Archiv für ‘Gedanken des Wanderhoteliers’ Kategorie

Ich bin geschockt

Ich bin geschockt. Und hässig. Am Montag, 26. August war für das „The Alpina“ und Gstaad ein Freudentag. Wir hatten in Gstaad ein neues GaultMillau „Hotel des Jahres“. Namhafte Hoteliers aus der ganzen Schweiz trafen sich. Selbst meine beiden Vorbilder Hans Leu und Emanuel Berger waren mit von der Party. Wir haben getratscht und geklatscht, gelobt und gehudelt, Cüpligläser zusammen gestossen und vorzüglich gegessen.

Irgendwann in dieser Woche entnahm ich einem schleimigen PR-Artikel im „Anzeiger von Saanen“, dass der vor einer Woche hoch gelobte Nik Leuenberger ab Oktober nicht mehr für das Alpina verantwortlich sei. In der neuen Schweizer Illustrierten schrieb Urs Heller, Chef von GaultMillau Schweiz unter anderem: „Der Chef kam, sah, siegte – und geht! …. Über die Trennung (vorgesehen war ein Wechsel im März 2014) schweigt sich der Gentleman aus; gentlemanlike war sie nicht.“

Ich kann über den Grund der Trennung nichts sagen. Der kann mir eigentlich egal sein. Es ist auch nicht mein Problem. Aber die Art und Weise gibt mir schwer zu denken. Einen Tag nachdem sein Hotel zum Hotel des Jahres gekrönt wird, wird dem Hotelier, welcher mit Sicherheit viel zu einer erfolgreichen Eröffnung beigetragen hat, gekündigt. Hat das Stil?

Da kommt mir mein letzter Blog Beitrag in den Sinn. Nebst Frauenverstehern und Pferdeflüsterern gibt es neu die Spezis der Hotelversteher. Sie buttern Geld in ein Hotel, konzipieren ihr Hotel nach ihren Wünschen und vergessen dabei, dass ein Hotel nicht eine Villa ist, sondern ein Unternehmen, das gewissen gastgeberischen Naturgesetzen unterworfen ist und sich an einige Richtlinien halte sollte. Von denen Anstand und Respekt die eine ist. Zudem meinen manche Leute, dass sie jenen Fachkräften drein reden müssen, welche eine Ausbildung in der Hotellerie genossen haben und reich an Erfahrungen sind.

Nicht dass ich behaupten wollte, Geld mache per se blöd. Aber es macht auch nicht per se schlau. Wer genug davon hat, kann sich blödere Fehler leisten. Und kaum etwas eignet sich dazu besser als sich ein Hotel zuzulegen und dann ein Marionettenspiel zu treiben. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Hotellerie als Hobby

image„Für mich ist die Hotellerie mehr Hobby. Damit Geld verdienen ist schwer.“ Sagt der vier Milliarden schwere Klaus-Michael Kühne der Schweizer Illustrierten. Der muss es ja wissen. Denn er und sein Vater wie Grossvater verdienten die Milliarden nicht mit der Hotellerie, sondern mit der Logistikfirma Kühne + Nagel (63‘000 Mitarbeiter, 20.7 Milliarden Franken Umsatz und in 100 Ländern tätig). Womit sie den Nagel auf den Franken getroffen haben.

Weiter sagt er in der Schweizer Illustrierten über sein 38 Millionen Euro Hotel Castell Son Claret, dass aller Anfang schwer sei. Dass er mehr Gäste brauche.

Was denkt sich bei diesen Worten der wandernde Berghotelier? Zuerst denkt er an einen menschlichen Schliessmuskel. Dann denkt er, dass der Mann grundsätzlich recht hat: Als Hotelbesitzer wird man nur Millionär, wenn man vorher Milliardär war.

