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Kaffeesatz lesen mit Marmite

Das Heft für Ess- und Trinkkultur Marmite finde fand ich ein gutes Magazin. Es lag schon ein paar Tage auf meiner Scheiterbeige um gelesen zu werden. Der Genuss hatte mich bis vorgestern Abend davon abgehalten. Von Daniel Ebneter wurde ich per Twitter und seinem fantastischen Genussblog „La table d’hôte“ auf das Editorial im Marmite angesprochen.

Obwohl ich grad am Essen war, schnappte ich mir das Heft. Mein Risotto hüpfte mir mit dem Saltimbocca aus dem Mund, beim Lesen der Buchstaben von Chefredaktor Andrin C. Willi. Ungläubiges lesen. Sowas von schlaff. Ich meine, Marmite nennt sich „Die Zeitschrift für Ess- und Trinkgenuss“. Doch dieser Text ist ein Verdruss. Der erste Teil hadelt von einer Brühe die sich Andrin am Morgen braut. Wer interessiert es, ob der Herr Chefredaktor sich zu Hause einen ungeniessbaren Kaffee zubereitet. Soll der doch selber schauen, dass er zu einem anständigen Kaffee kommt. Ist ja nicht mein Problem.

Der zweite Abschnitt. Die Einleitung mit einem Hinweis auf einen Facts Artikel aus dem Jahre 1997, zu Silvio Rizzi’s (vormaliger Chef GaultMillau) Eskapaden. Ein erster Höhepunkt: „Urs Heller wollte den Stall ausmisten.“ Hä? Dachte, dass GaultMillau bei Ringier an der Dufourstrasse beheimatet ist. Da habe ich noch nie einen Stall gesehen. Eine Präzisierung wäre angemessen. Ob Andrin Kuh- oder Saustall meint.

Der zweite Höhepunkt: „Seither (seit Heller dem Stall vorsteht) hat sich nichts verändert, im Gegenteil“ (ähm, was ist das Gegenteil von nichts?), hat dem Andrin ein (1) Gastronom aus Zug neulich beim Abendessen verraten. Andrin liefert eine Präzisierung zum betagten besagten Gastronom aus Zug. Der gehört nämlich nicht zu denen, die bei Veranstaltungen und Golfturnieren brav neben Urs Heller am Tisch höckeln und mitwissend schweigen.“ Ich selber war schon wissend neben Urs Heller. Ich habe nicht geschwiegen sondern gelacht und erzählt. Tischgespräche mit Urs Heller sind sehr unterhaltsam. Im Fall.

Den dritten Höhepunkt müssen Sie sich auf der Zunge vergehen lassen. Ich schreibe es nur leise, damit es nicht alle hören. Zitat aus dem Editorial: „Nach einem Blick in die Gourmetbibel weiss man (Frau auch, Anmerkung von mir), dass es Übereinstimmungen gibt. Namen die 1997 im Artikel von Facts und 2010 im GaultMillau auftauchen.“ Aberneiau, das darf doch nicht sein. Jesses. „Namen, die immer noch freundschaftlich oder zumindest geschäftlich mit dem GaultMillau verbunden sind.“ Und jetzt gibts noch ein Ratespiel. Sooo spannend. „Wollen Sie raten?“ Jajajaja, ich will. Bevor ich überlegen konnte habe ich weitergelesen. „Illy, Amici, Riegger – alles legitime Inserenten.“ Da hat er für einmal Recht. Der Andrin. „Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.“ Stimmt auch Andrin. „Zufälle gibts wie Sand am Meer.“ Hä? Das tschägge ich jetzt nicht. Was soll wo zufällig sein? Achelzuckend habe ich den Schlussatz gelesen: „Liebe Gastronomen, glaubt Eurem Geschmack und nicht an PR-Punkte!“ Ausrufezeichen. Ausrufezeichen? Das habe ich das letzte Mal bei meinem ersten Liebesbrief verwendet. Und jetzt der Schlussatz von Andrin: „Lieber Urs Heller, bitte verarschen – welch eine Wortwahl in einem Ess- und Trinkkultur Magazin – nicht! (Schon wieder ruft Andrin aus) Ist nicht gut für’s Geschäft.“ Über diesen Hinweis wird der liebe Urs Heller aber froh sein. Andrin. Hoffe nur, dass Du keinen eingeschriebenen Dankesbrief erhälst.

Lieber Andrin, ich kenne Dich nun schon seit Deiner Salz&Pfeffer Zeit. Du hast mir einen gewieften Eindruck gemacht. Du warst rechtschaffend und hast Dich journalistisch – soweit ich dies beurteilen kann – immer fair benommen. Aber dieses Editorial hättest Du lieber mit Deiner Brühe den Bach runter gespühlt. Es ist ein lupenreines Eigentor. Weissgott was Dich gepickt hat, diesen Mist zu schreiben. Dein Editorial schadet nicht nur Dir als Chefredaktor, sondern auch Deinem Heft. Vielleicht hast Du nur Deinen Kaffeesatz falsch interpretiert. Es ist sowas von an den Haaren herbeigezogen, dass selbst mir die Haare ausfallen. Du hast ein schönes und gutes Heft. Bleib bei Deinen Leisten und imitiere nicht den Daniel E.. Bleibe Dich und schreib Dich wund über Genuss, vergessene Lebensmittel und unbekannte Weine. Das ist Eure Kernkompetenz.