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Gedanken.Verloren.

Meine Kolumne im Anzeiger von Saanen

Nieselregen. Nasskalt. Der Bus, der mich zur Schule fuhr, war voll mit triefenden, roten Nasen. Husten. Ab und wann ein Schnäuzen. Kaum in der Schule angekommen, schickte uns Lehrer Schmid raus, um Blätter zu sammeln. Bunt sollen sie sein. In meiner Heimatstadt hatte es viele Kastanienbäume. Selbst in der Nähe der Schule. Doch ich suchte das Weite. Kommt Zeit kommt Rat. Ich will ja nicht das erst beste Blatt. Schon gar nicht eines aus der Stadt. Ich ging in den Wald. Die Schuhe tief im Laub versteckt, schlenderte ich gedankenverloren durch den Wald. Jeder Schritt ein lautes Rascheln, tschschschsch tschschschsch tschschschsch, das gefiel mir. Ich entfernte mich, ich schwöre es! unabsichtlich immer weiter weg von der Schule. Als mir aufging, dass der Weg zurück ans Pult gleich lang ist wie der von der Schule weg, war ich keineswegs erschüttert. Eine Stunde mehr im Schulzimmer bei Lehrer Schmid bringt mich auch nicht an die Uni. Ich sammelte also zwei drei, schon halb vermoderte Blätter und keuchte in die Schule zurück. Natürlich waren die Klassenkameraden schon alle im Schulzimmer und malten eifrig eines der von ihnen gesuchten Stadtblätter auf ein Zeichenpapier. So was Überflüssiges. Was soll ich ein Blatt abzeichnen, welches in der Natur viel schöner ist? Heiss ich van Gogh? Mit einem Bambusstock, den mir Lehrer Schmid doch tatsächlich auf meine rechte Hand schlug,  versuchte er mir zu erklären, dass ich ein Blatt auf den Zeichenblock zu zeichnen habe. Ich gab schliesslich nach. Gezeichnet habe ich das Blatt aber nicht, denn ich konnte infolge einer geschwollenen Hand keinen Farbstift mehr halten.

Wieso ich Ihnen das erzähle? Weil es Herbst ist. Die Wälder wunderschön sind. Weil Gedankenverlorenheit gesund ist. Und weil mir kein gescheites Thema in den Sinn kam. Über die vergangenen Wahlen wurde schon genug geschrieben. Über die Bergbahnen unserer Destination jahrelang diskutiert und das Thema Spital und Gesundheitszentrum liegt mir nicht. Ich bin unheilbar gesund. Vielleicht, weil ich ab und wann gedankenverloren durch die Wälder spaziere.

Ich liebe Online Kommentare


Kolumne im Anzeiger von Saanen

Vorbemerkung: Liebe Gstaader und Gstaaderinnen, liebe Damen und Herren Ladenbesitzer, die Sie tagtäglich in Ihrem Laden stehen. Ich bedanke mich für die vielen sachdienlichen Hinweise, dass ich dank meiner Unfähigkeit nicht alle Ladenbesitzer die in der Promenade ihr Geschäft haben, in der Kolumne erwähnte. Es tut mir wahnsinnig leid. Ich könnte heulen. Ich bin untröstlich. Allen voran möchte ich mich bei Reisebüro Eggenberg, bei Cigares Fuhrer Tobacco und bei meinem Nachbarn Pernet Comestibles entschuldigen. Seid bitte nachsichtig. Es war keine Absicht dahinter. Mein Unvermögen stand mir wie so oft im Weg.

Die Kolumne

In der Nacht, wenntroll ich nicht schlafen kann, lese ich Online Kommentare zu irgendwelchen Artikeln. Ich bin ein Liebhaber von Online Kommentaren. Allen voran das Gemotze über das Gastgewerbe und Tourismus. Das sauge ich förmlich auf. Wie sich Leute echauffieren bei diesem Thema. Ich arbeite in der richtigen Branche, da sind noch Emotionen vorhanden. Zum Beispiel bei Herrn O.F., der mich in einem Online Kommentar erwähnt. In drei Sätzen wirft er mir vor, an dieser Stelle selbstherrliche Kolumnen zu schreiben und bringt darin drei Fallfehler und vier Rechtschreibfehler unter. Das ist eine Leistung. Kein Wunder dass er dafür 49 Likes bekommen hat. Ein grosser Mann. O.F., diesen Namen wird man sich merken müssen.

