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GaultMillau Aussteiger des Jahres 2016: André Jaeger

André Jäger (Fischerzunft Schaffhausen) in seinem Garten in Stein am Rhein.

André Jäger (Fischerzunft Schaffhausen) in seinem Garten in Stein am Rhein.

«Die Fischerzunft», Schaffhausen (19 Punkte) «Das war’s» sagte André Jaeger im Sommer und verabschiedete sich nach einer grandiosen Karriere in den Ruhestand. Er hat mit viel Klasse und Unerschrockenheit die euro-asiatische Küche gewissermassen erfunden und seine «Fischerzunft» zwanzig Jahre mit der Höchstnote 19 geführt. GaultMillau verbeugt sich und dankt. Ein grosser Koch. Ein grossartiger Mensch.

Wir sind wir!

 

Hühner aus GstaadDie Philosophie im Bernerhof ist seit 111 Jahren, dass wir ausschließlich Produkte aus unserer Region und der Schweiz verarbeiten wollen. Die Lust am Genuss beginnt für unsere Gäste mit unserem Frühstücksbuffet, bei welchem wir u.a. Freilandeier aus Gstaad anbieten. Milchprodukte und Käse aus der Region gehören eben so zur Selbstverständlichkeit wie Wurstwaren der örtlichen Metzgerei und das Brot von der Bäckerei nebenan.

In unserem Restaurant La Gare bieten wir fast* 100% Schweizer Produkte an. Und davon wiederum sind über zwei Drittel der Nahrungsmittel aus einheimischer Produktion. Denn wir wollen unsere Produzenten persönlich kennen. So können wir sicher sein, dass bei uns nicht nur die Qualität stimmt, sondern auch die Deklaration.

* Nur darum nicht 100% Schweizer Produkte, weil der Wanderhotelier die Spreewaldgurke über alles liebt und auf die nicht verzichten will.

Neu haben wir auf unserer Karte die geschmackvolle Tomate Cour de Boeuf mit einem Büffelmozzarella aus Schangnau. Auch Alpkäse von der Alp Seeberg haben wir im Angebot. Das ist jene Alp, welche das beste Quellwasser weit und breit hat und damit auch einen der würzigsten Alpkäse hervorbringt. Unser absoluter Knaller-Kabier-Cervelat aus Appenzell sucht seinesgleichen vergeblich (Dazu ein Junker Bier der Brauerei Felsenau aus Bern). Er ist einfach der Beste weit und breit. Grossartig auch die original St. Galler Bratwurst von der Metzgerei Schmid in St. Gallen. Nicht zu vergessen die Bratwurst aus meiner Heimatstadt Schaffhausen von der Metzgerei Peter, welche zu 100% aus Kalbfleisch besteht. (In jeder anderen Kalbsbratwurst hat es nebst Kalbfleisch Anteile von Schweinefleisch, da das Kalbfleisch wenig Fettanteil hat. Bei der Kaiserbratwurst wurde die Rezeptur in Zusammenarbeit mit André Jaeger gemacht.)

Ab und wann beziehen wir ganze Bio-Kälber direkt von Bauern aus Gstaad (Erich von Siebenthal) oder Lauenen (Hanspeter Würsten). Mit diesem Fleisch machen wir u.a. unseren Kalbshackbraten. Dazu servieren wir Hörnli, Karotten und Erbsen. Und diesen Teller gibt es nur am Freitag, weils eben frisch sein soll. Zudem ist das eines meiner Lieblingsessen, darum der Frei-Tag! Nur kurz erwähne ich, dass auf der Karte auch Vegan, Laktose- und Glutenfrei essende Menschen Speisen finden.

Es soll auch geschrieben sein, dass wir für diese einzigartigen Produkte einen etwas höheren Preis bezahlen. Dafür haben unsere Kunden Lebensmittel auf dem Teller, bei welchen die Tiere artgerecht gehalten werden und das Produkt vom Metzger mit viel Berufsstolz hergestellt wird. Gleichzeitig werden Arbeitsstellen in der Bergregion gesichert. Unsere Bauern pflegen ihre Tiere und ihr Land mit viel Hingabe und Sorgfalt. Es ist ein Kreislauf, der in sich geschlossen ist und damit zu einer intakten Umwelt beiträgt.