Der nachfolgende Satz, kommt aus meinem tiefsten Innern: Diese Hotelmäzene gehen mir langsam auf den Keks. Sie schmeissen mit Geld um sich, verwirklichen ihre Träume und tauschen ein paar bemitleidenswerte Direktoren aus, bevor sie merken, dass sie nebst den Investitionen für das Gebäude auch den jährlichen Betriebsverlust zu begleichen haben. Sie vergessen die Software, den Spirit, das Innenleben. Und diese Schlüsselkriterien lassen sich zum Glück nicht kaufen. Sie machen so viele Fehler beim Bau ihrer Bubenträume, dass es einem darob graust.

Es geht auch anders. So wie zum Beispiel im Waldhaus in Sils. Seit 1908 im Familienbesitz. Liebevoll eingerichtet. Keine Umbauten, keine Erweiterungen ohne das feine Gespür für die Geschichte und den Spirit des Hauses. Ein Hotel voll mit Leben. Mir ist kein von einem Mäzen erbautes Hotel bekannt, welches diesen Anspruch erfüllt.

Das Mäzenatentum in der Hotellerie hat noch eine andere Seite. Weil die ihre Kästen nicht voll kriegen, denken die Mäzenhoteldirektoren ganz ganz fest über kreative, einmalige Lösungen nach. Und dann, heureka, senken sie die Preise. Man will dem Geldgeber ja ein wenigstens halbwegs gefülltes Hotel präsentieren können. Wir Normalos aber können unsere Preise nicht beliebig senken. Wir brauchen einen Gewinn. Zum Reinvestieren. Also powern wir persönlich  mehr und denken uns allerhand aus, um unsere Gäste bei uns zu behalten.

Als Gast ist es natürlich grandios, von Zeit zu Zeit im Luxus schwelgen zu können, ohne den dafür notwendigen Preis bezahlen zu müssen. Dabei können die Relationen verloren gehen, also das Bewusstsein, was ein Hotel in welcher Kategorie zu bieten in der Lage ist. Ab und zu merke ich das im eigenen Haus. Wenn Gäste mit Ansprüchen kommen, die ein 4-Stern-Hotel schlicht nicht erfüllen kann.

Ich bin trotzdem gerne Hotelier. Darum fröne ich jetzt mal meinem Hobby: Ich wandere mit meinen Hotelgästen mit Stock über Stein und von Bächlein zu Bächlein, vorbei an Alpen mit Kühen drauf. Manchmal schauen die Bauern aus ihren Häusern und rufen uns zu, ob wir nicht bei ihnen hereinschauen wollten, auf ein Stück Alpkäse.

1. Bernerhof Gespräch. Und jetzt? Weiter! Natürlich.

Und jetzt? Weiter! Natürlich.

Sie haben also gesprochen am 1. Bernerhof Gespräch, Reto Gurtner und Urs Kessler, und unsereins blieb nach diesem Abend staunend und mit offenem Mund sitzen. Zu gross seien die „Wettbewerbsnachteile“ des Saanenlandes, finden Aussen- und Einheimische, oder sogar unlösbar.

Prima. Dann können wir nämlich mit dem Weiterdenken aufhören und endlich mit dem Umdenken beginnen. Das Davonlaufen aufgeben und das aufeinander Zugehen ausprobieren. Hinaus aus dem Gärtli, von dem man glaubt, es gehöre einem ganz allein. Stattdessen mal ein paar Köpfe nageln.

Obacht: Ja-aber-Menschen sollten hier nicht mehr weiter lesen. Alle andern dürfen mal ein paar Gedanken spielen lassen. Zum Beispiel über Massnahmen wie diese:

  • Alle Verträge, welche die Bergbahnen mit den Landeigentümern  abgeschlossen haben, kündigen und mit einem einmaligen Betrag abgelten.
  • Alle Verträge kündigen mit den Aktiengesellschaften * , die in der Bergbahn Destination Gstaad (BDG) AG aufgegangen sind.

