Artikel Tagged ‘Gast’

Ein Kommen und Gehen. Gäste

24-Stunden. Hotel. Es begann normal. Ganz normal. Und endete so. Normal. Dazwischen waren Gast-Spiele.

Der vergesse Mantel

Einer unserer Gäste vergass, nach seinem Abendessen im Restaurant O in Gstaad, seinen Mantel mitzunehmen. Er fragte an unserer Rezeption, ob wir nicht in das besagte Restaurant anrufen könnten. Beauftragt, getan. Das von uns angerufene Restaurant wusste nichts von einem Mantel, der vergessen wurde. Der Gast teilte in einer liebenswürdiger Schroffheit mit, er wisse, dass er den Mantel dort vergessen habe. Sie solle nochmals anrufen. Wieder bekam unsere Mitarbeiterin einen abschlägigen Bescheid. Er machte sich täubelnd auf den Weg. Zurück kam er mit seinem Mantel, nicht, ohne unserer Rezeptionistin in beleidigenden Worten Kund zu tun, dass er seinen Mantel jetzt hätte. Er wäre in eben diesem Restaurant gewesen.

Eine Dame

Ich muss vorausschicken, dass wir, das Hotel Bernerhof im autofreien Ortszentrum, einen Parkplatz für unsere Hotelgäste haben. Eine Dame, mir völlig unbekannt, hat eine Parkkarte für den Bernerhof Parkplatz. Keine Ahnung wieso. Und von wem. Sie stand an der Rezeption und will die Parkkarte verlängern. Ähm – ja also, auf die Frage meiner Rezeptionistin, ob sie Hotel- oder zumindest Restaurantgast sei hat sie mit nein beantwortet. Ergo kriegt sie auch keine Parkkarte. Oh Wunder, die Dame verwandelte sich in eine Hexe. Was uns einfalle. Ob wir nicht wissen wer sie sei. Ich werde sie nie mehr empfehlen. Wir, mit wir meinte sie uns Schweizer, seinen sowieso unfreundlich. Und überhaupt und sowieso und blablalablabla.

Der Geiselnehmer.

Alle Tische in allen unseren Restaurants waren für den Abend reserviert. Viele Tische sogar zweifach. Die Spannung unter unseren Mitarbeitenden und uns selber war spürbar. Es knisterte und wir freuten uns auf  einen erfolgreichen Abend. Stimmengewirr trieb mich in Richtung Rezeption. Gestikulierend sah ich drei meiner Mitarbeitenden wie sie sich mit einem Gast auseinandersetzen. Er wollte nicht begreifen, dass alle Tische belegt sind und er seinen Kaffee oder was weiss ich, halt „nur“ noch an der Bar im Basta trinken konnte. Seine Ausfälligkeiten mag ich an dieser Stelle nicht wiedergeben.  Er setzte sich einfach an einen reservierten, aufgedeckten Tisch und bewegte sich nicht mehr weg. Ich solle doch die Polizei holen. So blieb uns nichts anderes übrig, als den ganzen Abend mit unseren Tischen so zu jonglieren, dass alles aufgeht und Gäste, welche reserviert hatten, zufrieden mit dem Dargebotenen waren.

Zwischenspiel.