Und dann all die honorarfreien ehrenamtlichen Ratschläge an die gastgebende Zunft, ich könnte juchzen. Expertinnen und Experten sind sie allesamt, verteilen Fachwissen und bringen Lösungsansätze, auf welche die ahnungslosen Profis aus der Gastronomie und Hotellerie selber nie gekommen wären. Zum Beispiel billiger werden. Oder besser werden. Oder netter werden. Oder alles zusammen. Das sind doch mal Ideen! Dass die Gastgeber darauf nie gekommen sind. Gut, vielleicht sind sie auch schon selber drauf gekommen, ziehen es aber lieber vor, teuer und schlecht und grantig zu sein, absichtlich, diese Halunken. Oder weil sie es nicht können? Dabei wäre es so einfach, ein erfolgreicher Gastgeber zu sein. Man muss nur die Ratschläge der Online-Kommentatoren lesen und befolgen.

Schnitt. Anderes Thema.

Ich bin von Geburt an ein Ausheimischer. Als ich im Oktober 96 nach Gstaad kam, hatte es in der heutigen Promenade Verkehr. Dazu 3 Bäckereien, eine Confiserie, zwei Blumenläden und gefühlte zwanzig von den Inhabern selber geführte Läden. Gstaad war für mich das Gegenteil von St. Moritz, woher ich kam. Gstaad lebte an 365 Tagen. In St. Moritz machten die Boutiquen mit den grossen Namen in der Zwischensaison die Schaufenster wortwörtlich dicht. Heute existieren in Gstaad unter anderen noch Blumen Stricker, Charly, Early Beck, Cadonau, Vertex, Lorenz Bach, Pernet Comestibles, Tabakwarengeschäft Cigares Fuhrer Tobacco, Reisebüro EggenbergBrand Sport, Villiger Bijouterie, Schuhhaus Romang, die Apotheke und Drogerie. Die anderen Geschäfte wurden verkauft und/oder umgenutzt. Genützt hat’s uns nichts. Das Herz von Gstaad wurde in fremde Hände gegeben. Die 365 Tage waren gestern. Heute ist die Promenade grosszügig gerechnet während fünf Monaten im Saft.

Schnitt. Gleiches Thema.

Die Bergbahnen. Angedacht wurde, dass das Eggli und das Rellerli wohlhabenden Aussenheimischen verkauft wird. Wir verkaufen Teile der lebenswichtigsten Infrastruktur, welche dem Tourismus das Blut, sprich Geld in Form von Übernachtungen etc. zuführen? Ich hoffe doch, dass auch in Zukunft noch genug Sauerstoff vorhanden ist, auf dass unsere Gäste und wir Gastgeber hier im Saanenland noch atmen und leben können. Und dass wir nicht fremdbestimmt werden und weiter Leistungsabbau betrieben wird.

Und ja, Herr O.F., wie hat Ihnen mein Text gefallen? Entsprach seine Selbstgefälligkeit Ihren Erwartungen?

„Mit sanftem Tourismus verdient man kein Geld“….

Kolumne im Anzeiger von Saanen

… sagte Otto Steiner aus Sarnen, seines Zeichens Entwickler für Projekte im Tourismus, für Museen und Markenwelten der Hotel Revue. Tatsächlich muss jede Destination, jedes Museum und jede Marke ein Alleinstellungsmerkmal haben. Vorzugsweise muss das Thema von der einheimischen Bevölkerung gelebt werden. Nicht marktschreiend, sondern subtil und intelligent. Ehrlich halt.

Lord Yehudi Menuhin mit  Paul Valentin

Lord Yehudi Menuhin mit Paul Valentin

Wir im Saanenland haben die besten Voraussetzungen für eine aussergewöhnliche Inszenierung. Wir haben eine sechzigjährige Tradition mit klassischer Musik, eine fantastische Landschaft zusammen mit einer gelebten Landwirtschaft.  Wie besiegelten 1956 Paul Valentin (ehemaliger Kurdirektor von Gstaad) und Lord Menuhin, Valentin’s Idee von Sommerkonzerten (dem heutigen Menuhin Festival) in Gstaad? Bei einem Glas Milch!