… Bei Nichterfüllen der ersten beiden Punkte: Schlüssel drehen und die Bahnen der Natur überlassen. Angesichts dieser Alternative klappt es ja dann vielleicht doch… Und danach:

  • Die  BDG AG durch die Gemeinden sanieren.
  • Neue Betreiber für die Bergbahnen suchen, welche die Unternehmung gewinnorientiert führen. Mit einem oder mehreren Investoren. Oder mit einer neu zu gründenden Aktiengesellschaft, bestehend aus Einheimischen und Gästen. Diesenfalls käme eine Verschmelzung mit den Unternehmungen Lenk/Adelboden und einer damit verbundenen Verbindung der Skigebiete in Frage.
  • Mit dem neuen Betreiber einen jährlichen Beitrag durch die Gemeinden aushandeln, der an gewisse Auflagen wie zB. Öffnungszeiten geknüpft ist.

Die Positionierung bauen wir auf unseren ureigenen Stärken auf. Wir lassen unsere Identität spielen, nutzen unsere Natur. Wir stellen Produkte in den Mittelpunkt, welche aus dieser Region stammen und von Menschen aus der Gegend hergestellt und gepflegt werden. Wir leben unsere Eigenständigkeit so, dass niemand uns und unsere Gegend kopieren kann. Wir sind kein Trend und wir sind kein Konzept, sondern wir sind wir. Die Menschen, die Landwirtschaft, der Tourismus machen uns zur Marke. Wir besinnen uns auf die eindrückliche Kraft des Wirklichen.

Und wo soll das noch hin führen? Zum Beispiel zu einer Gstaad Mountain Area:

  • Horneggli wird zum  Slowmountain und somit zum Berg für die Genussmenschen. Sie lassen sich befördern auf seitlichen 2-er-Sesselliften wie anno dazumal. Die Technik der Beförderung auf dem neusten Stand. Auf der Bergfahrt flauschige Wolldecken, Glas Tee oder Cüpli etc. für die Fahrt, Sonnencrème im Sessellift. Die Fahrt auf den Berg ist langsam und gemütlich, dementsprechend sind weniger Skifahrer auf den blauen Hornegglipisten. Im Restaurant ist das Angebot nach der Philosophie von Slow Food aufgebaut. Am Pistenrand gibts einen oder mehrere Stafel, die im Winter zum Restaurant geadelt werden. Mit Milch, Kräutertees aus der Region, Würste und Fleisch vom Grill und Zufriedenheit à discretion.
  • Saanerslochgrat wird Actionmountain. Snowparks in allen Stärkeklassen, so dass auch Kids kleine Sprünge machen können. Die Bergrestaurants servieren die besten Burger, Hot Dogs und Chicken Nuggets und die geilsten Sandwiches der Alpen. Selbstverständlich alles aus einheimischen Produkten und in der Region hergestellt.
  • Eggli & Videmanette wird der Familymountain. Alles für die Winterfamilie. Leichte Pisten mit kleinen Schanzen und „geheimen Abfahrten“ für die Kinder. Mitten auf der Piste in einem Stafel ist ein Kindergarten mit professioneller Betreuung. So können die Eltern auch mal noch als Ehepaar auf die Piste. Die Bahnen laufen entsprechend langsam und die Mitarbeitenden wissen um die spezielle Betreuung und Hilfsbereitschaft, welche Familien brauchen. Das/die Restaurants bieten hausgemachten Eistee und eine feine Auswahl an Sirup. Die leckeren Bissen hier oben könnten Hörnli mit Gehacktem sein, Gstaadburger, Fischstäbli, Käseschnitte, Fondue, Raclette, supper Suppen (Spatz) und die schweizweit besten Bratwürste und Rösti.
  • Glacier3000 und Wasserngrat machen ihre Sache ganz gut, die lassen wir doch mal wie sie sind.
  • Dann fehlen noch Wispile sowie das Rellerli. Die bekommen den Namen Openmountain. Auf diese beiden Berge fährt keine Bahn mehr, aber dennoch werden sie ins Konzept integriert. Im Winter sind spannende Routen markiert, Liebhaber besteigen sie auf Tourenskis oder Schneeschuhen. Es locken Winterwanderwege, die mit Pistenfahrzeugen gepflegt werden. Einfache und schwierige Routen bieten sich an. Überwacht wird das stille Paradies von Gstaad-Mountain-Guides. Auch hier können Einheimische Stafel betreiben. Für die Sommer-Erschliessung braucht es zuerst eine kleine Strasse, analog Hornberg, nur für Bustaxis und Hotelbusse.
  • Zu guter Letzt wird eine neue Bahn direkt vom „LesArtsGstaad“ ins Skigebiet Hornberg gebaut. So verbinden sich Kunst und Sport.