Zwischenzeitlich waren in den besagten 24-Stunden 44 Mitarbeitende für das Wohl unserer Hotel- wie auch Restaurant-Gäste verantwortlich. Nachtportier Alex hat unzähligen Gästen Einlass gegeben, er hat alle Restaurants gesäubert und dann noch viele Dinge erledigt, die einfach gemacht werden müssen. An der Rezeption haben 4 Rezeptionistinnen ungezählte Telefonanrufe beantwortet, Mail’s geschrieben, unseren Gästen an der Rezeption Auskunft gegeben, Reservation für unsere vier Restaurants entgegengenommen und was weiss ich noch alles gemacht. Unsere 7 Köche und ein Casserolier waren für 558 Speisen, welche in den Restaurants Stafel und Gaststube zwischen 12.00 – 23.00 Uhr gegessen wurden, verantwortlich. Damit die Gäste auch das Essen serviert bekamen, das Trinken dazu, den Kaffee und Dessert gebracht wurde, waren 9 Service Mitarbeitende zuständig.  Zwei der drei Köche im Basta verpflegten gegen 200 Gäste. Ein Koch war nur für die Lieferung frischer Teigwaren verantwortlich. Dazu kommen noch die Gäste, welche ein Heissgetränk oder einen Aperitif getrunken haben. Im Basta arbeiteten von 08.00 – 24.00 Uhr 4 Service Mitarbeitende. Das China Restaurant Blun-Chi bereitete rund 250 Speisen zu. Die Gäste wurden von 3 Service Mitarbeiterinnen betreut. Nicht zu vergessen, Nuno, unser Plongeur, welcher von Pedro, Bruno und Angelo unterstützt wurde. Zugleich waren die drei Letztgenannten noch für dies und noch mehr jenes zuständig. Was heisst: Lichtbirnen wechseln, Autos unserer Gäste parkieren, Abfallsäcke beseitigen, Koffer auf die Zimmer tragen. Und wieder runter. Zu guter Letzt werden sie gerufen, wenn irgendwo im Haus irgendetwas nicht mehr funktioniert.

Danksagung

Ich möchte mich zuerst bei all meinen Mitarbeitenden bedanken. Ihr seid alle grossartig und Euer Einsatz ist überwältigend. Ganz lieben Dank. Den vier oben erwähnten Geschichten mit den darin vorkommenden Gästen sage ich ebenfalls danke. Danke für die angeregten Unterhaltungen und dass Sie mir Stoff für meine Memoiren: „Ich zahle es allen heim.“  geliefert haben und bestimmt immer liefern werden. Natürlich möchte ich mich auch bei all den liebenswürdigen, netten, zuvorkommenden Gästen bedanken, welche unsere Restaurants und unser Hotel immer und immer wieder besuchen. Ihnen allen ganz lieben Dank.

Verwandte „Wanderhotelier“ Artikel:

Gäste und Mitarbeiter

Vom Frei erfunden

Belobigung

Letzthin hatten wir ein Mail von einem abgereisten Gast bekommen, welches mich sehr gerührt hat. Wir alle im Bernerhof hatten ob der Zeilen eine sehr grosse Freude, ob der Wortwahl und der Anerkennung der Arbeit von unserer Mitarbeitenden.

Der Wortlaut sei hier wiedergegeben:

Liebes Bernerhofteam

Die schönen Ferien in Gstaad liegen nun hinter mir, es bleibt aber eine ganz schöne Erinerung. Es ist mir ein grosses Anliegen allen noch einmal für die freundliche, aufmerksame, liebevolle Gastfreundschaft ganz herzlich zu bedanken. Ich fühlte mich bei Ihnen äusserst wohl und konnte die täglichen Sorgen um meinen kranken Mann für ein paar Tage hinter mir lassen.

Was ich noch sagen möchte: Die Leistungen die Sie täglich erbringen kommen nicht von ungefähr. Dahinter steckt sehr sehr viel Arbeit, eine überzeigende Betriebsphilosophie, ein gut durchdachtes Bestriebskonzept und eine perfekte Organisation, eine fortschrittliche Personalführung, viel Liebe zum Detail und der stets spürbare Wunsch die Gäste zufrieden zustellen.

Mein Mann hat über vierzig Jahre ein kleines Malergeschäft geführt und ich weiss aus Erfahrung was es bedeutet Unternehmer zu sein. Daher mein grosser Respekt für alle innovativen KMU Unternehmer die mit viel Einsatz, Gewissenhaftigkeit und Freude solch hervorragende Leistungen erbringen wie der Bernerhof. Von solchen Unternehmen lebt die Schweizer Wirtschaft. Ich kann Ihnen allen nur gratulieren und die besten Komplimente aussprechen.

Mit grossem Dank und lieben Grüssen,

Gast denkt mit.

