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Entrepreneurship

Kurz und bündig. Wir brauchen mehr Unternehmer und Patrons die sich für Ihre Unternehmung mit Haut und Haaren einsetzen.

Ausführlich: In meinen nun schon 41 Jahren in der Hotellerie & Tourismus habe ich so einiges gesehen. Zum Beispiel Arnold Graf, der Besitzer meines Lehrbetriebes Hotel Bahnhof in Schaffhausen. Dann einen wahrhaft Grand Monsieur Zumtaugwalder vom ebenso Grand Hotel Zermatterhof. Natürlich waren noch andere dabei, der Sepp Müssgens vom Margna in Sils. Aus der Ferne beobachtete ich weitere Eigentümer die ihre Hotels selber führten wie Heiner Lutz und Laurenz Schmid vom Ermitage in Schönried. Die Familien Kienberger und Dietrich im Waldhaus Sils, Familie Züllig auf der Lenzerheide und und und. All sie haben aus selber erarbeiteten Mitteln immer wieder in ihre Häuser investiert. Ihr Tun und Handeln war immer langfristig geprägt. Diese Kraftwurzeln von Menschen haben eines gleich: sie setzten und setzen sich noch immer mit Haut und Haaren für ihren Betrieb ein.

Und dann haben wir dieses Mäzenatentum. Leute, die ein Hotel als Hobby besitzen. Der Vorteil ist, dass sie Hotels auf Vordermann bringen, die es vielleicht gar nicht mehr gäbe. Diese Hotel-Mäzene schmeissen mit Geld um sich, verwirklichen ihre Träume und tauschen ein paar bemitleidenswerte Direktoren aus, bevor sie merken, dass sie nebst den Investitionen für das Gebäude auch den jährlichen Betriebsverlust zu begleichen haben. Sie vergessen die Software, den Spirit, das Innenleben. Und diese Schlüsselkriterien lassen sich zum Glück nicht kaufen. Sie machen so viele Fehler beim Bau ihrer Bubenträume, dass es einem darob graust. Das aktuellste Beispiel ereignete sich im 5-Sterne-Hotel Park in Gstaad. Bis der bemitleidenswerte neue Direktor Post nur schon weiss was hinten und vorne ist, kann Donatella Bertarelli mal wieder ein paar Franken nachschieben. Schuld ist dann der General Manager Post.

 

Wenn ich schon grad am Schreiben bin, habe ich noch was. Nämlich ein Interview mit dem Schweizer Manager Stefan Leser, Nummer 1 der Jumeirah-Group im „Travel.“ Mit Sicherheit ein grossartiger Manager. Sonst wäre er nicht auf diesem Stuhl. Aber an seinen Aussagen spürt man den General Manager und nicht die eines Unternehmers.

 

 

Zwei drei Äusserungen haben mich stutzig gemacht. Ob er in Dubai als „impatient man“ am richtigen Ort sei wurde er gefragt: „… In Dubai legt man irgendwann mal los, zieht ein Projekt durch und fragt, Waht’s next?“ Da kratzt sich der Berghotelier in den Haaren und denkt sich, habe ich mein selber verdientes Geld für die nächsten Investitionen schon beisammen?

 

 

Bei der Frage zur Einschätzung zum Schweizer Tourismus, erlaubt sich Leser zwar kein Urteil, dennoch meint er, dass in den Destinationen zu wenig in die Infrastruktur investiert wurde. Nähme mich wunder, was der Sigi Asprion aus St. Moritz darauf antworten würde. Die Gemeinde St. Moritz hat Abermillionen in ihre Infrastruktur wie Bergbahnen, Heilbad etc. investiert.

Was meinen Gring erröten liess, ist seine Aussage: …“eine Frage muss sich im Tourismus jeder stellen: Sind wir eine Destination für die Gäste? Die Österreicher wissen, dass sie eine Destination für Gäste sind, und ernten jetzt auch die Früchte…..“ Ähm, entschuldigen Sie Herr Leser, unsere Nachbarn aus den nahen Osten haben in den letzten 10 Jahren 6 Mia. Euro in die Bergbahnen investiert. Bei stagnierender Tendenz der Ersteintritte. Die Österreicher haben im Winter 15/16 ein plus von 4% Nächtigungen. Gedanklich ist der Winter bei den Österreichern mit Schnee verbunden. Bei genauerer Betrachtung erfolgte die Steigerung aber in den Städten (+6%) und in den Orten mit Thermen. Die Bergregionen sind im Minus. (Quelle: Franz Hartl).