Sodeli, so sähe ich die Zukunft der Bergbahnen rund um Gstaad. Unbesehen von vorhandenem oder besser nicht vorhandenem Geld. Rom wurde auch nicht an einem Tag gebaut, finanziert schon gar nicht.

Nach dem 1. Bernerhof Gespräch sind bei mir aber doch auch noch ein paar Gedanken zur Gegenwart hängen geblieben. Und die gehen so:

Unter den aktuellen Voraussetzungen sind die Bergbahnen im Saanenland unmöglich profitabel zu führen. Dennoch sei ein Impuls für Armon Cantieni erlaubt: Ein bestimmteres Auftreten wäre schön. Klar zu sagen was Sache ist. Nämlich, dass die Bergbahnen ab sofort keine Landentschädigung mehr bezahlen. Die Bergbahnen kämpfen um jeden Rappen, während Einheimische, welche nichts dafür können, dass sie Landbesitzer sind, jährlich einen Batzen ins Portemonnaie streichen können.

Ebenso unglaublich sind jene Kreise der „alten Bergbahn AG’s“ *, welche sich bis heute in Verträgen ein Mitspracherecht sicherten. Da sitzen eine ganze Menge Verhinderer. Wegen denen müht sich diese Region immer noch mit der Vergangenheit ab und kann sich nicht auf die Zukunft trimmen. Und das ist mit nichts zu rechtfertigen. Wäre ich Armon Cantieni, ich hätte ihnen den Schlüssel schon lange auf den Tisch geknallt.

Man kann nicht immer alle einbinden und auf jeden hören, sonst gibt es ein Wischiwaschi. Man kann nicht immer wieder nette neue Gesprächsgruppen bilden, egal ob sie nun Merligentagung oder Spurgruppen oder Reflektion oder was weiss ich heissen. Da werden Schubladenfüller produziert. Unser Produkt ist weit weg von einer klaren Positionierung. Für eine klare Positionierung braucht es aber Macher, die etwas bewegen und die Leute begeistern können. Zugpferde, die nicht noch siebenhundert Schindmähren hinterherziehen müssen.

Und jetzt? Weiter! Natürlich.

Erklärung für die Aussenheimischen

* Früher bestand das Saanenland aus diversen Bahnen und Bähnli. Diese wurden in eine einzige AG, der BDG integriert. Damit das geschehen konnte, rangen die alten Verwaltungsräte mit den alten Bahnen der neuen AG ein Mitspracherecht ab, wie zum Beispiel, dass bei der Stilllegung der alten Bahnen diese mit einem Franken zurückgekauft werden können, damit sie von den inzwischen noch älteren Verwaltungsräten weiter betrieben werden könnten. Das alles nennen wir im Saanenland Strukturbereinigung.

1. Bernerhof Gespräch – die Kernaussagen

Die HauptakteureDas 1. Bernerhof Gespräch war ein Erfolg. Über 100 Personen fanden den Weg in den Bernerhof und hörten die Referate unserer Gäste Reto Gurtner, VRP und CEO der „Weissen Arena Gruppe“ Laax  und Urs Kessler, CEO der Jungfraubahnen Interlaken. Im Anschluss zeigte Armon Cantieni, Direktor der Bergbahn Destination Gstaad, die Problematik seiner Unternehmung auf.