Ja genau, ich liebe Gäste, die in ihrem Urlaub mitdenken und betriebliche Abläufe verbessern. Wollen. Aber der Reihe nach. Wie Sie vielleicht wissen versenden alle Hotels der Region Gstaad, den abgereisten Gästen einen Fragebogen. So kriegen wir Lob wie auch wertvolle Tipps und Anregungen. Zudem haben wir unter den Hotels im Saanenland einen Benchmark und sehen, wie die Qualität des eigenen Hotels im Vergleich zu den Kollegen ist.

Und so erreichten mich in diesen Tagen die folgenden Sätze unseres Gastes H. K. aus Cpunkt, welche ich Ihnen hier unverändert wiedergebe. Mit allen Satz- und anderen Zeichen:

„Beobachtungen / Zimmer… Balkon war verschmutzt, wurde während unseres Aufenthaltes nicht gereinigt. Türgriff \’Bad\‘ war lose, wurde von uns mit Rep.anzeige am 17.05.12 bei der Reception gemeldet, jedoch bis Auschecken am 20.05.12 nicht behoben. Zusätzlich ist eine Schranktüre schwergängig. Empfehlung: jede Woche wird ein Zimmer mit besonderer Checkliste auf Sauberkeit, Vollständigkeit und Funktionaliät der Einrichtung überprüft und entspr. Massnahmen eingeleitet / überprüft. WC-Herren im UG: Reinigungskontrolle: Wird nicht konsequent geführt und ausgewertet, meist mit Bleistift ausgefüllt, (Status 18.05.12 – habe jedoch keinen Nachweis, müsste mündlich diskutiert werden. Restaurant: \’blonde\‘ Angestellte ist gegenüber ihrer dunkelhaarigen, langjährigen Angestellten in Einsatz und Fachkometenz deutlich \’schlechter\‘: musste sie an zwei Tagen auf fehlende Salzbehälter auf den Tischen ansprechen. Sie fragt am 19.05.12 auch nicht nach für Eierspeisen, etc. Beim Mittagessen am 20.05.12 vergass sie die Café-Bestellung, wir mussten nach 10\‘ nochmals bei ihrem Kollegen bestellen. Mittagessen 18.05.12: Farbstifte für Kinder 50% sind stumpf, also unbrauchbar. Allg.: Brosamen werden von Hand und vor den Gästen vom Tisch auf den Boden gewischt, sehr appetitlich! Fazit: man spürt das Management zu wenig..“

Meine Antwort an Gast H.K. aus Cpunkt:

Werter …… ,

Ich hoffe, dass Sie eine gute Heimreise hatten und wohlbehalten zu Hause angekommen sind. Zuerst möchte ich mich bei Ihnen bedanken, für Ihre Ausführungen in der Gast Befragung und die detaillierte und fundierte Analyse unseres Hotels. Gerne lassen wir diese Punkte in unser kommendes Zwischenaudit unserer ISO Zertifizierung mit einfliessen.

Sie sprechen ein paar Punkte (Farbstifte, Brosamen) an, wo ich sagen muss, dass Sie recht haben und wir sofort verbessern. Dafür besten Dank. Dann erwähnten Sie Punkte, die entweder erfüllt wurden (Türe wurde gleichentags repariert) oder nicht erfüllt werden konnten (Balkon, kann bei Nässe/Schnee nicht mit einem Staubsauger gereinigt werden) oder Fehler, die einfach passieren, wenn Menschen arbeiten.

Dann möchte ich Ihnen noch etwas schreiben. Ich hätte es geschätzt, wenn Sie uns Ihre Punkte persönlich gesagt hätten. Seisdrum, ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie alles Gute.

Mit freundlichen Grüßen
Thomas Frei

Ich habe eine Bitte: Teilen Sie dem Hotelier, Restaurateur oder Koch Ihre Meinung doch persönlich mit. Erstens ist dieser Weg viel sympatischer und zweitens kann in einem Gespräch vieles erklärt und geklärt werden. Und noch etwas, zeigen Sie zu Mitarbeitenden in Dienstleistungsbetrieben ein gewisses Verständnis. Fehler passieren überall. Und niemand macht einen Fehler absichtlich. Glauben Sie mir das. Übrigens, schon einmal habe ich an dieser Stelle dieses Thema behandelt. Und zwar hier.