Die Zukunft für uns Bergmenschen muss sein, dass wir vermehrt Produkte welche aus unserer Region stammen und von Menschen aus der Gegend hergestellt und gepflegt werden unseren Gästen anbieten. Wir sind damit eigenständig und niemand, auch im entferntesten aller Winkel der Welt, einfach niemand kann uns und unsere Gegend kopieren. Wir sind kein Trend und wir sind kein Konzept, sondern wir sind wir! Die Menschen, die Landwirtschaft, der Tourismus machen einen Ort unverwechselbar und damit zu einer Marke.

Ähm ja. Auch hier wieder © für die Fotos. Ganz unter dem Motto: 4 Fäuste für ein Halleluja. Sie stammen von Marcus Gyger, Marco Mostosi > Mamo Photography und meiner Wenigkeit.

André Jaeger’s Abendmahl

André Jaeger, grandioser Koch. Künstler dazu, gab seine letzte Vorstellung auf 1616 Meter über Meer auf der Alp Züneweid, hoch über Lauenen. Ohne Strom zauberte er „Le Menu de fête“ auf die Teller der anwesenden Gourmets. War der erste Akt „Im Stroh“ ein fröhliches, lebendiges Allegro mit Mousse von frischer, ungestopfter (!) Entenleber; Tartar von Orkney Lachs und Kaluga Kaviar, schritt der zweite Akt im Andantino an den Tisch. Aus dem Chäschessi wurde eine Fischsuppe in drei Gängen serviert. Unterteilt in Salzwasser- & Süsswasserfisch sowie Krustentiere. Der Hauptakt kam langsam und ruhig in einem Allegro auf die Teller. Vor dem Haus stand ein selbst konstruierter, 50-jähriger Grill, der sich angetrieben von einer Taschenlampen André Jäger ZüneweidBatterie langsam drehte. Am Haken garte langsam der Torso eines Simmentaler Kalbes aus Muttertierhaltung, was heisst 5 Stunden bis die Kerntemperaturen von 50 für das Karree resp. 70 Grad für die gefüllte Brust erreicht war. Das Fleisch war von einer einzigartigen Zartheit, von einem unbeschreiblichen Geschmack dem eine Beschreibung mit Buchstaben nicht gerecht werden kann. Es war ein (Ohren-) Schmaus wie Mozart’s Klarinetten Konzert K. 622. Ein grosser, stilvoller Abschied von André Jaeger, der noch einmal sein ganzes Können zeigte. Wie schrieb Urs Heller in der neusten Schweizer Illustrierten: „Jaeger ist ein ungewöhnlich, begabter Koch, hat das Risiko nie gescheut.“ Auch nicht an seinem letzten offiziellen Anlass als 19 Punkte Koch.

AJTurbotJaeger war seit Jahren ein fixer Stern an der Genusswoche in Gstaad. Unvergessen sein Auftritt auf 3000 Meter über Meer, an welchem er u.a. einen 15 Kilo schweren Steinbutt auf einem – auch hier – selbst entwickelten Grill garte.

André: Danke. Für all Deine Ideen und Inspiration die Du Saveurs, Hanspeter und mir gegeben hast.  Ebenso für Deine Ratschläge und Deine Tipps und die inspirierenden Gespräche. Ich freue mich und hoffe auf viele weitere genussvolle Stunden mit Dir.

© Bildrechte sind beim Fotograf Marcus Gyger und nur mit seiner schriftlichen Einwilligung zu verwenden. Ansonsten….. knallts

 

 

Davidoff Saveurs Gstaad

André mit Philippe Chevrier

André mit Philippe Chevrier

Seit 20 Jahren erfreut «Davidoff Saveurs» Genussmenschen aus Nah und Fern. Seit den Anfängen hat sich Gstaad als Herz des guten Geschmacks auf der Schweizer Landkarte etabliert. Anfänglich zählte die Region Gstaad 87 GaultMillau Punkte. Heute deren 283. Eine Dichte die einzigartig ist. Dazu beigetragen hat die Motivation immer besser werden zu wollen von «unseren» Köchen in den Hotels und Restaurants sowie die illustre Schar der Gastköchen, die immer wieder gerne nach Gstaad gekommen sind. Es ist dies ein Who is Who berühmter Köche. Um nur einige zu nennen: Fredy Girardet, Phillipe Rochat, Heinz Winkler, Hans Haas, André Jaeger, Gérard Rabaye, Martin Dalsass, Norbert Niederkofler, Philippe Chevrier, Andreas Caminada, Roland Jöhri, Anton Mosimann, Didier de Courten und viele mehr.