Ich werde an dieser Stelle versuchen die Kernaussagen der Herren wiederzugeben. Die einzelnen Referate und das Round-Table-Gespräch können Sie – zu gegebener Zeit – unter den unten aufgeführten Link’s sehen, hören und auch lesen. Zudem gibt es noch ein „Und jetzt? – Weiter!“. Demnächst. Hier.

Urs Kessler:

  • seit 1997 (!) sind die Jungfraubahnen mit eigenen Vertretungen im asiatischen Markt in den grossen Städten vertreten.
  • Wachstum und Innovation ist ein laufender Prozess, der nie aufhören darf.
  • der Bekanntheitsgrad der Jungfraubahnen wird mit Events und Erlebnis auf dem Berg gefördert. Als Beispiel sei das Cricket Spiel zwischen den beiden Cricket-Grossnationen Indien und Grossbritanien auf dem Jungfraujoch erwähnt, welches in der ganzen Welt und allem voran im Zielmarkt Indien, grosse Beachtung fand und zu Werbung für die Jungfraubahnen sorgte. Ein besonderes Erlebnis auf dem Berg ist der eben erst eröffnete, 250 Meter lange Erlebnisrundgang. Nicht zu vergessen das SnowpenAir, jeweils am Ende des Winters.
  • das Skigebiet in der Region Kleine Scheidegg-Männlichen-First wäre ohne die Bahn auf das Jungfraujoch defizitär.

Reto Gurtner:

  • in Laax gibt es alles aus einer Hand: Bahnen, Hotels, Restaurants, Skischule, Vermietung der gesamten Ski- resp. Snowboardausrüstung sowie die Indoor Freestyle Academy. Und was weiss ich noch alles.
  • obige Leistungen können alle im Internet gebucht werden.
  • Konsequentes, auf das Zielpublikum ausgerichtetes, Marketing. Sommer Werbung mit Flims. Im Winter mit Laax.
  • Gäste werden mit Bussen ab Flughafen Zürich abgeholt.
  • 100 Quadratkilometer Skifläche, 235 km Skipisten, 5 beschneite Talabfahrten, 4 Snowparks und 1 Halfpipe
  • in seiner Snowboardschule gibt es die Frauenquote von 50%. Damit konnte der Anteil der Schülerinnen markant gesteigert werden.
  • unkonventionelle Ideen wie Blueline, Sessellift im Porsche Design, Yield Management bei den Bergbahntickets und vielem mehr
  • keine Rabattierung der Preise
  • Der Berg ruft. Wir auch. 3,5 Kilo schwer. Das Buch, über die Kultur-, Wirtschafts- und Technikgeschichte zur Eroberung des Berges.

Armon Cantieni:

  • Partikularinteressen blockieren die Entwicklung
  • 6 verschiedene Gemeinden als Aktionäre
  • sind die Bergbahnen Destination Gstaad ein Service Public oder müssen – können sie überhaupt? – sie gewinnorientiert arbeiten?
  • mehr als 60% der regionalen Bahnen sind 25-jährig
  • zu viele Bahnen und zu wenig Gäste
  • die Bergbahnlandschaft Gstaad muss neu gestaltet werden

Das Round Table Gespräch, unter der kompetenten Leitung von Sonja Hasler, wurde von Gurtner und Kessler darauf hingewiesen, dass das Marketing der Bergbahn niemals aus der Hand gegeben werden dürfe (Gstaad Saanenland Tourismus erledigt das Marketing der Bergbahnen Destination Gstaad). Der Gemeinde Saanen kosten die Bergbahnen, laut Gemeinderat Heinz Brand, 4,5 Millionen Franken. Im Jahr.

Und jetzt? Frage ich mich und grüble in der Nase. Dabei kommt so manch unnützes und mehr oder weniger unnützes heraus. Ich denke mal nach und melde mich, sobald ich meine Gedanken in Buchstaben umgewandelt habe. In diesem Sinne: Demnächst in diesem Theater.

Und das meint die Presse am 1. Bernerhof Gespräch gehört zu haben: (Wird laufend ergänzt.)

