Heumilch, made in Austria

Leitartikel von Romeo Brodmann. Gelesen im Gastro Journal, vom 29. Oktober.

Heumilch made in Austria

Damit die inflationäre Schweizer Milchwirtschaft noch mehr Milch in den Markt pumpen kann, wird die Mehrheit der Kühe mit Silage, also vergorenem Futter, gemästet. Da gibt es aber ein Problem mit der bakteriologisch nicht unproblematischen Silomilch: Wie können unerwünschte Buttermilchbakterien, Listerien und andere Sauereien herausgefiltert werden? Die Antwort heisst a) Behandlung durch die Bakterien-Zentrifuge (Bactofugation) oder b) Ultrahocherhitzung. Früher gab es noch eine Antwort c) Desinfektion durch Wasserstoffperoxid – das ist heute verboten. In guten Käsereien bleibt Silomilch draussen. In den AOC Produktionen von Emmenthaler bis Gruyère auch. Nur im Detailhandel wird Silomilch nach derartigen Behandlungstortouren problemlos als billige Frischmilch verkauft. Während die Schweizer Bauern in bestaunenswerter Hartnäckigkeit, ganz in der Tradition der „Käserei zur Vehfreude“, nach Schuldigen suchen und in der Zwischenzeit medienwirksam unsere Wirtschaftsministerin mit Gummistiefel bewerfen, haben die Österreicher mit der Heumilch-Vermarktungsoffensive das getan, was Europa von den Schweizern erwartet hätte: Bis heute distanzieren sich über 8000 Österreicher Bauern (heumilch.at) von der Silomilchsauerei und produzieren unter dem Label „Heumilch“ hochpreisige Qualität für Europa, was auch touristisch nicht ganz unbemerkt bleiben dürfte.

Soweit Romeo Brodmann, Leiter Verlage des Gastro Journals. Er trifft den Nagel in den Heuhaufen. Unserem Bauernstand sei geraten, endlich mit dem Lamentieren aufzuhören und die Probleme anzugehen. Was unserer Wirtschaftsministerin im Jura wiederfahren ist, spottet jeder Beschreibung. Wenn ich Diktator in der Schweiz wäre, so gäbe es ein Jahr keine Subventionen für die Landwirtschaft. Heimatland, wo leben wir eigentlich.

Uns Konsumenten sei geraten, nicht immer das Billigste zu kaufen. Etwas das seinen Wert hat, kostet. Seien dies Cigarren oder Milch. Ich will glückliche Kühe und glückliche Landwirte. Das hat seinen Preis. Seien wir bereit das zu bezahlen, was die Ware Wert hat. Und silofreie Milch kostet mehr, da der Bauer einen ungleich grösseren Aufwand hat. Dafür muss er gerecht entlöhnt werden. Punkt

Dann wäre noch das Thema Grossverteiler. Die meinen, dass sie die Preise für die Konsumenten senken müssten. Dafür aber Ramsch ihre Gestelle stellen. Zur Beruhigung muss ich jetzt eine Royal Salomones von Davidoff rauchen, damit ich wieder auf den Boden komme.

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