Wir haben im Tourismus Fehler gemacht. Das schleckt keine Kuh weg. Wie ich aber meine, haben wir in der Schweiz eine grössere Innovationskraft als unsere Freunde vom nahen Osten Österreich. Dass wir in der Schweiz doppelt so hohe Löhne zahlen als im benachbarten Ausland, schreibe ich jetzt nicht. Und dass uns die Handelshemmnisse im Freihandel im Agrar- und Lebensmittelbereich teurere Preise bescheren als im benachbarten Ausland, schreibe ich auch nicht. Das mit dem Euro sollte bekannt sein.

 

Danksagung

Waldhaus NewsWelch eine freudige Überraschung. Heute Morgen bekam ich die Waldhaus News. Die Gäste Zeitung eines meiner Lieblingshotels, dem Waldhaus in Sils, mit einem Wanderhotelier-Artikel zum Thema: Mäzenatentum in der Hotellerie.

Für das liebe Schlusswort (Thomas und Brigitte Frei sind gut unterwegs – auch, aber nicht nur, zu Fuss und nicht nur im engen Sinn des Wortes offen für neue Wege und das, was sie dort sehen) und für den Abdruck bedanke ich mich freudig bei den Familien Kienberger und Dietrich. Auf bald, in Eurem Waldhaus.

Über Twitter bekam ich von Marc (@slartbart) einen Link zu einem fantastisch genialen und sackstarken Artikel. Genau so ist es, wie der Verfasser des Artikel es beschreibt. Nicht der Gast sucht eine Bar, Hotel oder Restaurant aus, sondern die Bar, das Hotel oder Restaurant such sich den Gast aus. Man könnte auch sagen, die Bar, das Restaurant oder das Hotel muss sich richtig positionieren damit es für die angesprochene Kundschaft klar erkennbar ist.

 

Heute ist sowas von gestern

EditorialDie aktuelle Zeitung ist von gestern. Irgendwie. Mein absoluter Lieblings-Hotelier-Journalist Hans R. Amrein, hat in seiner neuen Ausgabe seines Heftes “Hotelier”, im Editorial die Hotelflüsterer, auch Mäzene genannt, hochgelobigt. Wahrscheinlich fast sicher, hat er das Geschriebene vor der Verleihung an die Druckerei abgeliefert. Denn, nicht wie von Amrein geschrieben, dass der Niklaus Leuenberger auf unbestimmte Zeit dem GaultMillau Hotel des Jahres, The Alpina erhalten bleibt stimmt (leider), denn am Tage nach der Verleihung war schon wieder alles anders. So sind nun mal Mäzene. Lieber Hans. Ethik kennen solche Leute nur vom Duden. Anstand auch. Darum ist das heute Gesagte morgen schon wieder anders.

Und, Hans, hier schreibt nicht etwa mein Neid, wie Du uns Dürewurstlerhoteliers in Deinem Editorial unterstellt hast. Hier spricht der Verstand. Ich bin weit weg von Neid. Ich kenne dieses Gefühl nicht einmal. Diese ganzen Paläste sind menschenleer. Seelenlos. Genau diese Schlüsselkriterien lassen sich zum Glück nicht kaufen. Wahre Hoteliers sind in meinen Augen die Kienberger’s und Dietrich’s im Waldhaus in Sils Maria. Seit 1908 im Familienbesitz. Liebevoll eingerichtet. Keine Umbauten, keine Erweiterungen ohne das feine Gespür für die Geschichte und den Spirit des Hauses. Ein Hotel voll mit Leben. Mir ist kein von einem Mäzen erbautes Hotel bekannt, welches diesen Anspruch erfüllt.

Oder etwa meine Kollegen hoch über Gstaad in Schönried. Die Herren Lutz und Schmid, denen Du zwar zu ihrem neuen CEO gratulierst, aber gleichzeitig den Gratistipp mit auf den Abschiedsweg gibst, dass das Beatus ein Facelifting dringend nötig hat (im April wurde im Beatus 800’000 Stutz in die Hotelhalle investiert). Und, dass der  SPA im Ermitage nicht mehr den heutigen Erwartungen, die man an ein Fünfstern-Haus hat, entspricht. Aber Hallo! 4,7 Millionen (4’700’000) Franken wurden vor zwei Jahren in das 3500 m2 grosse Ermitage SPA investiert. Und jetzt kommst Du mit Deinem Tipp, dass das SPA im Ermitage nicht Fünfstern gerecht sei. Halloooooo. Haaaans…. !