Wie aber kombiniert man nun die drei unterschiedlichen Komponenten Musik, Landschaft und Landwirtschaft zu einem stimmigen Produkt? Mit einer breit abgestützten Kommission aller Interessenvertreter?

Die hatten wir schon. Effektiver sein könnte eine kleine, feine Gruppe aus kompetenten Leuten, die analysieren können, sowie aus kreativen Leuten, die um die Ecke denken. Sie können etwas zustande bringen, das die ganze Region begeistert. Etwas, das zu einem Teil des regionalen Selbstverständnisses wird. Etwas das als ein neues touristisches Produkt Gestalt annimmt, das wir Einheimischen ungekünstelt vor- und ausleben und unseren Gästen näher bringen können. Wert schaffen, Wert schöpfen.

Erste kleine Inszenierungen sind bereits umgesetzt, wie der Menuhin-Weg, das Menuhin Museum, Heimat Museum, der Käseweg, die Alpwirtschaft in den Sommermonaten und die Käse-Grotte. Jesses, Klammer auf: da liessen sich schon über den Namen „Grotte“ ganze Seiten von Kolumnen schreiben. Ist eine Grotte nicht ein Gebäude, welches eine Felsenhöhle vortäuscht? Wir legen unseren wunderbaren, echten Alp Käse in ein vorgetäuschtes Gebäude. Wo bleibt der Stolz? Item. Klammer zu.

Menuhin, das ist Klang. Wir könnten unsere Berge erklingen lassen. Wir könnten eine berührende, eine erlebbare Geschichte erzählen mit einer kleinen Rundwanderung. Wieso nicht auf dem Rellerli, mit dem Weitblick in vier Kantone? Wir könnten in der Kirche in Saanen mittels einer Video Installation das Menuhin Festival jederzeit und immer erlebbar werden lassen. Aber für solche Produkte müssen wir auch Ideen zulassen, die womöglich komisch anmuten und nicht mehrheitsfähig scheinen. Ideen von aussen, vielleicht von Leuten die keine vorgefasste Meinung haben und nicht schon im Voraus wissen, dass es sowieso nicht klappt.

Es ist ungemein wichtig, dass wir uns jetzt bewegen. Wir brauchen eine erlebbare, fühlbare und ehrliche Inszenierung, die uns ein Alleinstellungsmerkmal gibt. Damit die Gäste schon zu Hause wissen, dass sie bei uns etwas erwartet, das sie an keinem anderen Ort der Welt so erleben können. Das stärkt uns auch im Preiskampf, denn je unvergleichlicher ein Angebot desto unvergleichbarer sein Preis. Gehen wir mit einem gesunden Selbstbewusstsein in die Zukunft, sehen nicht hinter jeder Idee eine Verschwörung und reden wir nicht jeden Impuls schon vor seiner Entstehung wieder kaputt. Die Saaner leben und arbeiten doch in einem offenen Tal und sind doch auch ein offenes Volk. Oder?

Zusammen gehts besser

Meine Kolumne im Anzeiger von Saanen
Und ja, ein paar Sätze die da unten auftauchen habt Ihr hier in einem anderen Zusammenhang schon gelesen. Es ist dies quasi eine Zusammenarbeit von verschiedenen Sätzen zu einem neuen Beitrag. So funktioniert das. Und sowieso, Zusammenarbeit ist einfach wichtig. Wichtiger als je zuvor.

Viel Zeit ist vergangen seit meiner letzten Kolumne. Und vieles ist geschehen unterdessen. Die Masseneinwanderungs-Initiative wurde angenommen. Die Zweitwohnungs-Initiative wurde angenommen. Der Euromindestkurs wurde aufgehoben. Das sind drei harte Brocken für die Exportwirtschaft und den Tourismus, besonders für jenen in den Bergregionen. Wir stehen vor grossen Herausforderungen. Und wenn wir die bewältigen wollen, müssen wir zusammenrücken. Die Voraussetzungen dazu haben wir.

