Wie schrieb Karl Kraus: „Ich schnitze mir den Gegner nach meinem Pfeil zurecht.“
Letzten Oktober besuchte mich Familie Kraus im Bernerhof. Herr Kraus ist ein „… Leading User of the World …“. Er recherchiert und bewertet alle Hotels in denen er absteigt. Und das sind nicht wenige. Arrangiert hat den Besuch von Familie Kraus Andreas Güntert, Journalist u.a. bei der Handelszeitung. Daraus entstand dieses Interview. Ein kleiner Auszug:
Wie viel Zeit investieren Sie für Ihre Reise-Recherchen, Herr Kraus?
Kraus: Wenn ich eine bis zwei Wochen verreise, setze ich mich vorher für die Planung ein paar Abende an den Rechner. Bei einer grösseren Destination schaue ich mir in der Regel die besten zehn Hotels an, im Fall von Dubai können es auch mal dreissig sein. Es ist also gut möglich, dass ich sechzig und mehr Bewertungen lese.
Frei: Was machen Sie denn eigentlich so beruflich? Buchhalter vielleicht?
Kraus: Ich bin in der Finanzbranche tätig.
Frei: Ah, ein Kontrollfreak.
Kraus: Ich mache das nicht wegen der Kontrolle. Ich möchte einfach meine jährlich lediglich 28 Ferientage bestmöglich nutzen. Da wende ich lieber vorher etwas Zeit auf, um sicherzustellen, dass ich nicht an suboptimalen Orten absteige.
Ich bin ja weiss Gott kein Freund von dieser Bewertungs-Mania. Alle meinen jeden und alles bewerten zu müssen. Aber die Begegnung mit Herrn Kraus war super. Er gibt sich allerhand Mühe mit den Bewertungen. Sie sind fundiert und geben den Lesern von den Portalen einen Mehrwert.
Trotzdem bleibe ich dabei, dass bei einem persönlichen Gespräch mit dem GastgeberIn ein Mehrwert für beide herausschaut. Es gibt ab und wann Gründe weshalb man zum Beispiel eine Dienstleistung nicht anbietet. Was ist besser, zehn Hero Konfitüren auf dem Buffet oder vier hausgemachte Konfitüren? Und Honig von der Region oder vier 0815 Honigsorten? X-Badezusätze in kleinen Flaschen, kleine Seifen und was weiss ich noch alles oder eine Körpercreme und Seife (die biologisch abbaubar ist) von Soglio in einer Nachfüllflasche, welche mit verschiedenen Kräutern aus den Bergen von Einheimischen hergestellt wird und so für Arbeitsplätze mit einer nachhaltigen Wertschöpfung in einer Bergregion sorgt? Das alles kann in einem persönlichen Gespräch er- und geklärt werden.
Aber klar, wir, die Gastgeberzunft kommen mit den Bewertungen zu recht. Wir haben uns arrangiert und wir leben damit.
Übrigens, Herr Kraus bewertete den Bernerhof mit der Note 6 😉