Auch im zwanzigsten Jahr präsentiert die Genusswoche Gstaad, welche vom 26. Juni bis 5. Juli 2015 im Berner Oberland stattfindet, ein Bouquet einzigartiger Anlässe: Zu den aussergewöhnlichen, kulinarischen Summits gehören: GaultMillau-Koch des Jahres 2015 Peter Knogl, vom Restaurant Cheval Blanc im Hotel «Les Trois Rois» in Basel, der gemeinsam mit Marcus G. Lindner die Gäste im «The Alpina» auf eine Genussreise entführen wird. André Jaeger, der mit 19 GaultMillau Punkten seit 20 Jahren mit unermüdlicher Leidenschaft, Präzision und Passion neue Geschmacksnuancen kreiert, nimmt die Herausforderung an und kocht auf der Bernerhof Alphütte Züneweid auf 1616 Meter über Meer, oberhalb Lauenen auf offenem Holzfeuer. Leider ist dieser Anlass bereits ausverkauft.

Speziell für die «Davidoff Saveurs» Genusswoche wird die Bahn des Wasserngrats angestellt, damit die jungen Aufsteiger Guy Ravet, Roger Kalberer und Andrea Dalsass ihre Kochkünste gemeinsam unter Beweis stellen können. Ein weiterer Höhepunkt ist das Vater-Sohn-Team Christian und Wolfgang Kuchler, welche im Golfhotel Les Hauts de Gstaad ihre kulinarischen Köstlichkeiten präsentieren werden. Ein fester Bestandteil des Saveurs Programms ist der Lokalmatador Robert Speth, welcher um 4 Uhr am Morgen die Feuergrube mit Brennmaterial füllt und anzündet. Natürliche Produkte veredelt er mit seinem Können und serviert diese den angereisten Davidoff Saveurs-Gästen im romantischen Bühlhaus am Lauenensee.

Davidoff_Saveurs_Gstaad_2015_box_offenTitelsponsor Davidoff präsentiert dieses Jahr ein speziell für das 20-Jahre-Jubiläum der Gstaader «Davidoff Saveurs» Genusswoche kreiertes Zigarrensortiment in limitierter Auflage.

 

 

André Jaeger bucht Halbpension.

1975

1975 wählen die britischen „Conservatives“ mit Margaret Thatcher nicht nur erstmals eine Lady zur Vorsitzenden, sondern auch gleich eine eiserne. Die OPEC erhöht den Ölpreis um zehn Prozent. Ein Herzinfarkt beendet General Francos 83-jähriges Leben und damit Spaniens 36-jährige Diktatur. Prinz Juan Carlos übernimmt das Ruder. Bill und Paul gründen eine Bude und nennen sie Microsoft. Chrissie Watkins wird von Steven Spielbergs weissem Hai gefressen, in Italien kommt Matteo Renzi auf die Welt, nicht das letzte Mal, und in Schaffhausen übernimmt der 28 Jahre junge André Jaeger von seinem Vater die Fischerzunft.

 1995

1995, zwanzig Jahre später, ist Thatcher weg, Juan Carlos rudert noch, Spielberg dreht noch, Bill Gates startet mit Windows 95 durch und André Jaeger mit seiner Kochkunst, seiner Fusion von asiatischer und europäischer Küche. Bereits zum zweiten Mal nach 1988 ernennt GaultMillau André Jaeger zum Koch des Jahres – und verleiht ihm den sensationellen 19. Punkt.

 Was. für. ein. Koch.

Für mich war André Jaeger immer Vorbild. Mit seiner Sensibilität, seiner Feinfühligkeit komponierte er mit einem Orchester an Gerüchen und Noten in seinem Kopf und mit seiner Vorstellungskraft echte kulinarische Meisterwerke. Er hat mich immer wieder beeindruckt. Er besitzt eine Gabe, die nur grosse Künstler, Musiker, Maler, Köche haben können.

Sein analytisches Denken und seine Sprachkenntnisse setzte er jahrelang als Vordenker und Repräsentant bei Grandes Tables und Relais&Château ein und verhalf so den beiden Vereinigungen zum durchschlagenden Erfolg. André Jaeger war weltweit ein gefragter Gastkoch, von der First Class für die Lufthansa über die Swissair und Swiss bis hin zur MS Europa und den grossen Resorts in Übersee.