Zusammenarbeit zum Ersten

Schauen wir uns die Hotellerie im Saaneland an. Am 29. November 1968 haben 11 vorausschauende Hoteliers unter Anführung von Marcel Burri und Hansruedi Schärer, dem damaligen Direktor im Palace, die Hotel-Zentral Wäscherei nicht nur ins Leben gerufen sondern auch gleich gebaut. Im ersten Geschäftsjahr 69/70 wurden 240‘000 Kilo Wäsche gewaschen und damit 331‘000 Franken umgesetzt. 45 Jahre später wäscht die Zentralwäscherei 1,018,000 Kilo  Wäsche für 25 Mitglieder und erzielt damit einen Umsatz von 4,03 Millionen Franken. Im letzten und in diesem Jahr werden von der Hotelzentralwäscherei weitere 37 Millionen investiert, etwa hälftig in einen Neubau an der Dorfrütistrasse und an Mitarbeiter Chalets am alten Standort. Dies alles war und ist nur möglich, weil initiative Leute Kräfte gebündelt haben. Und weil alle Genossenschaftsmitglieder solidarisch sind. Wenn jedes einzelne Hotel eine eigene Lingerie hätte bauen müssen, sähen die einzelnen Rechnungen ganz, ganz anders aus.

Zusammenarbeit zum Zweiten

Vor ein paar Jahren hat der Hotelierverein Gstaad Saanenland für unsere Mitarbeitenden die Internetplattform Yourgstaad lanciert. Darin finden potentielle und zukünftige Mitarbeitende alle Informationen und Kontakte, die sie zum Leben in der Schweiz und in der Region benötigen. Der StaffClub bietet Mitarbeitenden Benefits in Hotels und Restaurants. Mitarbeitende können kostenlose Weiterbildungen besuchen, die Kurse gelten als Arbeitszeit. Finanziert werden diese top Angebote durch den Hotelierverein respektive durch dessen Mitglieder. Bislang haben wir über 250’000 Franken in diese schweizweit – denke sogar europaweit – einzigartige Plattform investiert.

Zusammenarbeit zum Dritten

Ein paar weitere eindrückliche Zahlen: 17 Hotels im Saanenland machen einen Umsatz von 47 Millionen Franken mit Essen und Getränken. Sie kaufen Nahrungsmittel ein für 10,5 Mio. Franken. Davon werden 7,1 Millionen im Saanenland ausgegeben. Das sind über zwei Drittel. Die ganze Region profitiert

Es geht bei dieser Aufzählung nicht darum, den Hotelierverein zu beweihräuchern. Sondern darum aufzuzeigen, dass Zusammenarbeit immer einen Mehrwert hat.

Also verschwenden wir keine Energien in Hahnenkämpfe. Betrachten wir unsere Herausforderungen im Ganzen und im Hinblick auf den grösstmöglichen Erfolg Aller. Die fantastische Natur im Saanenland bietet fantastische Produkte, hergestellt und gepflegt von fantastischen Menschen. Wir sind eigenständig und niemand, auch im Entferntesten aller Winkel der Welt, einfach niemand kann uns und unsere Gegend kopieren. Wir sind kein Trend und wir sind kein Konzept, sondern wir sind wir! Die Menschen, die Landwirtschaft, der Tourismus machen diese Region unverwechselbar und damit zu einer Marke.

Es ist doch so: Nur wer sein Chuewägli verlässt, entdeckt Neues, hinterlässt Spuren und bewegt etwas. Dem Saanenland tun neue Ideen und eine andere Denkweise gut. Also kitzeln wir die Kuh, damit sie die Milch sprudeln lässt.

Apropos Milch: Mir ist es bis heute ein Rätsel, dass sich die drei Milchgenossenschaften (noch?) nicht zusammengeschlossen haben. Dass jede Molkerei immer noch für sich allein vor sich hin investiert. Eine  Zusammenarbeit würde Kräfte freisetzen, welcher ein Einzelner nie und nimmer erreichen kann. Die Strukturen würden schlanker, die Kosten würden tiefer. Alles was es bräuchte, wäre Zusammenarbeit.