Achtung, jetzt geht’s los: Ihr selbstverliebten Journalisten habt keine Ahnung, wie viel Herzblut selbstständige Hoteliers, ohne Mäzenatentum, in ihre Häuser investieren. Jeder Rappen den wir mit unseren Hotels verdienen, fliesst wieder in die Hotels zurück. Für Erneuerungen und Facelifting aller Art. Nach dem Motto: unsere Gäste liften sich ihre Grinder und wir das Hotel. Haha, das war jetzt ein Schenkelklopfer. Hans.

Hotellerie als Hobby

image„Für mich ist die Hotellerie mehr Hobby. Damit Geld verdienen ist schwer.“ Sagt der vier Milliarden schwere Klaus-Michael Kühne der Schweizer Illustrierten. Der muss es ja wissen. Denn er und sein Vater wie Grossvater verdienten die Milliarden nicht mit der Hotellerie, sondern mit der Logistikfirma Kühne + Nagel (63‘000 Mitarbeiter, 20.7 Milliarden Franken Umsatz und in 100 Ländern tätig). Womit sie den Nagel auf den Franken getroffen haben.

Weiter sagt er in der Schweizer Illustrierten über sein 38 Millionen Euro Hotel Castell Son Claret, dass aller Anfang schwer sei. Dass er mehr Gäste brauche.

Was denkt sich bei diesen Worten der wandernde Berghotelier? Zuerst denkt er an einen menschlichen Schliessmuskel. Dann denkt er, dass der Mann grundsätzlich recht hat: Als Hotelbesitzer wird man nur Millionär, wenn man vorher Milliardär war.

Der nachfolgende Satz, kommt aus meinem tiefsten Innern: Diese Hotelmäzene gehen mir langsam auf den Keks. Sie schmeissen mit Geld um sich, verwirklichen ihre Träume und tauschen ein paar bemitleidenswerte Direktoren aus, bevor sie merken, dass sie nebst den Investitionen für das Gebäude auch den jährlichen Betriebsverlust zu begleichen haben. Sie vergessen die Software, den Spirit, das Innenleben. Und diese Schlüsselkriterien lassen sich zum Glück nicht kaufen. Sie machen so viele Fehler beim Bau ihrer Bubenträume, dass es einem darob graust.

Es geht auch anders. So wie zum Beispiel im Waldhaus in Sils. Seit 1908 im Familienbesitz. Liebevoll eingerichtet. Keine Umbauten, keine Erweiterungen ohne das feine Gespür für die Geschichte und den Spirit des Hauses. Ein Hotel voll mit Leben. Mir ist kein von einem Mäzen erbautes Hotel bekannt, welches diesen Anspruch erfüllt.

Das Mäzenatentum in der Hotellerie hat noch eine andere Seite. Weil die ihre Kästen nicht voll kriegen, denken die Mäzenhoteldirektoren ganz ganz fest über kreative, einmalige Lösungen nach. Und dann, heureka, senken sie die Preise. Man will dem Geldgeber ja ein wenigstens halbwegs gefülltes Hotel präsentieren können. Wir Normalos aber können unsere Preise nicht beliebig senken. Wir brauchen einen Gewinn. Zum Reinvestieren. Also powern wir persönlich  mehr und denken uns allerhand aus, um unsere Gäste bei uns zu behalten.

Als Gast ist es natürlich grandios, von Zeit zu Zeit im Luxus schwelgen zu können, ohne den dafür notwendigen Preis bezahlen zu müssen. Dabei können die Relationen verloren gehen, also das Bewusstsein, was ein Hotel in welcher Kategorie zu bieten in der Lage ist. Ab und zu merke ich das im eigenen Haus. Wenn Gäste mit Ansprüchen kommen, die ein 4-Stern-Hotel schlicht nicht erfüllen kann.

Ich bin trotzdem gerne Hotelier. Darum fröne ich jetzt mal meinem Hobby: Ich wandere mit meinen Hotelgästen mit Stock über Stein und von Bächlein zu Bächlein, vorbei an Alpen mit Kühen drauf. Manchmal schauen die Bauern aus ihren Häusern und rufen uns zu, ob wir nicht bei ihnen hereinschauen wollten, auf ein Stück Alpkäse.