen. Und dem Klima entsprechende Angebote kreieren. Befreien wir doch einen Berg pro Destination von gestressten Skifahrern. Der Mensch sucht mehr denn je Ruhe. Dieses saublöde Wortgebilde „Selfness“ ist in aller Munde, trifft den Nagel aber auf den Kopf. Kreieren wir Angebote, in welchen sich der Mensch auf sich bezieht und dabei dem Alltagsstress entfliehen kann. Immer mehr Menschen gehen auf Skitouren, laufen mit Schneeschuhe oder frönen dem Winterwandern. Verbinden können wir diese Aktivitäten zum Beispiel mit Wildbeobachtungen, Natur mit Literatur, klassischer Musik und/oder Jazz. Mit Sicherheit gäbe es noch viel mehr und kreativere Ideen. Geld wäre auch vorhanden, da weniger in die Bergbahnen investiert wird. Zudem dauert der Winter bestenfalls von November bis Ende April. Es bleiben noch sechs Monate für eine Diversifikation in die Sommermonate. Auch im Sommer sind neue Angebote gefragt. Die Stanserhorn Rangers sind so ein Beispiel, bei welchem Einheimische „Ranger“ den Gästen die Natur näher bringen und somit den Bergsommer zu einem selbst erlebten Erlebnis machen.
Ich möchte klarstellen, dass ich nicht gegen das Skifahren und gegen die Bergbahnen bin. Im Gegenteil, wir brauchen beides. Aber nicht nur. Investieren wir massvoll in das eine und definieren wir parallel, Wetter unabhängige Angebote für Ruhe suchende Menschen.
Tags: Beschneiung, Skifahren, Winter
Skifahren heute oder zukünftig ist nicht „von gestern“ aber anders. Skifahren wird an Bedeutung verlieren und zu einem Wintersport wie X andere werden. Ging man früher, auch als „reiferer“ Mensch zum Skifahren, stand DAS Skifahren im Mittelpunkt. Früh losgezogen wurde vom Morgen bis in den späten Nachmittag „gehobelt“. Unterbruch gab es meistens, das Angebot war auch bescheiden, eine Suppe oder Sandwich plus Tee, in dem sogenannten Bergrestaurant. Die restliche Zeit verbrachte man mit Skifahren, anstehen, warten „Bähnli“ oder Lift fahren. Sonst gab es wenig bis null Möglichkeiten den Winter aktiv zu geniessen.
Heute ist das anders. Die Sportartikelindustrie braucht immer neue Absatzmärkte und beschert uns jedes Jahr mit einem neuen (Marketing) Trend. Der Aktive Wintersportler hat heutzutage nicht einfach ein paar Ski im Keller, sondern auch noch Schneeschuhe, Schlitten, Langlaufskis, Winter-wanderausrüstung usw. (Was man nicht im Keller steht, wird vor Ort gemietet und genutzt).
Fazit: Die Leistungen, Schnelligkeit, der Beförderungsanlagen steigt, die Qualität der Sportgeräte auch, dadurch hat Otto der Normalverbraucher bereits am Mittag mehr Pistenkilometer in den Beinen, als früher an einem ganzen Tag. Der allgemeine Fitnesstand ist trotz allen Bemühungen nicht besser als früher. Im Gegenteil. Zugleich nimmt unser Bedürfnis nach Ruhe, geniessen weg von der Hektik. Auch das Interesse neues kennen zu lernen, das oftmals gar nicht neu ist aber im Trend liegt, steigt. Nicht zu unterschätzen ist die Gastronomie welche uns heute mit einer hohen Qualität in allen Skigebieten verwöhnt und zum verweilen einlädt.
Mein Wunsch an die Wintersportorte wäre: weniger „Ski-Ness“ und was es sonst noch braucht steht oben!
Herzlichen Dank Erich, für Deinen super Kommentar. Es ist genau so und trifft den Nagel auf den Kopf.