 

 

1. Bernerhof Gespräch

Es ist ja so eine Sache. Berge, Bahnen und Gstaad. Seit ich im 1996 ins Saanenland gekommen bin, wird von den Bahnen, welche auf die Berge führen schwadroniert. Irgendwie scheinen sich Berge und Bahnen in der Region rund um Gstaad nicht zu verstehen. Die Verantwortlichen im Saanenland holten sich mit Riet Theus einen Propheten aus Graubünden zu Hilfe. Dann kam der Doktor Peter Furger aus dem Wallis in die Üsserschwiiz. Ein Sprichwort sagt, dass ein Prophet im eigenen Land nichts wert ist. Was umgekehrt nicht heisst, dass er in fernen Ländern besser ist. Gebracht haben uns die beiden aus fernen Ländern nicht wirklich viel.

Die Situation unserer Bergbahn Destination Gstaad AG hat sich seither nicht verbessert. Zu viele meinen, es besser zu wissen. Es scheint mir nebst den 7000 Kühen im Saanenland 7000 Bergbahnkenner zu geben (im Saanenland leben gleich viele Kühe wie Einwohner). Wie soll man in diesem Umfeld von Einwohnern und Politik ein Unternehmen nach wirtschaftlichen Prinzipien führen. Zum ganzen Umfeld fehlt mir bei den Verantwortlichen der Sinn für Innovation. Ich meine, dass wir anderen Destinationen immer einen Schritt hinterher hinken. Uns fehlt eine klare Positionierung. Ich weiss nicht, für was unsere Bergbahnen stehen. Wieso soll die Wahl von Wintersportlern  auf das Saanenland fallen?

Dies und noch viel mehr bewog uns, den Verwaltungsrat der Hotel Bernerhof AG, für unser 1. Bernerhof Gespräch das Thema Bergbahnen zu wählen. Wir möchten damit nicht über irgend welche Personen herziehen, sondern einen konstruktiven Beitrag leisten, dass unsere Region wettbewerbsfähig ist und und vor allem auch bleibt. Darum werden wir das Bernerhof Gespräch, mit einem touristischen Thema im Anschluss an unsere Generalversammlung zur Tradition machen.

Zum Auftakt servieren wir Ihnen das Thema Bergbahnen. Dazu haben wir hochkarätige Referenten, wie Reto Gurtner, Präsident und CEO „Weisse Arena Gruppe“ Laax und Urs Kessler, CEO Jungfraubahnen eingeladen.

  • Datum: Donnerstag, 28. März 2013
  • Beginn: 18.00 Uhr
  • Thema: Bergbahnen zwischen Innovation und Rendite

Im Anschluss an die Referate unserer Gäste leitet Sonja Hasler, Rundschau SRF, ein Round Table Gespräch bei welchem nebst Reto Gurtner, Urs Kessler und Armon Cantieni noch Martin Bachofner Direktor GST, Marcel Bach u.a. Mitbesitzer Glacier 3000 sowie Heinz Brand, Gemeinderat der Gemeinde Saanen teilnehmen.

  • Abendessen: Sollten Sie am Abendessen teilnehmen wollen, sind die Kosten CHF 78.— inkl. Getränke und Kaffee.
  • Übernachtung:  Für die Übernachtung offeriert Ihnen der 109 Jahre alte Bernerhof einen Spezialpreis von CHF 109.—pro Person inklusive Frühstück und einem Skipass für die Region Gstaad Saanenland.

Hier geht es zur Anmeldung

Hier geht es zur Sendung Schawinski vom 11. März mit Reto Gurtner

Aussage von Reto Gurtner: „Skifahren hat keinen Sexappeal mehr. Es hat die Emotionalität verloren. Und Emotionen kriegt man nicht mit Investitionen in neuen Anlagen zurück.“

Zahlenspielerei:

  • es gibt 50 Millionen Skifahrer
  • 80 Millionen Skateboarder
  • 67 Millionen Fischer
  • 90 Millionen Golfer

Jetzt wäre es interessant, wie viel weltweit in den Skizirkus investiert wird.

