Hotellerie als Hobby

image„Für mich ist die Hotellerie mehr Hobby. Damit Geld verdienen ist schwer.“ Sagt der vier Milliarden schwere Klaus-Michael Kühne der Schweizer Illustrierten. Der muss es ja wissen. Denn er und sein Vater wie Grossvater verdienten die Milliarden nicht mit der Hotellerie, sondern mit der Logistikfirma Kühne + Nagel (63‘000 Mitarbeiter, 20.7 Milliarden Franken Umsatz und in 100 Ländern tätig). Womit sie den Nagel auf den Franken getroffen haben.

Weiter sagt er in der Schweizer Illustrierten über sein 38 Millionen Euro Hotel Castell Son Claret, dass aller Anfang schwer sei. Dass er mehr Gäste brauche.

Was denkt sich bei diesen Worten der wandernde Berghotelier? Zuerst denkt er an einen menschlichen Schliessmuskel. Dann denkt er, dass der Mann grundsätzlich recht hat: Als Hotelbesitzer wird man nur Millionär, wenn man vorher Milliardär war.

Der nachfolgende Satz, kommt aus meinem tiefsten Innern: Diese Hotelmäzene gehen mir langsam auf den Keks. Sie schmeissen mit Geld um sich, verwirklichen ihre Träume und tauschen ein paar bemitleidenswerte Direktoren aus, bevor sie merken, dass sie nebst den Investitionen für das Gebäude auch den jährlichen Betriebsverlust zu begleichen haben. Sie vergessen die Software, den Spirit, das Innenleben. Und diese Schlüsselkriterien lassen sich zum Glück nicht kaufen. Sie machen so viele Fehler beim Bau ihrer Bubenträume, dass es einem darob graust.

Es geht auch anders. So wie zum Beispiel im Waldhaus in Sils. Seit 1908 im Familienbesitz. Liebevoll eingerichtet. Keine Umbauten, keine Erweiterungen ohne das feine Gespür für die Geschichte und den Spirit des Hauses. Ein Hotel voll mit Leben. Mir ist kein von einem Mäzen erbautes Hotel bekannt, welches diesen Anspruch erfüllt.

Das Mäzenatentum in der Hotellerie hat noch eine andere Seite. Weil die ihre Kästen nicht voll kriegen, denken die Mäzenhoteldirektoren ganz ganz fest über kreative, einmalige Lösungen nach. Und dann, heureka, senken sie die Preise. Man will dem Geldgeber ja ein wenigstens halbwegs gefülltes Hotel präsentieren können. Wir Normalos aber können unsere Preise nicht beliebig senken. Wir brauchen einen Gewinn. Zum Reinvestieren. Also powern wir persönlich  mehr und denken uns allerhand aus, um unsere Gäste bei uns zu behalten.

Als Gast ist es natürlich grandios, von Zeit zu Zeit im Luxus schwelgen zu können, ohne den dafür notwendigen Preis bezahlen zu müssen. Dabei können die Relationen verloren gehen, also das Bewusstsein, was ein Hotel in welcher Kategorie zu bieten in der Lage ist. Ab und zu merke ich das im eigenen Haus. Wenn Gäste mit Ansprüchen kommen, die ein 4-Stern-Hotel schlicht nicht erfüllen kann.

Ich bin trotzdem gerne Hotelier. Darum fröne ich jetzt mal meinem Hobby: Ich wandere mit meinen Hotelgästen mit Stock über Stein und von Bächlein zu Bächlein, vorbei an Alpen mit Kühen drauf. Manchmal schauen die Bauern aus ihren Häusern und rufen uns zu, ob wir nicht bei ihnen hereinschauen wollten, auf ein Stück Alpkäse.

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5 Antworten zu “Hotellerie als Hobby”

  1. Lieber Berg- & Wanderhoteler Thomas

    Einfach GENIAL den Nagel auf den Kopf getroffen – ich als Hotel-ErbsenZeller (….auch Buchhalter geschimpft…) kann diese Aussagen nur bestätigen.
    Kompliment und Gruss

  2. Thomas Frei sagt:

    Danke für das Kompliment. Aus so berufenem Munde, macht es doppelt Freude. Mein Freund.

  3. Lieber Thomas: Auch ich habe schon auf hohem Niveau versucht zu jammern,aber leider hat man mir nicht geglaubt,was ich hinterher auch verstehen konnte. Liebe Grüsse aus dem Blauburgunderland SH Willy.

  4. Thomas Frei sagt:

    Ähm, ich verstehe nicht ganz Willy. Wer jammert wo weswegen?

  5. Hallo Thomas:Da muss ich wohl was falsch verstanden haben,bei deinen Aussagen *Hotellerie als Hobby*. Denn alle meine vielen Hobbys kosten meisten nur viel Geld und an Rendite ist kaum zu glauben.Also lieber Thomas verzeihe mir das Wort Jammern wenn es dir in den falschen Hals gekommen ist ! W.F.

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