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Girardet – Rochat – Violier

1971 übernahm Frédy Girardet von seinem früh verstorbenen Vater das Bistro „l’hôtel de ville“ in Crissier. Er machte das nach ihm benannte Bistro zu einem der weltbesten Restaurants und Gourmettemptel. Gäste reisten aus der ganzen Welt nach Crissier. Einen Monat im voraus musste ein Tisch reserviert werden. Als ich im Jahre 1978 meine damalige Freundin zu Girardet ausführte, kostete mich dies mehr als einen Monatslohn. Mir war der Besuch alles Geld der Welt wert. Also nicht wegen der Freundin. Ich weiss noch genau als Girardet zu uns an den Tisch kam, begann ich zu zittern. Unvergesslich eine andere Begegnung mit Girardet. Mit Davidoff Saveurs hatten wir eine Gourmetwoche in Gstaad organisiert. Unter anderen Starköchen wollte wir selbstverständlich einmal Frédy Girardet am Herd in Gstaad. Wir hatten Angst, resp. grossen Respekt vor Girardet und getrauten uns nicht ihn zu fragen, ob er das machen würde. Der Tag kam näher und Peter Wyss, Küchenchef im Palace half uns aus der Patsche und hat ihn angerufen. Und, er hat zugesagt. Als ich am besagten Abend in die Küche schaute um einen Blick auf Girardet zu erhaschen, war eine Journalistin vor Ort und wollte ein Foto von Girardet, Adolf Blockbergen (er hat Girardet nach seiner Karriere mit seiner Brigade vom Auberges du Raisin, Cully jeweils unterstützt) und meiner Wenigkeit. Die zwei nahmen mich in die Mitte und haben mir mit einem Lächeln auf ihren Lippen die Kappe geputzt, ob ich der Feigling sei und mich nicht getraut hätte sie zu fragen, ob sie einen Abend bestreiten würden. Naja.

Später, 1996 übernahm Philippe Rochat das Restaurant von Girardet. Er führte die Tradition fort und prägte das Restaurant. Auch zu Rochat habe ich eine Geschichte. Natürlich wollten wir auch ihn an unserer Gourmetwoche. Wir wussten, dass es wichtig ist, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen. Sonst holen wir uns ein Nein ab. Also verbündeten wir uns mit Pierre Buess, welcher das Bruderholz von Hans Stucki kaufen konnte. Pierre machte einen Termin mit Rochat und begleitete uns auch zu ihm. Wir waren pünktlich um 11.00 Uhr im l’hôtel de Ville in Crissier. Von Rochat keine Spur. Gegen 12.30 Uhr wagten wir uns, ein erstes Mal zu fragen. Er wäre nicht hier. So begaben wir uns an den Tisch. Nach dem Essen kam Rochat in sein Restaurant. Sein hochroter Kopf verhiss nichts Gutes. Er schnauzte uns an, was wir eigentlich glauben wer wir seien. Blablabla. Wir verliessen das Restaurant wie begossene Pudel. Bei unserem zweiten Besuch hat er uns auf’s Freundlichste Empfangen und wir durften sogar am Cheftisch in der Küche das Mittagessen einnehmen, was einer grossen Ehre gleichkommt. Kurz, er gab ein Gastspiel im Grand Hotel Bellevue und der Abend wurde unvergesslich. (Seine Rechnung auch…)

Seit dem 1. April hat nun  Benoît Violier das Restaurant von Philippe Rochat übernommen. Violier’s Karte Nummer 1 vom Frühling 2012, widmet er eine Seite seinen beiden grossartigen Vorgängern. Selbst dem Vater von Girardet, Benjamin Girardet, wurde mit dem Gericht „Rognon de Veau Bolo à la façon de Benjamin“ gedacht.

Im Film erzählt Violier von der Konzeption der neuen Küche, welche im August 2011 innerhalb von nur 5 Wochen zu einer der modernsten Küchen der Schweiz umgebaut wurde. Interessant ist dieser Film auch, weil er Einblicke in die Präzision der Arbeit des Küchenteams rund um Violier gibt. Ich freue mich schon heute, wenn ich das erste Mal bei Violier an einem der Tische sitzen darf.