AJTurbotIch denke an die vielen Anlässe, welche André bei uns an unserer Genusswoche Davidoff Saveurs in Gstaad prägte. Grandios sein Auftritt auf 3000 Meter über Meer auf dem Glacier3000. Das für mich eindrücklichste Erlebnis war der Moment, als er ohne Infrastruktur auf 3000 Meter ein Menu der Sonderklasse herbei zauberte. Er grillierte einen 15 Kilo schweren Steinbutt. Den Grill hat er eigens für diesen Anlass konstruiert! Als Hauptgang gab es eine Wurst. Aber was für eine. Im Darm waren Entenstücke an einer asiatischen Sauce. Herrlich, grossartig und unbeschreiblich. Er adaptierte die Situation auf 3000 Metern über Meer aufs genialste. Es gibt wohl kaum eine Handvoll Köche, die das auf diesem Niveau gekonnt hätten.

2015

2015, vierzig Jahre nachdem André Jaeger die Fischerzunft übernommen hat, rettet Rentner Bill Gates mit seinen 80 Milliarden Dollar die Welt. Der Öpreis ist gesunken, Thatcher ist heimgegangen, wohin auch immer, Juan Carlos flog von Elefanten und vom Thron, Spielberg dreht noch, der weisse Hai beisst noch, wenn auch weniger kräftig als Frank Underwood, und rudern tut Matteo Renzi, der gefühlt hundertste Regierungschef Italiens in den letzten Jahrzehnten. Und André Jaeger? Er hält seit 20 Jahren ununterbrochen 19 GaultMillau Punkte.

Was. für. ein. Stehvermögen.

Eine Träne sei mir für André gegönnt. Ein grosser Koch tritt ab und hinterlässt eine noch grössere Lücke. Schaffhausen, seine und meine Heimatstadt, wird erst nach seinem Rücktritt merken, was sie an André Jaeger für einen Botschafter hatte. Nie bekam er die Anerkennung der Schaffhauser zu spüren. Zu anders, zu wenig fassbar war er für die beschauliche kleine Stadt am Rhein. Was steht in Schaffhausen am Schwabentor? „Lappi tue d’Auge uf.“ Die Schaffhauser machen sie zu spät auf.

Am 30. Juni 2015 tritt André Jaeger hoch erhobenen Hauptes aus der Fischerzunft und kann dann auf ein erfülltes Berufsleben zurückblicken. Andere Leute brauchen zwei Leben für das, was er in einem Leben erreicht hat. Er geht zum Glück nur in Halbpension. Sein Wissen und seine Inspiration bleibt der Branche erhalten. Wir brauchen Leute wie André mehr denn je.

André: Danke. Für Deine Ratschläge und Deine Tipps und die inspirierenden Gespräche. Ich freue mich und hoffe auf noch viele weitere genussvolle Stunden mit Dir.

HPR_THFErinnerst Du Dich noch, wie wir mit Hanspeter bis in die Morgenstunden auf der Fischerzunft Terrasse sassen, Wein tranken und Du uns Würste aufgeschnitten hast? Hanspeter hat sich auf den Tisch gelegt und zwei Stunden geschlafen. Der Frühdienst hat ihn geweckt. Und er mich. Wir gingen in den Rhein baden. Am 7. April. Er war 7 Grad kalt. Und dann gingen wir mit dem Badetuch ans Frühstücksbuffet. Läck die Aufregung. Was waren wir jung, damals – und sind es geblieben.

Hier geht es zum grossen Fischerzunft Finale.

Erinnerungen:

 

© Fotos von Marcus Gyger

Davidoff Saveurs

Davidoff Saveurs. Das ist die Genusswoche in Gstaad vom 6. – 15. Juli 2012 macht auch in diesem Jahr wiederum Halt im Bernerhof. Und zwar in unserer Gaststube. Wir haben nicht einen Gastkoch, nein wir haben gleich deren zwei. Nämlich mein Freund, der André Jaeger aus der Fischerzunft in Schaffhausen und Xu Long. Aus China.  Xu Long ist seit 1990 Vorsitzender der Küchenchefs der «Western Cuisine», Catering Services. In «The Great Hall of the People China», dem Parlamentsgebäude in Peking, kocht Xu Long seit Jahren für Staatsgäste aus aller Welt und die chinesische Regierung. Seit 28 Jahren setzt er sich für die Kochkunst ein und fördert junge Kochtalente in China. Durch «TV-Shows», «China Tourism Channel» und dem Radio Programm «Beijing Culture Broadcast» übermittelt er ganz China seine Passion zum Kochen.

