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Wenn die Marge schneller als der Schnee schmilzt

Wenn die Margen in der Hotellerie schneller als der Schnee auf den Bergen schmilzt, dann, ja dann machen COOP und Schweiz Tourismus gemeinsame Sache. So geschehen am Ende des letzten Monats.

In der grössten Wochenzeitung, der COOP-Zeitung, lag eine 24-seitige Beilage: „Schneewochen: Exklusive Winterangebote.“ 20 Hotels konnten Angebote von zwei Nächten, ein Abendessen sowie Zusatzleistungen zu vorgeschriebenen 249.— Franken anbieten.

Das Positive vorweg: Schön, dass COOP in Zusammenarbeit mit Schweiz Tourismus für den Schweizer Winter bei seinen 3,6 Millionen Lesern Werbung macht. So, das war jetzt das Positive, und nun zur Hauptsache. Zur Rechnung, die dahinter steckt. Und die sieht so aus:

Von den SFR 249.00 Arrangementpreis ziehen wir 43% Lohnkosten ab. So bleiben uns 142.00. Dann kommen weitere, sagen wir mal 42.00 für das Abendessen. So bleiben noch Hundert Stutz. Wir ziehen weitere 20% Betriebskosten ab. So bleiben noch 50 Franken. Zinsen, Miete 5% dann sind wir bei 37.00 Franken. Kurtaxen, Mehrwertsteuer nochmals minus 20 Franken, dann haben wir ähm, ja 17 Franken. Sodeli, dann dividieren wir das noch durch 2 Nächte, so bleiben stolze 8.50. (Diese Prozentzahlen sind nicht aus dem Daumen gezogen, sondern offizielle Kennzahlen für ein 4-Sterne-Hotel in einer Ferienregion. Weitere Kennzahlen hier. Noch mehr Kennzahlen: hotelleriesuisse)

Mir könnte es ja egal sein. Ist es aber nicht. Denn ob diesen Killerpreisen verlieren unsere Gäste komplett die Relationen. Den Sinn dafür, welche Leistungen wieviel kosten, wenn man sie richtig berechnet. Das Bewusstsein dafür, dass ein Hotel und Restaurant einen Gewinn erwirtschaften muss, um investieren zu können. Es ist auch bis zu mir gedrungen, dass es Yield-Mänätschmänd gibt, Angebot ohne Nachfrage, nein natürlich, dass das Verhältnis von Angebot und Nachfrage den Preis bestimmt. Fluggesellschaften machen das ja schon lange. Okay, dass zwischenzeitlich ein paar Airlines das Zeitliche gesegnet haben… naja. Selber schuld. Klar ist ferner, dass ein heute nicht verkauftes Bett, morgen nicht mehr verkauft werden kann. Noch einmal, es geht mir bei solchen Preisen um das Signal, welches ausgesendet wird.

COOP verkauft schlussendlich alles über den Preis. Die stehen mit Lidl, Aldi und was weiss ich im Preiskampf. Die herzigen Tante-Emma-Lädeli sind verschwunden. Aus die Laus. Sie konnten einfach nicht so billig sein wie die Grossen. Und jetzt ist Coop auch im Tourismus als Margenzerstörer tätig. Okay, ihnen kann das ja schnurz sein, sie führen ja selber keine Hotels.

Und dass Schweiz Tourismus diese Aktion unterstützt und koordiniert, verschlägt meiner Tastatur die Buchstaben. Und mir haut’s den Nuggi raus.

Dieser Beitrag erschien vorgängig, in leicht abgeänderter Form bei Tom Brühwiler’s Blog: travelblogger.ch

Das meint die Handelszeitung dazu.