Gemeinsam packen wir’s

„Die Alpen haben Potenzial.“ Sagt GDI-Trendforscher David Bosshart. „In 20 Jahren wird die touristische Entwicklung dort stärker sein als je zuvor.“ Sagt GDI-Trendforscher David Bossart weiter. „Die einzige Voraussetzung sei, dass die Touristiker einen guten Job machen.“ Ergänzend fügt er bei: „Und der gute Job beginne mit der Gastfreundschaft.“ Doch die Touristiker können einen noch so guten Job machen, wenn nicht alle Bewohner einer Tourismusregion am gleichen Strang ziehen, passiert nämlich rein gar nichts.

Wir alle sind das Erscheinungsbild unserer Region. Egal ob Beizer, Polier, Prokurist oder Polizist. Wir werden von den Gästen als Ganzes wahrgenommen. Darum ist es umso wichtiger, dass wir ein gemeinsames Ziel verfolgen. Nämlich, dass sich unsere Gäste, wohlfühlen. Geben wir unseren Gästen ein Wohlgefühl. Behaglichkeit. Genau gleich verhält es sich bei Feriengästen. Behandeln wir sie wie Freunde. Leben wir die Gast-freund-schaft.

Unsere Region hat ein riesen Potenzial, welches wir nutzen dürfen. Die Alpen sind sexy. Alles andere als austauschbar. Die Ausstrahlung unserer Region ist in einer Welt, in der alles schnell und flach ist und in welcher es hektisch zu und her geht, umso attraktiver.

Wenn die demografische Entwicklung und die Sehnsucht nach Gesundheit anhalten, bietet dies uns ein grosses Potenzial an Besuchern. Schon heute wird der Mensch in den Grossstädten von der Geschwindigkeit, vom Zeitdruck und der Hektik bestimmt. Die Welt der Zukunft ist gross, flach, künstlich und unsicher. Was den Menschen in den Städten heute fehlt, ist vor allem dies: Musse. Zeit für sich selber. Ruhe. Tage ohne Hektik. Ein Time-out von all den tausend Eindrücken, die täglich auf uns einprasseln. Geben wir unseren Gästen Ruhe. Gönnen wir ihnen Zeit.

Wichtig wird in Zukunft sein, dass wir unsere Region als Ganzjahres Region vermarkten können. So kann die Infrastruktur über das ganze Jahr ausgelastet werden. Es ist blöd, wenn wir in nur 6 Monaten für 12 Monate Geld verdienen müssen. Die Hektik in unserer Hochsaison ist für alle zu gross. Für die Bewohner, für die Mitarbeiter wie für die Gäste. Darum muss es oberstes Zeil sein, die Saison auszubauen, damit wir über einen längeren Zeitraum Geld verdienen können.

Damit wir als Vierjahreszeiten Region wahrgenommen werden, müssen alle Leistungsträger mitmachen. Die Behörden. Die Bergbahnen, welche mindestens immer eine Bahn während 365 Tagen geöffnet haben müssen. Die Boutiquen in der Promenade müssen während 300 Tagen geöffnet sein. Auch die grossen Hotels – das Ermitage-Golf sei hier löblich erwähnt – müssen längere Öffnungszeiten anbieten. Wir alle, ob Gewerbler oder Hotelier und Restaurateur haben eine Gesamtverantwortung für unsere Region, die jeder in seinem Umkreis wahr zu nehmen hat. Es darf und kann nicht sein, dass bei ausbleibendem Geschäftsgang, sprich Logiernächten, dem Roger Seifritz und somit dem GST die Schuld in die Schuhe geschoben wird. Jeder von uns muss im Rahmen seiner Möglichkeiten für das Gesamtwohl mehr Verantwortung übernehmen. So, und nur so, können wir uns von unseren Konkurrenten abheben. Und wenn das Produkt stimmt, ist der Gast auch bereit einen angemessenen Preis dafür zu bezahlen.

