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Eigene Meinung

In meiner Funktion als Hotelier mit öffentlichen Restaurants, soll ich mich nicht politisch äussern. Sagen sie. Es könnte ja sein, dass der/die eine oder andere nicht mehr kommt. Solche Ratschläge schlage ich in den Wind. Hier und jetzt: Ich habe eine Meinung (im Gegensatz zu gewissen Nationalratlosen). Und ich äussere sie. Zum Beispiel mit einem Leserbrief im Anzeiger von Saanen, mit folgendem Wort. Laut:

LeserbriefSaanenland. Wo Milch und Subventionen fliessen.

„Emil Trachsel, Präsident der SVP Sektion Saanen, begrüsste die Anwesenden der Parteiversammlung mit der freudigen Erfolgsmeldung über die Annahme zur Masseneinwanderungs-Initiative.“ So stand es im Anzeiger von Saanen vom 4. März.

Tatsächlich geben 66,7% im Bezirk Obersimmental/Saanenland und 61,3% in der Gemeinde Saanen auf den ersten Blick Anlass zum Jubilieren. Wieso sich die ländliche Bevölkerung und insbesondere noch die, vom Tourismus abhängigen Regionen für die Annahme dieser Initiative ausgesprochen haben, ist mir ein Rätsel.

Ich meine, es gibt im ganzen Saanenland kein einziges Hotel/Restaurant, kein Baugeschäft, kein Spital ähm ja, das haben wir ja gar keines mehr, welches auf ausländische Arbeitskräfte verzichten kann. Mit der Annahme wird uns Unternehmern der Zugang zum Arbeitsmarkt mit bürokratischen Blockaden und Mehraufwand erschwert. Vom anfallenden Verwaltungsaufwand bei Bund und Kantonen ganz zu schweigen.

Jubilieren ist meiner Meinung nach fehl am Platz, denn mit dem Ja vom 9. Februar haben wir uns selber ein Bein gestellt. Es zeichnet sich ein schwerer Konflikt mit den weitaus wichtigsten Partnern unserer Wirtschaft ab. Viele wollten ein Zeichen gegen „die da oben“ setzen, doch das Ja wird sich als ein Stich ins eigene Fleisch erweisen.

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Jetzt möchte ich noch ein paar Worte an meine lieben Mitbürgerinnen und Mitbürger vom Bauernstand richten. Ich schätze Euch und bewundere, wie Ihr tagein tagaus arbeitet. Ich liebe Kühe mit Hörnern und komme mit meinen Gästen liebend gern zu Euch, auf Eure Alpen. Ihr bewirtet unsere Gäste, erzählt ihnen – mehrsprachig! –  von Eurem Leben, währenddem Ihr mit berechtigtem Stolz, Euren fantastischen, selbst hergestellten Alpkäse hobelt. Ich werde nie verstehen, wieso ein Grossteil von Euch dieser Initiative zugestimmt hat. Ich begreife das nicht. Wir sitzen alle im gleichen Boot. Ihr bewirtschaftet Euer Land und stellt dabei super Produkte her, die wir unseren Gästen verkaufen. Um unseren Gästen einen perfekten Service bieten zu können, sind wir auf ausländische Mitarbeitende angewiesen. Ein Kreislauf der stimmt. Auch andere Branchen sind auf ausländische Mitarbeitende angewiesen. Zum Beispiel die Baubranche, Pflegedienste und was weiss ich noch alles. Ohne ausländische Mitarbeiter gäbe es keinen Wohlstand im Saanenland. Das sollten eigentlich alle verstehen.

Übrigens, wir im Bernerhof beziehen Milchprodukte und Fleisch, alles, wirklich alles vor Ort. Trotz höheren Preisen.

Und jetzt noch ein letzter Satz: Alle, die wegen meiner Meinung und dem Leserbrief nicht mehr in den Bernerhof kommen: der Bernerhof wird es überleben. Ich auch.

Eidgenössische Nichtpolitik. Teil 2

Ich habe mich ja schon einmal zur eidgenössischen Nichtpolitik geäussert. Jetzt, beim durchlesen der Hotel Revue, der Fachzeitung von uns Hoteliers, kam mir ein interessantes Interview von unserem Präsidenten, Guglielmo Brentel unter die Augen. Die wichtigsten Punkte, den Agrar-Freihandel betreffend:

  • das Agrar-Freihandelsabkommen hätte die Hotellerie und Gastronomie jährlich um bis zu einer Milliarde entlastet.
  • Das grösste Problem sind die Kosten beim Fleisch, welches den grössten Anteil der Einkaufskosten eines Hotels sind. Ein Lösungsvorschlag wäre: Schutzzölle abbauen und Importkontingente überarbeiten.
Ich hätte Vorschlag, die Nichtlandwirtschaftspolitik betreffend:
  • es darf kein Kraftfutter mehr an die Kühe verfüttert werden. Was zu geringeren „Ertrag“ sprich Milch führen würde. Es wären weniger Kühe auf den Weiden und die Übernutzung (viele Tiere auf kleiner Fläche, weniger Düngung und dadurch eine grössere Artenvielfalt) derselben würde abnehmen.