Franz Wiget, GaultMillau Koch des Jahres 2012

Der begehrteste Titel der Schweizer Kochszene geht erstmals in die Innerschweiz: 18-Punkte-Chef Franz Wiget, 50, vom Restaurant Adelboden in Steinen SZ ist GaultMillaus «Koch des Jahres 2012». An der absoluten Spitze wird’s enger: nur noch sechs 19-Punkte-Chefs. Und einer von ihnen hat den Rücktritt angekündigt.

Von Urs Heller, Chefredaktor GaultMillau Schweiz
Generationenwechsel, Wachablösung: An der Spitze der Schweizer Gastronomie stehen Veränderungen an. Horst Petermann und Gérard Rabaey sind im «Ruhestand» (der eine mehr, der andere weniger). Ihre Nachfolger Rico Zandonella («Kunststuben», Küsnacht ZH) und Stéphane Décotterd («Pont de Brent», Brent VD) stellten sich erstmals solo den Testern. Unser Eindruck: hervorragend. Aber: Die Topnote 19 lässt sich nicht «vererben» – also starten beide ihren nächsten Karriereschritt bei 18 Punkten. Am 1. April 2012 wird auch in Crissier VD eine Stabübergabe fällig: Philippe Rochat geht (zu früh, unserer bescheidenen Meinung nach!), Benoît Violier ist der hervorragende Nachfolger; Rochat kocht noch sechs Monate für uns, also lassen wir die 19 Punkte in dieser Ausgabe noch stehen. In den übrigen 19-Punkte-Restaurants haben wir auch dieses Jahr wieder ausgezeichnet gegessen. Wir mögen das Temperament von Philippe Chevrier («Domaine de Châteauvieux», Satigny GE), das grenzenlose Talent von Didier de Courten («Terminus», Sierre VS) und die souveräne Performance von Bernard und Guy Ravet («L’Ermitage», Vufflens-le-Château VD). In der Deutschschweiz ist André Jaeger («Fischerzunft», Schaffhausen) kein bisschen müde, sondern sprüht vor neuen Ideen. Und Andreas Caminada («Schauenstein», Fürstenau GR) ist endgültig zum Star der Branche geworden; wie souverän er mit dem riesigen Druck umgeht, ist schon beeindruckend. Genauso wie die Tatsache, dass man bis acht Monate auf einen freien Tisch warten muss. Die freien Plätze in der 19-Punkte-Liga wollen wir nicht um jeden Preis besetzen. Wir führen eine klare «watchlist» und lassen uns Zeit; eine Beförderung in die höchste kulinarische Klasse will wohlüberlegt sein.

Die Welt 50 besten Restaurants

Ich bin kein Ranglistenfetischist. Darum finde ich diese Rangliste der weltweit Top 50 Restaurants Brotbrösmeli. Sie gibt sicherlich Hinweise, wo Frau oder man gut isst. Aber 1 – 2 – 3 kann so nicht gemacht werden.

Wie funktioniert die Bewertung: Zuerst wurde die Welt in 27 geografische Ecken aufgeteilt. Diesen stehen Menschen vor. Diese Menschen suchen wieder Menschen in diesen Ecken. Daraus ergibt sich die Academy. Und diese Academy Members bewerten nun. Die müssen mittels einem Fragebogen im Computer Ihre Lieblingsrestaurants in Ihrem Weltecken bewerten. Und dann wird zusammen gezählt.

Naja, eben, so genau kann diese Bewertung nicht sein. Doch wie geschrieben, ergibt diese Rangliste Anhaltspunkte, wo gut gegessen werden kann. Und nicht zu vergessen, eine riesen Publicity für die darin aufgeführten Restaurants.

Achja, das erste der zwei klassierten Schweizer Restaurant’s in den ersten 50zig, ist auf Platz 23. Der Caminada vom Schauenstein in Felsenau. Geht da hin. Echt geil. Rochat sei der 47zigste. Meint die Rangliste. Ich nicht. Er ist besser.

Der Gewinner: Noma, Strandgade 93, 1401 Copenhagen, Denmark

Guide Michelin 2011

Ich sage es gleich vorneweg, ich bin kein Fan der Schweizer Ausgabe des Guide Michelin. Ich finde die Schweizer Köche unterbewertet, wenn ich mich in Frankreich bei 3 Sterne Köche umsehe, so hätte die Schweiz mehr Sterne verdient. Oder die anderen weniger. Wie dem auch sei, mit total 113 Sternen (2010: 102) bleibt die Schweiz das Land mit den meisten Michelin Sternen pro Kopf der Einwohner.