Hab noch was: „Wo alle das Gleiche denken, denkt niemand besonders viel.“

Staatliche KMU Belästigung

Soll das „Hahnen“-Wasser in Restaurants gratis sein? Im Tages Anzeiger war im März ein Bericht zu diesem Thema: Hahnenburger: Sturm im Wasserglas? Darin stand zu lesen: „Viele Zürcher Gastrobetriebe bieten ihren Gästen kostenlos Hahnenwasser an. Einen rechtlichen Anspruch darauf haben allerdings nur Restaurantbesucher im Tessin.“

Genügend Auflagen machen uns Wirten und Hoteliers das Leben schwer und beschränken unseren Spielraum. Wir werden durch zahlreiche Vorschriften behindert. Zunehmend haben wir es mit Bewilligungspflichten auf allen Ebenen zu tun. Wir müssen immer mehr Aufgaben übernehmen, welche eigentlich in das Pflichtenheft des Staates gehören. Einige Beispiele? Wir sind Steuereintreiber (Quellensteuer, Mehrwertsteuer, Kurtaxen, Beherbergungstaxen, Pro Litteris, Billag und andere mehr.) Als Polizeiorgan (Nichtrauchen, Alkoholausschank, Schliessungszeiten, Ladenöffnungszeiten) werden wir gebraucht. Zudem sind wir Datenlieferanten an den Staat (Berherbergungsstatistik, Datenerhebung bei den Gästen, Betriebsstatistiken, Lohnstatistiken etc.) Gefragt sind wir auch als Staats- und Arbeitszeitkontrolleure (Lebensmittelgesetz, Hygienevorschriften, L-GAV, KOPAS usw.) Letztlich sind wir noch Konsumentenschützer (Deklaration der Produkte, Herkunftsbezeichnungen, Preisanschriften, Kartellverbote usw.)

Daten werden wie zu Urzeiten der EDV erhoben, was noch mehr Zeit benötigt und rein gar nichts mit der heutigen Technologie zu tun hat.

Klar, andere Branchen haben ebenso mit den Auflagen der Behörden zu kämpfen. Die KMU’s, der viel gepriesene Rückgrat der Schweizer Volkswirtschaft, wird in seiner täglichen Arbeit durch immer mehr Auflagen behindert. Unser Parlament schaffte es bis jetzt nicht, die Mehrwertsteuer Abrechnung zu vereinfachen. Ich schreibe hier nicht von Sondersätzen, für die standortgebundene Exportindustrie Hotellerie, aber von einem einheitlichen Steuersatz und einer vereinfachten Abrechnung.

Die drei grossen Konsumentenorganisationen ASCI, FRC und SKS schlossen sich zusammen und forderten gemeinsam, dass das Hahnenwasser der Wirte dem Gast künftig kostenlos abgegeben werden soll. Die Konsumentenorganisationen begründen ihre Forderung damit, dass für den Wasserkonsum aus Flaschen weder ernährungstechnische, noch hygienische, noch wirtschaftliche Gründe sprechen. Ganz im Gegenteil belastet der Wasser Konsum aus Flaschen im Gegensatz zum Hahnenwasser laut den Konsumentenorganisationen die Umwelt zusätzlich. Der Konsum des Hahnenwasser sei im Vergleich zum Wasserkonsum aus Flaschen nämlich rund 1000 Mal ökologischer. Zudem koste das Hahnenwasser in der Schweiz zwischen 250 bis 500 Mal weniger als das Wasser in den Flaschen.

Dies bestreitet niemand. Im Gegenteil. Viele Restaurants im Saanenland haben auf dieses Bedürfnis reagiert und eine Ausschankanlage installiert, damit das Wasser durch einen Filter fliesst. Auf Wunsch kann mit dieser Anlage dem Quellwasser Kohlensäure beigemischt werden. Kostenlos, wie dies die Konsumentenschutzorganisatoren fordern, kann es nicht sein.

Es gibt kein gratis in der Dienstleistung. Höchstens ein offeriert. Denn, das Glas, die Karaffe, die Ausschankanlage und die Abwaschmaschine wollen bezahlt sein. Die Mitarbeitenden arbeiten nicht umsonst, selbst wenn sie „gratis“ Wasser servieren.

Kurz: Ob das Wasser gratis oder offeriert ist, soll der Unternehmer, der Wirt selber entscheiden. Nicht eine Konsumentenschutz Organisation. Ach, ich lass mich jetzt dann auch schützen.

