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Ich liebe Online Kommentare


Kolumne im Anzeiger von Saanen

Vorbemerkung: Liebe Gstaader und Gstaaderinnen, liebe Damen und Herren Ladenbesitzer, die Sie tagtäglich in Ihrem Laden stehen. Ich bedanke mich für die vielen sachdienlichen Hinweise, dass ich dank meiner Unfähigkeit nicht alle Ladenbesitzer die in der Promenade ihr Geschäft haben, in der Kolumne erwähnte. Es tut mir wahnsinnig leid. Ich könnte heulen. Ich bin untröstlich. Allen voran möchte ich mich bei Reisebüro Eggenberg, bei Cigares Fuhrer Tobacco und bei meinem Nachbarn Pernet Comestibles entschuldigen. Seid bitte nachsichtig. Es war keine Absicht dahinter. Mein Unvermögen stand mir wie so oft im Weg.

Die Kolumne

In der Nacht, wenntroll ich nicht schlafen kann, lese ich Online Kommentare zu irgendwelchen Artikeln. Ich bin ein Liebhaber von Online Kommentaren. Allen voran das Gemotze über das Gastgewerbe und Tourismus. Das sauge ich förmlich auf. Wie sich Leute echauffieren bei diesem Thema. Ich arbeite in der richtigen Branche, da sind noch Emotionen vorhanden. Zum Beispiel bei Herrn O.F., der mich in einem Online Kommentar erwähnt. In drei Sätzen wirft er mir vor, an dieser Stelle selbstherrliche Kolumnen zu schreiben und bringt darin drei Fallfehler und vier Rechtschreibfehler unter. Das ist eine Leistung. Kein Wunder dass er dafür 49 Likes bekommen hat. Ein grosser Mann. O.F., diesen Namen wird man sich merken müssen.

Und dann all die honorarfreien ehrenamtlichen Ratschläge an die gastgebende Zunft, ich könnte juchzen. Expertinnen und Experten sind sie allesamt, verteilen Fachwissen und bringen Lösungsansätze, auf welche die ahnungslosen Profis aus der Gastronomie und Hotellerie selber nie gekommen wären. Zum Beispiel billiger werden. Oder besser werden. Oder netter werden. Oder alles zusammen. Das sind doch mal Ideen! Dass die Gastgeber darauf nie gekommen sind. Gut, vielleicht sind sie auch schon selber drauf gekommen, ziehen es aber lieber vor, teuer und schlecht und grantig zu sein, absichtlich, diese Halunken. Oder weil sie es nicht können? Dabei wäre es so einfach, ein erfolgreicher Gastgeber zu sein. Man muss nur die Ratschläge der Online-Kommentatoren lesen und befolgen.

Schnitt. Anderes Thema.

Ich bin von Geburt an ein Ausheimischer. Als ich im Oktober 96 nach Gstaad kam, hatte es in der heutigen Promenade Verkehr. Dazu 3 Bäckereien, eine Confiserie, zwei Blumenläden und gefühlte zwanzig von den Inhabern selber geführte Läden. Gstaad war für mich das Gegenteil von St. Moritz, woher ich kam. Gstaad lebte an 365 Tagen. In St. Moritz machten die Boutiquen mit den grossen Namen in der Zwischensaison die Schaufenster wortwörtlich dicht. Heute existieren in Gstaad unter anderen noch Blumen Stricker, Charly, Early Beck, Cadonau, Vertex, Lorenz Bach, Pernet Comestibles, Tabakwarengeschäft Cigares Fuhrer Tobacco, Reisebüro EggenbergBrand Sport, Villiger Bijouterie, Schuhhaus Romang, die Apotheke und Drogerie. Die anderen Geschäfte wurden verkauft und/oder umgenutzt. Genützt hat’s uns nichts. Das Herz von Gstaad wurde in fremde Hände gegeben. Die 365 Tage waren gestern. Heute ist die Promenade grosszügig gerechnet während fünf Monaten im Saft.

Schnitt. Gleiches Thema.

Die Bergbahnen. Angedacht wurde, dass das Eggli und das Rellerli wohlhabenden Aussenheimischen verkauft wird. Wir verkaufen Teile der lebenswichtigsten Infrastruktur, welche dem Tourismus das Blut, sprich Geld in Form von Übernachtungen etc. zuführen? Ich hoffe doch, dass auch in Zukunft noch genug Sauerstoff vorhanden ist, auf dass unsere Gäste und wir Gastgeber hier im Saanenland noch atmen und leben können. Und dass wir nicht fremdbestimmt werden und weiter Leistungsabbau betrieben wird.

Und ja, Herr O.F., wie hat Ihnen mein Text gefallen? Entsprach seine Selbstgefälligkeit Ihren Erwartungen?