Tafeln mit Goethe.

Der olle Goethe, war bekannt für seine ausgedehnten Reisen. In der heutigen Zeit wäre Goethe wohl ein Blogger und Twitterer. Er aber verfasste Reiseberichte, Briefe und Tagebuchnotizen. Hie und da kommen Szenen rund um Mahlzeiten und Tranksame vor. Oft beklagt er den miserablen Wein oder die schlechte Verpflegung. Ein Tweet war so: „Am Essen haben wir uns nicht sehr erholt und hoffen, dass der Schlaf besser schmecken soll.“ So im „Blog aus der Schweiz“. Ganz selten nur ging er auf das ein, was ihm oder den handelnden Personen vorgesetzt wird. Meistens bleibt er beim Unverbindlichen. So auch bei seinem Besuch des Gotthard-Hospizes, darüber gäbe in der heutigen Zeit Goethes Blog wir folgt Auskunft: „Wir wurden von einer ältlichen, aber rüstigen Frauenperson an der Thüre freundlich empfangen. Sie entschuldigte den Herrn Pater, welcher nach Mailand gegangen sei, jedoch diesen Abend wieder erwartet werde; alsdann sorgte sie aber ohne viel Worte zu machen für Bequemlichkeit und Bedürfnis. Eine warme geräumige Stube nahm uns auf; Brot, Käse und trinkbarer Wein wurden aufgesetzt, auch ein hinreichendes Abendessen versprochen.“ Wie dieses Abendessen beschaffen war, steht in „Dichtung und Wahrheit“ nirgends beschrieben. Nur soviel: „ Unter solchen mannigfaltigen Gesprächen (mit dem inzwischen zurückgekehrten Pater) ging der Abend dahin…“

Aus l’Abbaye de Joux berichtet der Reisende in seinen „Blog aus der Schweiz“: „Gegen vier Uhr langten wir in unserem Wirtshaus an, und fanden ein Essen, wovon uns die Wirtin versicherte, dass es um Mittag gut gewesen, aber auch übergar vortrefflich schmecke.“ Diesen Satz behalte ich mir vor, wenn mich des Abends jemand fragt, was es denn zu Essen gebe. Aus Palermo berichtet Goethe in seiner „Italienischen Reise-Blog“: „Hier war für uns beide gedeckt, und es fehlte nicht an einem sehr guten Mittagessen. Nach dem aufgetragenen Dessert trat der Abt herein, begleitet von seinen ältesten Mönchen…“

Dagegen ist die Passage aus dem Blog, der am 4. November 1779 gegen neun Uhr in Chamouni (Chamonix) geschrieben wurde, etwas erhellender: „Wir sind hier in dem mittelsten Dorfe des Thales, Le Prieuré genannt, wohl logiert, in einem Hause, das eine Wittwe, den vielen Fremden zu Ehren, vor einigen Jahren erbauen liess. Wir sitzen am Kamin und lassen uns den Muskatellerwein aus dem Vallée d’Aost, besser schmecken, als die Fastenspeisen, die uns aufgetischt werden.“

Während seiner dritten und letzten Schweizer Reise, nachdem er am 30. September 1797 mit dem Schiff von Brunnen nach Flüelen gefahren und von dort nach Altdorf gewandert ist: „In Altdorf angelangt logierten wir im schwarzen Löwen, bei Herrn Franz Maria Arnold. An den Zimmern waren artige Türschlösser, die man von aussen aufstösst und von innen aufzieht.“ Über die Bewirtung steht nichts beschrieben.

Manchmal sandte Goethe seiner Frau und dem Sohn August etwas nach Weimar. Quasi Goethes Delivery Service. Dann bedankte sich der kleine Goethe zum Beispiel so: „Lieber Vater! Ich sage Ihnen vielen Dank für die vielen und schönen Kirschen und für das süsse Zuerbrot, das ich diesen Morgen von Ihnen erhalten habe…“ Oder: „Ich bedanke mich vielmals für das Schächtelchen mit schönen Aprikosen, welches Sie mir am vorigen Sonnabende herübergeschickt haben. Sie waren sehr schön süss und wohlschmeckend, ich habe sie aber dennoch nicht alle an einem Tage verzehrt, sondern einen Theil davon habe ich am Sonntage zu meinem Frühstücke gegessen.“ Ein anderes Mal bedankt sich August Goethe für die schönen Weintrauben und die grossen Pfirsiche“ .

Im Oktober 1779 berichtet Goethe an Charlotte von Stein: „Gegen zwölfe kamen wir in Untersewen an assen eine grosse Forelle (…) und fuhren auf einem engen Leiterwägelein zusammen gepackt ab gingen aber bald zu Fuss durch das Thal bis nach Lauterbrunn.“ Hier entsteht sein „Gesang der Geister über den Wassern.“

Aus der „Italienischen Reise“ schreibt er, dass südlich von Brenner die Menschen ungesund aussähen: „Ich glaube die Ursache dieses krankhaften Zustandes in dem häufigen Gebrauch des türkischen und Heidekorns zu finden.“ Aus dem, was dann folgt, geht hervor, dass die Tiroler gelbe und schwarze Polenta aus Mais und Buchweizen gegessen haben – so wie die Lombarden, Bündner und Tessiner auch. Der Grund für das schlechte Aussehen wird wohl gewesen sein, dass die Armen zu wenig abwechslungsreiche Koste hatten. Denn Polenta ist ja sicher nicht ungesund.

Der Verfasser des „Faust“ hat sich nicht gescheut, einige der damals so beliebten Trinklieder zu schreiben. Und bei passender Gelegenheit auch zu singen. Der Maler Heinz Förster schildert das so: „ An einem Ende der Tafel wurde es unruhig; man räusperte sich, gab ein leichtes Zeichen am Glas, und ein vierstimmiger Gesang wurde angestimmt. Es gehörte die schöne Sitte, das Mahl mit Gesängen zu würzen, zu Goethes besonderen Tafelfreuden…“

Wenn ich das alles so nachlese meine ich, dass es ganz angenehm gewesen wäre, zusammen mit Goethe zu Reisen und zu Tafeln. Sein Trinklied müsste er allerdings zusammen mit meinem iPod alleine singen.

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