Interview mit Urs Kessler, CEO Jungfraubahnen, im SNOWACTIVE

Internaut

Internaut Andreas Güntert flüstert in der heutigen SonntagsZeitung über die platten und unförmigen Bewertungen dieser unsäglichen Bewertungsplattformen wie Tripadvisor. Wie recht er doch hat. Und www.twisper.com tönt doch schon mal ganz interessant. Was meint Ihr so?

Früherer Beitrag zum Thema Hotelbewertungen.

Ein Kommen und Gehen. Gäste

24-Stunden. Hotel. Es begann normal. Ganz normal. Und endete so. Normal. Dazwischen waren Gast-Spiele.

Der vergesse Mantel

Einer unserer Gäste vergass, nach seinem Abendessen im Restaurant O in Gstaad, seinen Mantel mitzunehmen. Er fragte an unserer Rezeption, ob wir nicht in das besagte Restaurant anrufen könnten. Beauftragt, getan. Das von uns angerufene Restaurant wusste nichts von einem Mantel, der vergessen wurde. Der Gast teilte in einer liebenswürdiger Schroffheit mit, er wisse, dass er den Mantel dort vergessen habe. Sie solle nochmals anrufen. Wieder bekam unsere Mitarbeiterin einen abschlägigen Bescheid. Er machte sich täubelnd auf den Weg. Zurück kam er mit seinem Mantel, nicht, ohne unserer Rezeptionistin in beleidigenden Worten Kund zu tun, dass er seinen Mantel jetzt hätte. Er wäre in eben diesem Restaurant gewesen.

Eine Dame

Ich muss vorausschicken, dass wir, das Hotel Bernerhof im autofreien Ortszentrum, einen Parkplatz für unsere Hotelgäste haben. Eine Dame, mir völlig unbekannt, hat eine Parkkarte für den Bernerhof Parkplatz. Keine Ahnung wieso. Und von wem. Sie stand an der Rezeption und will die Parkkarte verlängern. Ähm – ja also, auf die Frage meiner Rezeptionistin, ob sie Hotel- oder zumindest Restaurantgast sei hat sie mit nein beantwortet. Ergo kriegt sie auch keine Parkkarte. Oh Wunder, die Dame verwandelte sich in eine Hexe. Was uns einfalle. Ob wir nicht wissen wer sie sei. Ich werde sie nie mehr empfehlen. Wir, mit wir meinte sie uns Schweizer, seinen sowieso unfreundlich. Und überhaupt und sowieso und blablalablabla.

Der Geiselnehmer.

Alle Tische in allen unseren Restaurants waren für den Abend reserviert. Viele Tische sogar zweifach. Die Spannung unter unseren Mitarbeitenden und uns selber war spürbar. Es knisterte und wir freuten uns auf  einen erfolgreichen Abend. Stimmengewirr trieb mich in Richtung Rezeption. Gestikulierend sah ich drei meiner Mitarbeitenden wie sie sich mit einem Gast auseinandersetzen. Er wollte nicht begreifen, dass alle Tische belegt sind und er seinen Kaffee oder was weiss ich, halt „nur“ noch an der Bar im Basta trinken konnte. Seine Ausfälligkeiten mag ich an dieser Stelle nicht wiedergeben.  Er setzte sich einfach an einen reservierten, aufgedeckten Tisch und bewegte sich nicht mehr weg. Ich solle doch die Polizei holen. So blieb uns nichts anderes übrig, als den ganzen Abend mit unseren Tischen so zu jonglieren, dass alles aufgeht und Gäste, welche reserviert hatten, zufrieden mit dem Dargebotenen waren.

Zwischenspiel.