Einzelheiten zum Bernerhof Davidoff Saveurs Abend finden Sie hier. Und hier kommen Sie zum Programm der ganzen Woche.

Ein Kochbuch

Untertreibung 1: Der Titel da oben ist eine masselose Untertreibung. Untertreibung 2: Es ist wohl eines der besten Kochbücher die es weltweit gibt. Tolle grafische Umsetzung mit genial Fotos.

Über einen Artikel von Paul Imhof im Tages Anzeiger (Artikel online leider nicht Verfügbar) kam ich auf dieses Buch. Modernist Cuisine. Es ist ein Schinken von einem Kochbuch. 5 Bände und ein dazugehörendes Rezeptbuch, welches ein Papier hat, das abwaschbar ist. Ich kann und ich mag zu diesem Meisterwerk nicht viel schreiben. Aber schaut Euch diese Videos an. Hier bekommt Ihr einen Eindruck dessen, was dieses kolossalste Kochbuch aller Zeit bietet.

 

Dieses Buch hätte ich mir zu meiner Zeit in der Kochlehre gewünscht. Es zeigt auf, wie Produkte bei welcher Zubereitungsart reagieren. Das ist die Grundlage für gutes Kochen. Das Verständnis zum Produkt, welches gekocht wird und was mit ihm bei welcher Garmethode geschieht, resp. wie es sich verändert. Ohne das geht es nicht. Den einen Köche ist das gegeben. Zum Beispiel dem André Jaeger. Wenn ich ihm zuhöre wie er von Produkten spricht, ja wie er in seinem Kopf bereits Gerichte kreiert, wenn er nur Gerüche aufnimmt, so ist dieses Kochbuch ein must to have für jeden Koch. Hobbyköche könnten von diesem Buch überfordert sein. Ausser, sie möchten sich dieses Buch ab und wann ansehen, um so einen Eindruck und Verständnis davon zu bekommen, welche grandiose Leistung Spitzenköche in der Küche bieten.

Ich freue mich schon heute, wenn ich an einen regnerischen Nachmittag vor dem Cheminée, mit einer guten Cigarre in diesem Werk lesen kann.

Franz Wiget, GaultMillau Koch des Jahres 2012

Der begehrteste Titel der Schweizer Kochszene geht erstmals in die Innerschweiz: 18-Punkte-Chef Franz Wiget, 50, vom Restaurant Adelboden in Steinen SZ ist GaultMillaus «Koch des Jahres 2012». An der absoluten Spitze wird’s enger: nur noch sechs 19-Punkte-Chefs. Und einer von ihnen hat den Rücktritt angekündigt.

Von Urs Heller, Chefredaktor GaultMillau Schweiz
Generationenwechsel, Wachablösung: An der Spitze der Schweizer Gastronomie stehen Veränderungen an. Horst Petermann und Gérard Rabaey sind im «Ruhestand» (der eine mehr, der andere weniger). Ihre Nachfolger Rico Zandonella («Kunststuben», Küsnacht ZH) und Stéphane Décotterd («Pont de Brent», Brent VD) stellten sich erstmals solo den Testern. Unser Eindruck: hervorragend. Aber: Die Topnote 19 lässt sich nicht «vererben» – also starten beide ihren nächsten Karriereschritt bei 18 Punkten. Am 1. April 2012 wird auch in Crissier VD eine Stabübergabe fällig: Philippe Rochat geht (zu früh, unserer bescheidenen Meinung nach!), Benoît Violier ist der hervorragende Nachfolger; Rochat kocht noch sechs Monate für uns, also lassen wir die 19 Punkte in dieser Ausgabe noch stehen. In den übrigen 19-Punkte-Restaurants haben wir auch dieses Jahr wieder ausgezeichnet gegessen. Wir mögen das Temperament von Philippe Chevrier («Domaine de Châteauvieux», Satigny GE), das grenzenlose Talent von Didier de Courten («Terminus», Sierre VS) und die souveräne Performance von Bernard und Guy Ravet («L’Ermitage», Vufflens-le-Château VD). In der Deutschschweiz ist André Jaeger («Fischerzunft», Schaffhausen) kein bisschen müde, sondern sprüht vor neuen Ideen. Und Andreas Caminada («Schauenstein», Fürstenau GR) ist endgültig zum Star der Branche geworden; wie souverän er mit dem riesigen Druck umgeht, ist schon beeindruckend. Genauso wie die Tatsache, dass man bis acht Monate auf einen freien Tisch warten muss. Die freien Plätze in der 19-Punkte-Liga wollen wir nicht um jeden Preis besetzen. Wir führen eine klare «watchlist» und lassen uns Zeit; eine Beförderung in die höchste kulinarische Klasse will wohlüberlegt sein.