Lange nichts mehr gelesen

Ja, lang ist’s her. Irgendwie war ich ausgeschrieben. Hatte einfach keine freien Buchstaben mehr. Dafür habe ich eine Kolumne für die Zeitschrift „Hotelier“ geschrieben. Mir stinkts – als Genussmensch Sollten Sie diesen Link lieber nicht öffnen wollen, so können sie die Kolumne hier lesen:

Mir stinkts – als Genussmensch

Den einen stinkts wenn geraucht wird. Mir stinkts, wenn mir vorgeschrieben wird, wo ich rauchen darf. Ich muss vorausschicken, dass ich in meinem ganzen Leben vier Zigaretten geraucht und dann gekotzt habe. Beim blossen Gedanken daran wird mir schon wieder schlecht. Ich bin Genussraucher. Nach einem feinen Essen eine Zigarre. Nach einem schlechten erst recht. Hie und manchmal eine Pfeife. Dazu mein Lieblings-Whisky. Oder an einem verregneten Nachmittag in einer schönen Cigar-Lounge eine Zigarre mit einer Tasse Grüntee. Oder Champagner, da sage ich eh nie nein. Ganz schön, sich dem Müssiggang hingeben: Ich nehme mir eine Zigarre, lese in „die Zeit“, dieser schrecklich unhandlichen Zeitung mit den guten Texten, und blicke zwischendurch dem blauen Rauch nach. Noch mehr Genuss ist es, wenn ich mir eine Zigarre im Kreise von Gleichgesinnten gönne. Wir reden über Gott und die Welt. Hin und da verbessern wir die Welt. Gott lassen wir Mensch sein.

Mir stinkts – als Mensch

Am Tag der Arbeit, dem 1. Mai tritt das Gesetz zum Schutz vor Passivrauchen – oder das Raucherverhinderungsgesetz  – oder das Gegenrauchergesetz – oder das KMU-schädigende Gesetz auf Bundes Ebene in Kraft. Am Tag der Arbeit! Ganz Links geht mitten in den Strassen auf die Barrikaden. Und in Glanzschweiz darf Frau und man in öffentlichen Räumen nicht mehr rauchen. Das sehe ich jetzt noch ein. Wer raucht schon in einem Spital. Oder in einem Kantonsparlament. Au, halt, das bringt mich auf die Parlamentarier in den Kantonen. Fast jeder Kanton hat sein eigenes Rauchgesetz gebastelt. Es entstand ein Wirrwarr an Gesetzen. Wie soll man sich zu recht finden, wenn in jedem Kanton anderes Recht gilt? Es wäre doch Genüge getan, wenn alle Kantone sich dem Bundesgesetz unterworfen hätten. Wir Genussraucher hätten gewusst, wann wir wo genussrauchen dürfen.

Jetzt, wo das Rauchen überall verboten ist, hätte ich ein paar Vorschläge für noch mehr Gesetze: Das Bier verbieten, die Mitgäste könnten ja eine Passivfahne einatmen. Und das Sprechen, die Mitgäste könnten ja von unbedachten, mitgehörten Worten passivverschreckt werden, oder sogar wegen Passivmundgeruchs tot von Sessel kippen. Bumm. Und das Essen, die Gäste könnten ja von Passivdüften vergiftet werden. Und das Leben, die Mitgäste könnten optisch von Passivbewegungen belästigt werden. Kurz: Ab sofort sollte das Bewirten von fehlerhaften Gästen verboten werden, entsprechende Subjekte müssten beim Betreten des Lokals erlegt werden. Päng.

Mir stinkts – als Hotelier und Beizer

Irgendwann war es voraussehbar, dass in Helvetien das Rauchen eingeschränkt wird. Zuerst die irren Iren, dann die Italiener. Wir Schweizer trenden hinterher, nachdem Herr Professor Doktor Gutzwiller die „FDP – die Liberalen“ auf Lunge komm raus gegen die Raucher instrumentalisiert hat. Natürlich lasse ich mir als freier Unternehmer nicht gerne durch ein Gesetz vorschreiben, wie ich meine Restaurants zu positionieren habe. Aber das Gesetz ist nun einmal formuliert und da gilt es das Beste daraus zu machen.

Aus rein menschlichem Bedürfnis, bin ich lieber Gast als Hotelier. Nehmen wir an, lieber lesender Hotelier, ich sei Gast in einem Ihrer schönen Hotels. Sagen wir mal, im oberen Segment. Vor dem zu Bett gehen komme ich auf die wahnwitzige Idee, ich könnte noch ein wenig geniessen. Eine Zigarre mit einem oder besser zweinem Getränk. Doch, oh Schreck, ich finde keinen gesetzlosen Raum.