Im weiteren äusserte sich Brentel zu:

  • Mehrwertsteuererlassung für Hotelleistungen

Meine Meinung dazu: Da bin ich nicht sehr traurig, dass diese von unseren Nichtpolitikern abgelehnt wurde. Es wäre eine Ungleichheit und der bürokratische Aufwand für deren Einsetzung stelle ich mir gross vor. Zudem, hätte der Nullsatz den Gästen weitergegeben werden müssen oder wäre der „Gewinn“ beim Hotelier für dessen Liquidität geblieben? Die Diskussionen darüber mit meinen Gästen wären bestimmt spannend….

  • 100 Millionen für die SGH

Welche der Bund der Schweizerischen Gesellschaft für Hotelkredit ja gar nicht gegeben hat, sondern nur ein Eventualdarlehen versprach, im Falle einer Kreditklemme.

  • Zweitwohnungsinitiative
Sie führt am Ziel vorbei, da nicht ein Prozentsatz (20%) für die ganze Schweiz feste gelegt werden kann. Zudem würde die Initiative auch ein Baustopp für Hotels bedeuten, da praktisch keine Hotels mehr gebaut werden können, da es nicht durch Wohnungen quer subventioniert werden kann.
Alles in allem hat sich unser Präsident sehr pointiert zu diesen Themen geäussert. Darum ist er wahrscheinlich auch unser oberster Hotelier Vordenker.

Eidgenössische Nichtpolitik

Auch diese Woche erschien eine Dings, sagen wir mal Kolumne von mir im GastroJournal, der Verbandszeitung der GastroSuisse. Da hatte ich natürlich nicht so viele Buchstaben zu Verfügung, dass ich wirklich alles schreiben konnte, was ich denke. Aber hier zuerst einmal meine zusammengefassten Buchstaben:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Und, wie Zufälle einmal so fallen, hat gestern der Ständerat die Motionen Joder (SVP) (Abbruch der Verhandlungen über ein Agrarfreihandelsabkommen mit der EU) und Darbellay (CVP) (Verhandlungen mit der EU über ein Freihandelsabkommen im Agrar- und Lebensmittelbereich stoppen) beraten und zugestimmt und demzufolge die Verhandlungen mit der EU gestoppt.  G E S T O P P T . Die Argumente der Damen und Herren Ständeräte scheinen mir vom Mittelalter her zu rühren. Sie haben rein gar nichts mit marktwirtschaftlicher Öffnung des Bauernstandes zu tun. Ständerat Fön (SVP) spricht davon, man möge den Bauern die Sicherheit zurück zugeben. Eine Sicherheit gibt es in der Wirtschaft nicht. Herr Fön. Es wäre für den Bauernstand eine riesen Chance, mit Nischenprodukten in den europäischen Markt einzutreten. Die Österreicher machen uns dies vor. Und werben gemeinsam für Tourismus und Landwirtschaft. Über die Chancen, die wir uns durch die Nichtpolitik der Bauernvertreter in den Räten vergeben, spricht niemand. Und keine Partei wehrt sich dagegen. Ausser der FDP Ständerat Freitag, welcher u.a. folgende, wahren Worte in der gestrigen Debatte sagte: „…  Es gilt, ein schrittweises, kontrolliertes Vorgehen zu prüfen, damit sich die Landwirtschaft und die Nahrungsmittelindustrie auch optimal auf die Verhältnisse einrichten können, damit sie Zeit haben, sich anzupassen, und sich auch gut positionieren können. In diesem Bereich werden die Sorgen – diese gibt es tatsächlich – auch ausdrücklich aufgenommen. Auch die Wettbewerbsfähigkeit der ganzen ernährungswirtschaftlichen Wertschöpfungskette inklusive des Tourismus und der Gastronomie soll gestärkt werden. Gerade das Letztere steht dann bei anderen Traktanden wieder ziemlich im Zentrum der aktuellen politischen Debatte. Wie auch in der Begründung ausgeführt wird, sind also insbesondere differenzierte Übergangsfristen, Etappierungen bei den Zeitabfolgen und von Kontingenten aufzuzeigen…“

Ich war und bin ja auch nicht für eine Mehrwertssteuer Erlassungn für Hotelleistungen. Zu umständlich die Einführung. Zu umständlich die Erklärungen den Gästen gegenüber, wenn die paar Franken nicht an den Gast weitergegeben werden. Aber, ihr liberalen Politiker, steht zusammen und macht endlich etwas, das die Kosten der Lebensmittel senkt. Das ist eines unserer Probleme in der Hotellerie. Und da würde ich mehr Initiative verlangen. Stärnesiech.