Grandes Tables de Suisse

Mit der iPhone Applikation der Grandes Tables de Suisse bringen Sie die kulinarischen Hochburgen der Schweiz auf Ihr iPhone. Diese App beihnaltet 51 Restaurants deren Chef’s zu den innovativsten ihrer Zunft gehören sowie 17 ausgesuchte Hotels, welche die Schweizer Service Tradition leben. Der Link dazu.

In der Hotel Revue hat der Präsident der Grandes Tables de Suisse, André Jaeger ein bemerkenswertes Interview gegeben. Der Feingeist der Schweizer Spitzenköche sagt: „Man muss sich ernsthaft Gedanken machen, wohin die Schweizer Gastronomie steuert.“ Wie recht er doch hat. Der André Jaeger.

Saucen nach Escoffier

EscoffierEin Buch von Romeo. Romeo Brodmann. Saucen nach Escoffier. So viel vorne weg, dieses Buch gehört definitiv nicht in die Kategorie: ein Buch mehr in der Küche. Es ist ein Buch, wider das Vergessen. Darum habe ich drei dieser Bücher für unsere Lehrnenden in der Küche bestellt.

Escoffier war der bedeutenste Koch seines Jahrzehnts und verhalf dem Savoy London zusammen mit César Ritz zu einem weltweiten Renomee. Er war zudem der Verfasser des 1903 veröffentlichten Guide Culinaire oder zu Deutsch „Kochkunstführer“. Romeo Brodmann, ausgebildeter und damit gebildeter Koch ist seit 2007 Direktionsmitglied bei GastroSuisse und in dieser Eigenschaft Leiter der Verlage. Er hat dieses Buch verfasst. Bereits auf Seite 4 hält er fest: „Dieses Buch ist ein Protest wider das Vergessen und gegen den Verlust von Wissen.“ Die Gründe für das vergessen, resp. nicht mehr erlernen in der Kochlehre sind vielfälltig. So ist der Kostendruck ebenso ein Faktor wie die Belastung durch die Hygienegesetze, -auflagen und -vorschriften. Es ist mit der heutigen Gesetzgebung nicht mehr möglich, dass in einer Restaurationsküche rohe Eier verarbeitet werden. Man muss sich dies einmal vorstellen. So bedienen sich immer mehr Köche mit industriellen Produkten. Damit lernen die jungen Köche die Grundbasis der Küche nicht, und, viel schlimmer, die Industrie regiert unseren Geschmack. Wie oft habe ich die Erfahrung gemacht, dass Produkte welche so schmecken wie das Produkt eben schmecken müsste, als nicht mehr gut befunden werden. André Jaeger, Fischerzunft in Schaffhausen, hat es in seinem Vorwort zum Buch trefflich geschrieben: „… Der Mensch gewöhnt sich an vieles. Isst man jahrelang Lebensmittel mit einem gewissen Geschmack, auch wenn es sich um weniger gute Lebensmittel handelt, so schmeckt einem das Gute nicht, wenn man es per Zufall einmal bekommt. Was ebenfalls Tatsache ist und was uns zu denken geben sollte, ist, dass fast alle Convienience-Produkte einen ähnlichen, wenn nicht denselben Geschmack haben. In der Regel süsslich und oft auch chemisch….

Das Buch verzichtet auf jeglichen Schnickschnack und wiedergibt die Rezepte wie sie waren. Die dem Buch beigelegte CD veranschaulicht auf leicht verdauliche Art die Zubereitung für jedermann. Darum mein Tipp: Kauft dieses Buch.