Grand Hotel Bellevue wird Zweisaisonbetrieb

Ein Hotel wurde aus dem Dornröschen Schlaf wachgeküsst. Himmelhochjauchzend nahm Gstaad 2001 zur Kenntnis, dass der Unternehmer Thomas Straumann 50 Millionen in das Hotel Bellevue investiert. Die Schönheiten des ehemaligen Grand Hotel wurden mit dem Umbau in ein rechtes Licht gesetzt. Auch eine 2000m2 grosse Wellness Anlage wurde aus dem Wasser gehoben. Mit der Eröffnung am 6. Dezember 2002 sind hohe Ziele formuliert und kommuniziert worden. Gstaad hatte – nebst dem Ermitage-Golf – seinen zweiten 5-Stern Ganzjahresbetrieb.

Und jetzt, sieben Jahre nach der Eröffnung als Ganzjahresbetrieb wird das Grand Hotel Bellevue in Gstaad in ein Zweisaisonbetrieb umgewandelt. Grund sei der permanente Verlust. Stand in der Presse. Man stelle sich vor, dass ein Hotel mit dieser Infrastruktur in Gstaad als Ganzjahresbetrieb nicht rentabel arbeiten kann. Unglaublich und leider wahr.

Die Region Gstaad versucht seit Jahren eine Ganzjahres Region zu werden. Die Bergbahnen öffnen mit der Wispile eine zweite Bergbahn bereits an der Auffahrt, 13. Mai 2010. Der Hotelierverein Gstaad bezahlt den Bergbahnen einen einmaligen Betrag von 25’000.– Franken. Mit dem „Literarischen Herbst Gstaad“ baut die Tourismusorganisation einen neuen Event auf. Das Zielpublikum könnte demjenigen des Bellevues entsprechen. Der Prachtsbau „Les Arts de Gstaad“ soll in unmittelbarer Nähe vom Bellevue erstellt werden. Nebst den klassischen Konzerten sollen in diesem Bau mitunter Ausstellungen gezeigt werden. Ganz Gstaad wandelt sich zur Ganzjahres Destination. Und das Bellevue schliesst seine Türen im Frühjahr und im Herbst. Mit diesem genialen Produkt am Standort Gstaad. Unglaublich.

Diverse Hotels in der Region Gstaad beweisen, dass es funktioniert einen Ganzjahresbetrieb aufrecht zu halten. Unser Bernerhof ist seit über 15 Jahren ein 4 Jahreszeiten Hotel. In dieser Zeit haben wir über 6 Millionen Franken investiert. Wir haben die Finanzkosten aus unseren erwirtschafteten Mitteln getätigt. Und dies ist keinem Bubentraum enstsprungen, sondern sorgfälltiger Planung. So wahr ich hier schreibe behaupte ich, dass das Grand Hotel Bellevue rentabel als Ganzjahresbetrieb zu betreiben ist. Mit der richtigen Positionierung und einem vorausschauenden Management.

Lassen wir das. Bin ja nicht Unternehmensberater. Jetzt brauche ich eine Zigarre. Und zwar meine Lieblingszigarre: Davidoff Diademas.

Nochwas: Das Hotel Ermitage-Golf in Schönried beweisst seit Jahren, dass ein richtig positioniertes 5-Stern Hotel 365 Tage im Jahr geöffnet und rentabel geführt werden kann. Einen ersten Erweiterungsbau haben sie hinter sich und der zweite Neubau steht bevor. Die Herren Lutz und Schmid sind Unternehmer, welche jeden verdienten Franken wieder investieren. Und das verdient meinen Applaus. Bravo!

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5 Antworten zu “Grand Hotel Bellevue wird Zweisaisonbetrieb”

  1. Bruno Blum sagt:

    Ohne Berücksichtigung der hotelspezifischen Aspekte betrachtet: Die Reduktion auf einen Zweisaison-Betrieb ist auch eine Reduktion der Verfügbarkeit des Angebotes. Das bedeutet: dem (potenziellen) Gast bieten sich jeweils nur klar begrenzte Zeitfenster, in denen er das Angebot buchen kann. In einer Zeit von sich stetig individualisierenden Kundenbedürfnissen eine Strategie, die Fragezeichen aufwirft. Und noch ein anderer Aspekt darf aus meiner Erfahrung nicht vernachlässigt werden: der geplante Entscheid für nur noch zwei aktive Saisons pro Jahr reduziert auch die Präsenz der Marke auf dem Markt – aber gerade diese Präsenz wäre in «schwächelnden» Situationen extrem wichtig, vor allem für ein 5-Sterne-Haus, das (auch) von seiner Ausstrahlungskraft lebt. Ob Angebots-Downsizing wirklich die richtige Strategie zum Erfolgs-Upgrading ist?

  2. Thomas Frei sagt:

    Phua, Bruno Blum hätte Berater werden sollen. Punktgenaue Wortwahl!

  3. Leonz Blunschi sagt:

    Dem Kommentar von Bruno Blum gibt es absolut nichts anzufügen, es sei denn…….ja ich möchte noch alles doppelt unterstreichen!

  4. Peter Schubert sagt:

    Sorry, Leonz, ich möchte noch etwas hinzufügen! Man kann auch sagen: Hochmut kommt vor dem Fall. Wer erinnert sich noch an das Interview des AvS mit Herrn Straumann zum neu eröffneten Bellevue? Natürlich müsse das Hotel Zinsen und Abschreibungen nicht verdienen, meinte er. Kann es sein, dass die Finanzkrise bis ins „Bellevue“ ausstrahlt? Kann es sein, dass das Spitzenpersonal zu häufig gewechselt wird (Verwaltungsrat, Ambühl, Wichmann,…) Sowohl beim „Ermitage“ wie beim „Bernerhof“ ist mehr Konstanz drin.

  5. Jürgen sagt:

    Die Frage ist, ob es sich ein Grand Hotel aus Image-Gründen erlauben kann den Ganzjahresbetrieb einzustellen?

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