Ich meine, es muss an uns Unternehmern liegen, dass wir unseren Gästen ab einem bestimmten Segment, ein, dem jeweiligen Kantonsgesetz entsprechendes, schönes Fumoir anbieten. Anbieten müssen. Bei näherer Betrachtung sind Genussraucher bei artgerechter Haltung zufriedene Menschen, die keinen Stress möchten, dafür aber Geld ausgeben. Darum werte Hoteliers, investiert in den Genuss. Wir Genussraucher werden es euch durch unser Kommen danken.

Bergschnee & Talschnee

Meine Kolumne im „Anzeiger von Saanen“ vom 19. Februar 2010

Schneefall zum Ersten:
Wir freuen uns über jeglichen Schneefall. Im Fall. Im Sommer natürlich weniger. Aber ab Mitte Oktober kann‘s losgehen. Weil dann lassen wir rund um die Saaner Alpen schneien. Sind ja für alle Eventualitäten vorbereitet. Könnte ja sein dass… Googlen wir mal Schneekanone und schauen wir bei Wikipedia unter Punkt 6 beim Inhaltsverzeichnis „ökologisch und ethische Problematik“ an. Etwa 3‘100 Schneeerzeuger werden Europaweit eingesetzt. Diese verbrauchen 260‘000 MWh Strom. Somit verbrauchen die Schneekanonen Europas jährlich soviel Energie wie eine Stadt mit 150‘000 Einwohnern und soviel Wasser wie Hamburg. Forscher haben festgehalten, dass in den französischen Alpen bis zu 70% weniger Wasser in den Bächen und Flüssen fliessen. Die Vorderseite: Schneekanonen werden verwendet, um Schnee zu ersetzen, der durch den Klimawandel ausbleibt. Die Rückseite: der hohe Energieverbrauch selber trägt wieder zur Verstärkung des Klimawandels bei, was wiederum nach noch mehr Schneekanonen schreit. Auch im Saanenland schreien wir nach schneeerzeugenden Maschinen. Nach dem Schreien kommt das Investieren. Hang um Hang wird mit künstlichem Schnee bedeckt, auf dass die Bergbahnen voll gepackt mit Skimenschen, auf die Berge fahren. Richtig saublöd wird es erst, wenn die Bergbahn defekt ist weil zu rostig. Das ist Zufall. Der kann ja nicht wissen, dass er nicht geplant war.

Schneefall zum Zweiten:
Im Tal drunten schneit‘s natürlich. Lautlos bis in die frühen Morgenstunden. Ein paar Zentimeter reichen und eine Armada von Megaschaufeln, die von Riesenrädern getragen werden, kommen in Gang gesetzt durch die Strassen. Das Motto: Asphalt raspeln. Rückwärts – vorwärts – seitwärts – bergwärts – talwärts. Es wird geraspelt bis der Asphalt fliegt. Weg muss er. Der Schnee. Einfach nur aus dem Weg, damit der Weg frei wird für Fuss- wie Autogänger. Selbst Land Rover und Jeep Ladys können somit gekonnt durch die Kurven gleiten. Die Promenade wird hergerichtet wie ein Green auf einem Golfplatz. Alles auf den Zentimeter genau freigeschaufelt. Da können wir sauglatt mit Discoschlappen vor die Boutique schlifern.

Aufgepasst, jetzt wird‘s un-ironisch. Es darf nicht zum Kreislauf werden, dass wir im Tal den Schnee in den Louibach kippen und ein paar Meter weiter unten den nicht mehr gefrorenen Schnee als Wasser aus der Saane auf den Berg pumpen. An einem Ort übelt der Schnee vor sich hin, ein paar Meter weiter oben wird Schnee auf Frau Holle komm raus erzeugt. Räumen wir den Schnee weniger hektisch. Lassen wir mal hie und mal da einen Haufen, Schneehaufen bleiben. Dieser Schneehaufen könnte von Kindern berutscht, behüpft und belacht werden. Auch auf den Strassen darf es Schnee haben. Wir müssen nicht mit achtzig durch die Strassen rädern. Lassen wir Langsamkeit in unser Leben. Es geht dann nämlich auf einmal alles schneller.