Rückwärtsgestülpt. Dazu ein Blick ins 2036.

Auszug aus meinem diesjährigen Bernerhof Geschäftsbericht.

November 1996

In der Schweiz wird noch Weisswein getrunken und Jean-Pascal Delamuraz wird zum zweiten Mal Bundespräsident. Bill Clinton wird als Präsident der vereinigten Staaten wiedergewählt. Ein gewisser Donald Trump gratuliert einer gewissen Miss Universe Alicia Machado zum Titel. An einem Tag im Herbst um 08.00 Uhr Arbeitsbeginn einer gewissen Claudia und Thomas Frei im Bernerhof zu Gstaad. 08.15 Uhr verlässt Leonz Blunschi mit zwei Bananenschachteln das Büro. «Bei Fragen ruft an», sagt er unter dem Türrahmen.  Am dritten Wochenende des Monats eröffnet das Eggli die Talabfahrt.

November 2016

Hillary trumpiert sich und zieht mit ihrem Ex-Präsidenten Bill nicht ins Weisse Haus ein. Dafür Donald. Alicia Machado ist was weiss ich wo. Delamuraz auch. Weisswein gibt’s noch immer in der Schweiz. Die Eggli Talabfahrt ist grün. Thomas Frei packt seine Bananenschachteln und ruft seiner Frei Frau unter dem Türrahmen zu: «Küss die Hand gnädige Frau». Er ist jetzt postoperativ, gewissermassen, widmet sich künftig als Delegierter des Verwaltungsrates den Finanzen und dem Marketing. Dazu ist er im Rat der rastlosen der Gemeinde Saanen.

Dazwischen….

…. investierten wir rund 8 Millionen Franken in den Bernerhof. 1 Million in den Umbau des Hallenbades, 4,3 Millionen in Zimmer. 1,2 Millionen in das Basta, 820’ in die Renovation der beiden Mitarbeiterhäuser und den Rest in diverse Umbauten. Gleichzeitig amortisierten wir 3 Millionen. Wir hatten rund 380’000 Logiernächte in diesen zwanzig Jahren, was eine durchschnittliche Bettenauslastung über das Jahr von 59 % ergibt, ein paar Schliessungstage mit eingerechnet.

Hotelier sein hat sich in den letzten zwanzig Jahren drastisch verändert. Die Ansprüche der Gäste sind gestiegen und die Zahlungsbereitschaft gesunken. Sie vergleichen die Häuser auf Portalen, die man 1996 nicht einmal vom Hörensagen kannte. Hotels werden von allen Seiten bewertet. Hoteliers auch.

bernerhof-fraufrei-5060_kleinBrigitte ist die Bernerhof Gastgeberin

Seit 1999 ist der Bernerhof ISO zertifiziert. Er war ISO zertifiziert. Im letzten Jahr haben Miriam Hunziker, Brigitte unter der Leitung von Hans Peter Reust und allen bernerhöflichen Mitarbeitenden ein neues Prozess Management aufgebaut. Alles für den Gast. Weg von ISO-Risiko-denken. Es ist alles klar strukturiert damit unsere Mitarbeitenden wissen, wann sie was wo wie zu machen haben. Und Brigitte kann sich dem Gas(t)gebern widmen.

November 2036

Clinton kennt niemand mehr. Trump hat sich mit seinen Missen in die ewigen Jagdgründe katapultiert. Die Schweiz ist dem neuen, europäischen Wirtschaftsraum beigetreten, der nach dem Vorbild der Schweiz aufgebaut wurde. Blocher dreht sich im Grab.

Tourismus gibt es in der heutigen Form nicht mehr

Auf der Eggli Talabfahrt hat es seit 10 Jahren keinen Schnee mehr. Die Schneekanonen aus Gstaad sind im Luzerner Verkehrsmuseum neben dem Funi. Die Jungen Saaner klopfen sich lachend auf die Schenkel, was die Alten alles unternahmen um Schnee zu erzeugen. Heute braucht niemand mehr Schnee, denn das Ressort Gstaad hat sich re- und damit organisiert.

Premium Boutique Ressort Gstaad

Man unterscheidet Arbeit und Urlaub nicht mehr. Jeder Mensch hat von überall her Zugriff auf seinen Personal Advisor. Er erledigt den Kleinkram selbständig. Er weiss, wie sein Mensch sich fühlt, was er denkt und was er braucht.

Das Boutique Ressort wird vom Resident Manager betrieben. Eine einzige Anlaufstelle reicht für Reservationen aller Art. Bei der Kontaktaufnahme erscheint auf dem Tablet eine Beschreibung der Person und ihrer Vorlieben, damit der Resident Manager innert Sekunden die Wünsche der Gäste kennt. Sie können nach Wahl in Iglus übernachten, im Stall zwischen den Kühen, im «Residenz Club» oder in einem der zehn Hotels. Die Anfahrt ist entspannend, der Personal Advisor hat alles organisiert und reserviert, individuell für jedes einzelne Familienmitglied.

Die Dating App im Bike von Teenager Samir hat er nicht vergessen. Samir hat für sich das Arrangement «into the wild» bestellen lassen. Er freut sich, dass er mit dem neuen Bike Express auf das Rellerli fahren kann. Downhill ist für ihn alles. Die sportlichen Figuren downhillender Girls sind cool, geil, mega oder was immer der Teenerslang 2036 an Superlativen zu Verfügung stellt – Gewisses bleibt halt, wie es ist.

Für Mutter Saida hat der Personal Advisor das «Sightseeing Jogging» Arrangement bestellt. Sie will halt alles auf einmal. Über die Region etwas erfahren, mit Einheimischen reden und sportlich betätigen, so kommt sie in den «Wellbeing Bonus» der Gesundheitskasse.

Samir’s Vater hat Socializing Meetings mit seiner Firma. Dank den inspirierenden Sitzungsorten im Ressort kommen die Kollegen auf allerhand neue Ideen. Am Abend sind Saida und ihr Mann am «All night Art Event» im Les Art Gstaad eingeladen. Samir hat sich an die «Survival Night» auf dem Hornberg abgemeldet.

Steigende Nachfrage nach persönlicher Betreuung

Einige der Hotels im Ressort haben sich für die Betreuung der immer älter werdenden Menschen spezialisiert. Zwei von zehn Menschen sind älter als 65 Jahre, die Nachfrage nach Ruhe, Erholung und Gesundheit ist höher denn je.

Volkswirtschaft

Es wird nur noch so viel Milch gewonnen, wie im Tal verarbeitet werden kann. Die in den zwanziger Jahren aufgebaute Fleischproduktion wird mit Gewinn in die ganze Schweiz und ins benachbarte Ausland verkauft. Ein echter Exportschlager.

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4 Antworten zu “Rückwärtsgestülpt. Dazu ein Blick ins 2036.”

  1. Pommy sagt:

    Eifach e geniale Vorus-, Mit- u QuerDänker
    Ich ziehe meinen Hut

  2. Thomas Frei sagt:

    Danke für Deine lobenden Worte. Schade trägst Du nie Hut 😉

  3. Baur Max sagt:

    Schlicht phänomenal – Gratulation!
    Die Leute von der BDG könnten auch ein bisschen Weitsicht gebrauchen.

    Wir sehen oder hören uns in Kürze

    Max Baur ad-hoc. Projektleiter a.i. Projekt „Bertarellerli“
    Freundliche Grüsse

  4. Thomas Frei sagt:

    Danke Max Bauer für das Kompliment über welches ich mich freute 😉

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