Hat der Tourismus eine Zukunft?

Um die Frage gleich zu beantworten: Der Tourismus, wie er heute ist, darf es in Zukunft nicht mehr geben. Unsere Gäste wollen diesen Tourismus nicht mehr. Sie suchen die heile Bergwelt. Die Annahme dieser saublöden Zweitwohnungsinitiative hat es gezeigt. In der Vergangenheit ist zu viel falsch gelaufen.

Wie im Film „Was gönd mi Gäsch aa“ aus dem Kleinwalsertal richtig gesagt wird: Der Tourismus findet nicht für den Gast statt, sondern basiert in erster Linie auf den Einheimischen. Und entsteht durch die Einheimischen, die Freude an der Begegnung haben. Und genau die Freude an der Begegnung ist vielen Einheimischen – auch im Saanenland – abhanden gekommen.

Gehen wir vorwärts und besinnen uns zurück auf den Ursprung. Schon 1548 (!!)  wurde auf den Alpen rund um Gstaad der „Saaner Hobelkäse“ hergestellt. Der Hobelkäse wird  heute noch auf den über 90 Alpen wir vor anno dazumal, über offenem Feuer in einem Kupferkessel hergestellt. Welche andere Region kann das bieten? Dies ist ein USP, welches so schnell nicht kopiert werden kann.

He Saaner, auf was warten wir eigentlich noch?

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2 Antworten zu “Hat der Tourismus eine Zukunft?”

  1. Jürg Wyss sagt:

    Sehr wohl hat der Toursimus eine Zukunft. Genau wie Sie schreiben: Besinnen wir uns auf die USP die wir haben, die da weit mehr sind als Saanen Hobelkäse.

    Es sind Tausende von Leuten, die sich um die Gäste kümmern. Wenn sich diese wieder darauf besinnen, dass die Begegnung das A und O für einen Touristen ist, werden diese auch wieder vermehrt kommen, wie Sie richtig schreiben.

    Begegnen heisst aber, auf den Gast eingehen, sich um ihn persönlich bemühen, sich für ihn interessieren. Dieses Eingehen auf die Individualität des einzelnen Gastes ist uns abhanden gekommen. Wir behandeln unsere Gäste zu oft als „Massenware“, in der irrigen Meinung, dass alle das gleiche wollen: „Günstige 4-Stern Ferien mit Spa“. Das können aber mittlerweile auch die Österreicher, die Deutschen oder wer auch immer. Und mit welcher Strategie reagieren wir? Wir kämpfen mit Vergünstigungen, Gratis-Tageskarten, Gratis-Eintritten. Das führt in einen Teufelskreis mit tieferen Margen, weniger Kapital für Erneuerungen, schlecht unterhaltene Infrastruktur, enttäuschten und damit weniger Gästen – eine Sachgasse, wir können in einem Preiskampf bei der aktuellen Frankenstärke nicht mithalten.

    Was wir können, ist uns Gedanken machen über unsere USP. Die Schweiz hat solche, jede Region hat solche und jedes Hotel hat welche. Aber wir müssen sie definieren, wir müssen sie klar kommunizieren und wir müssen sie leben. Was ich diesbezüglich vermisse sind – von hinten angefangen:

    – Klare Spezialisierung der Hotels, wenige haben ein Thema so klar besetzt wie Sie das mit dem Bernerhof haben. Der Gast kommt mit klaren Bedürfnissen. Je breiter ich mich als Hotel positioniere, desto schlechter kann ich auf all die unterschiedlichen Wünsche eingehen.
    – Flexibilität der Betriebe, individuelle Packages statt Pauschalangebote. Was habe ich als Gast von Gratis-Tageskarten am Schilift, wenn ich meine Skier längst in die Ecke gestellt habe? Wenn schon mit solchen Vergünstigungen operiert wird, wieso gibt mir (fast) niemand eine Auswahl von Alternativen? Ich als nicht-mehr-skifahrender Gast bekomme je länger das Gefühl, dass ich mit meinen Ferien die Freizeitaktivitätend er andern Gäste finanziere.
    – Tiefere Zusammenarbeit zwischen der lokalen Tourismus-Organisation und den lokalen Tourismus-Betrieben. Ich möchte hier das Beispiel Rheinland-Pfalz bringen. Die Tourismus-Organisation hat auf regionaler Ebene spezifische Themen festgelegt: http://extranet.rlp-info.de/3873.0.html
    Die Hotels, Event-Organisatoren, jeder Betrieb hilft mit, diese Themen zu bearbeiten und schafft so ein homogenes Gesamtbild gegen aussen. Mein persönliches Empfinden ist, dass hier zu viel Eigenbrödlerei betrieben wird.
    – Bessere Koordination mit den Kampagnen von Schweiz Tourismus (die übreigens aus meiner Sicht einen super Job machen). Wasser ist das grosse Thema im „Jahr des Wassers 2012“. Ich verfolge das Marketing im Tourismus seit einiger Zeit uns sehe nur wenige Regionen und Betriebe, die dieses Thema aufgegriffen haben. Dabei könnte jede Region, jeder Betrieb von den investierten Millionen profitieren. Das ist eine verpasste Chance, sorry.

    Jetzt habe ich mir wieder mal die Finger wund geschrieben. Wozu? Hoffentlich, um ein paar Gedankenanstösse zu geben.

    Liebe Grüsse
    Jürg Wyss
    Der übrigens im Saanenland skifahren lernte

  2. Thomas Frei sagt:

    Oh, herzlichen Dank Herr Wyss für Ihren ausführlichen Kommentar. Es stimmt alles, was Sie geschrieben haben. Es wäre, nein ist, ein abendfüllendes Thema.

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