Neu, mit drei der begehrten Sternen ausgezeichnet wurde Andreas Caminada. Der Schweizer Überflieger im Schloss Schauenstein. Weiterhin hat Philippe Rochat in Crissier 3 Sterne. Einen weniger hat das Restaurant „Le Pont de Brent“ von Inhaber und Küchenchef Gérard Rabaey. Rabaey wird ab dem neuen Jahr seinen Ruhestand geniessen und übergibt das Restaurant seinem langjährigen Mitarbeiter Stéphane Décotterd.

Insgesamt 14 Mal vergaben die Inspektoren die begehrten Sterne neu; beispielsweise kann Bern mit dem Meridiano und dem Schöngrün fortan zwei neue 1-Sterne Häuser vorweisen. Nach der Auszeichnung von Küchenchef Nenad Mlinarevic als GaultMillau Entdeckung des Jahres und 15 Punkten, erhält das Restaurant Neue Blumenau im Lömmenschwil (SG) nun seinen ersten Stern.

«World’s 50 Best» Restaurant

Am Montag, 26. April war es wieder so weit. «World’s 50 Best» Restaurant wurden in London preisgekrönt. Neu mit dabei auf Platz 30 ist Andreas Caminada. Bester Schweizer bleibt aber Philippe Rochat, «Hôtel de Ville» in Crissier, der zwei Plätze gut machte und neu auf Platz 14 rangiert.

andreas_caminada_worlds_50_best_preisverleihung_1.5575614.1272380249Andreas Caminada und das «Schloss Schauenstein» schafften es auf Anhieb auf Platz 30 der «50 weltbesten Restaurants» des Londoner «Restaurant Magazine». Caminada wurde als «Bester Neueinsteiger» geehrt. Bestes Schweizer Restaurant ist nach wie vor das «Hôtel de Ville» von Philippe Rochat. Er verbesserte sich um zwei Plätze und belegt nun Rang 14.

Zuoberst auf der Rangliste steht neu das Kopenhagener «Noma» unter der Leitung von Chefkoch René Redzepi. Er erkochte sich den Ruf als Bester der skandinavischen Avantgardeküche mit der Entdeckung regionaler und lokaler Zutaten. Gerühmt werden seine Babykarotten in einer essbaren Erde aus Malz, Haselnuss und Bier auf Wildkräuter-Creme. Er bringt auch Moos auf den Teller und kocht Langustinen mit Seegras und Austernemulsion.

Redzepi verdrängt den spanischen Meisterkoch Ferran Adrià («El Bulli») von Platz eins. Adrià hatte die Liste vier Jahre lang angeführt. Getröstet wurde er mit der Ehrung als «Meisterkoch des Jahrzehnts». Die Auszeichnung für das Lebenswerk ging dieses Jahr an Eckart Witzigmann, als Anerkennung für seine Verdienste um die europäische Restaurantszene in den letzten 30 Jahren.

Nicht ausgewogen

Das Ranking wird weltweit stark beachtet. Es würdigt weniger die Küchenqualität als vielmehr das internationale Image der Restaurants. Über die Rangliste der besten Restaurants entscheiden 26 regionale Jurys aus aller Welt. Jede Jury hat 30 Mitglieder. Köche, Journalisten und Lebensmittelfachleute. Sie vergeben je drei Stimmen im eigenen Land und je zwei ins Ausland. Selbstredend müssen die Jurymitglieder in den von ihnen bewerteten Restaurants in den letzten 12 Monaten gegessen haben. Dennoch wird immer wieder Kritik an der Rangliste laut. Die Liste ist stark angelsächsisch geprägt, da es in den USA zwei Jurys gibt.

Die Franzosen, welche ihr erstes FR Restaurant auf Platz 11 finden,  laufen Amok, weil die heute noch meinen, sie seien die Erfinder der gehobenen Küche. Aber mit stehenbleiben wurde noch kein Marathon gewonnen.

Links:


Rangliste «World’s 50 Best»

Andreas Caminada, bester Neueinsteiger