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Hat der Tourismus eine Zukunft?

Um die Frage gleich zu beantworten: Der Tourismus, wie er heute ist, darf es in Zukunft nicht mehr geben. Unsere Gäste wollen diesen Tourismus nicht mehr. Sie suchen die heile Bergwelt. Die Annahme dieser saublöden Zweitwohnungsinitiative hat es gezeigt. In der Vergangenheit ist zu viel falsch gelaufen.

Wie im Film „Was gönd mi Gäsch aa“ aus dem Kleinwalsertal richtig gesagt wird: Der Tourismus findet nicht für den Gast statt, sondern basiert in erster Linie auf den Einheimischen. Und entsteht durch die Einheimischen, die Freude an der Begegnung haben. Und genau die Freude an der Begegnung ist vielen Einheimischen – auch im Saanenland – abhanden gekommen.

Gehen wir vorwärts und besinnen uns zurück auf den Ursprung. Schon 1548 (!!)  wurde auf den Alpen rund um Gstaad der „Saaner Hobelkäse“ hergestellt. Der Hobelkäse wird  heute noch auf den über 90 Alpen wir vor anno dazumal, über offenem Feuer in einem Kupferkessel hergestellt. Welche andere Region kann das bieten? Dies ist ein USP, welches so schnell nicht kopiert werden kann.

He Saaner, auf was warten wir eigentlich noch?

Mit einem Kuhbildli auf dem Joghurt-Becher ist kein Preis zu gewinnen.

100205AvS1_Seite_1Im Anzeiger von Saanen vom 5. Februar 2010 ist ein interessanter Artikel. Verbündeltes Marketing. Tourismus und Landwirtschaft. Das Parlament forderte bereits vor fünf Jahren die vom Bund finanzierten Marketing Organisationen zum näheren Zusammenrücken auf. Davon versprach man sich Kosteneinsparungen, Bündeln von Synergien mit einer breiteren Durchschlagskraft.

Der AvS stellt nun drei Exponenten (Roger Seifritz, Tourismus Direktor, Erich von Siebenthal, Bauer und Nationalrat wie Thomas Frei, Berghotelier) die Frage, wie es mit den gemeinsamen Anstrengungen im Saanenland aussieht.

Meine Ansicht ist, dass unser Denken viel weiter gefasst werden muss. Die Rädchen aller Dienstleister in einer Destination müssen ineinander greifen. Nur so können wir unsere Stärken ausspielen und unseren Konkurrenten voraus eilen. Von mir aus müsste ein Volkswirtschaft Direktor (zB Roger Seifritz) die Federführung übernehmen. So, dass alle am gleichen Strick ziehen.

Die Ansichten „unseres“ Nationalrates Erich von Siebenthal. Viele Worte und nichts Konkretes. Politiker eben. Es ist zu kurz gedacht, dass Landwirte einen Nebenerwerb haben müssen, ihre Höfe für Übernachtungen nutzen und ihre Produkte inszenieren sollten. Wenn Bauern einen Nebenerwerb brauchen, könnte es doch heissen, dass ein Bauer den Hof aufgibt, dafür der Nachbar den freien Hof bewirtschaftet. Übernachtungen auf Bauernhöfen – hmm, wenn die Hotelbauern mit gleich langen Spiessen (Hygiene Anforderungen, MwSt. etc.) wie wir  Hoteliers kämpfen, ist es tolerierbar. Dass Produkte „inszeniert“ werden und unter der Dachmarke Gstaad verkauft werden, bedarf es keiner Diskussion. Das ist/sollte selbstverständlich sein.

Roger Seifritz sagt im Artikel, dass der Schulterschluss gemacht ist. Da hat er recht. Nur müsste dieser Schluss zu Ende gedacht werden. Wie wäre ein „Organic Resort Gstaad“. Und genau dafür, bräuchte es einen Man wie Seifritz, der Zusammenhänge erkennt. Und somit zu einem Projekt wie „Organic Ressort Gstaad“ zum Durchbruch verhelfen könnte.