Zwischenzeitlich waren in den besagten 24-Stunden 44 Mitarbeitende für das Wohl unserer Hotel- wie auch Restaurant-Gäste verantwortlich. Nachtportier Alex hat unzähligen Gästen Einlass gegeben, er hat alle Restaurants gesäubert und dann noch viele Dinge erledigt, die einfach gemacht werden müssen. An der Rezeption haben 4 Rezeptionistinnen ungezählte Telefonanrufe beantwortet, Mail’s geschrieben, unseren Gästen an der Rezeption Auskunft gegeben, Reservation für unsere vier Restaurants entgegengenommen und was weiss ich noch alles gemacht. Unsere 7 Köche und ein Casserolier waren für 558 Speisen, welche in den Restaurants Stafel und Gaststube zwischen 12.00 – 23.00 Uhr gegessen wurden, verantwortlich. Damit die Gäste auch das Essen serviert bekamen, das Trinken dazu, den Kaffee und Dessert gebracht wurde, waren 9 Service Mitarbeitende zuständig.  Zwei der drei Köche im Basta verpflegten gegen 200 Gäste. Ein Koch war nur für die Lieferung frischer Teigwaren verantwortlich. Dazu kommen noch die Gäste, welche ein Heissgetränk oder einen Aperitif getrunken haben. Im Basta arbeiteten von 08.00 – 24.00 Uhr 4 Service Mitarbeitende. Das China Restaurant Blun-Chi bereitete rund 250 Speisen zu. Die Gäste wurden von 3 Service Mitarbeiterinnen betreut. Nicht zu vergessen, Nuno, unser Plongeur, welcher von Pedro, Bruno und Angelo unterstützt wurde. Zugleich waren die drei Letztgenannten noch für dies und noch mehr jenes zuständig. Was heisst: Lichtbirnen wechseln, Autos unserer Gäste parkieren, Abfallsäcke beseitigen, Koffer auf die Zimmer tragen. Und wieder runter. Zu guter Letzt werden sie gerufen, wenn irgendwo im Haus irgendetwas nicht mehr funktioniert.

Danksagung

Ich möchte mich zuerst bei all meinen Mitarbeitenden bedanken. Ihr seid alle grossartig und Euer Einsatz ist überwältigend. Ganz lieben Dank. Den vier oben erwähnten Geschichten mit den darin vorkommenden Gästen sage ich ebenfalls danke. Danke für die angeregten Unterhaltungen und dass Sie mir Stoff für meine Memoiren: „Ich zahle es allen heim.“  geliefert haben und bestimmt immer liefern werden. Natürlich möchte ich mich auch bei all den liebenswürdigen, netten, zuvorkommenden Gästen bedanken, welche unsere Restaurants und unser Hotel immer und immer wieder besuchen. Ihnen allen ganz lieben Dank.

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Gäste und Mitarbeiter

Vom Frei erfunden

Ehrlichkeit währt am längsten.

Zuerst war mein Leserbrief in der Hotel Revue betreffend „Preisnachlass ist Abwärtsspirale“. In der neuen Ausgabe verausgabte sich ein Herr Peter Kuhn aus Adliswil, mir eine Antwort zu schreiben. Ich kenne diesen Herrn nicht. Da bin ich mir vielleicht ziemlich fast sicher. Kuhn, Kuhn öhm, Peter Kuhn. Das wird doch nicht. Aber vielleicht ist er’s doch. Der Peter Kuhn. Gastgeber und Besitzer des familienfreundlichen, Öko-Hotel, Wander- und Seminarhotel Edelweiss in Engelberg.  Nein, er ist es nicht. Der wäre ehrlich und würde seinen Leserbrief mit seinem Namen und mit seinem Hotel unterzeichnen.

 

Herr Peter Kuhn, wer auch immer Sie sein mögen, hier meine Antwort: Sawiris, einer der cleveren Geschäftsmänner, sagt, O-Ton: “wir halten die Preise immer hoch.  Wenn die Nachfrage sinkt, verknappen wir das Angebot.“ Dem Kerli ist die Wichtigkeit eines kosten- und wertorientierten Preises also bewusst. Aber von der psychologischen Komponente und der Kunden-Konditionierung versteht so ein Zahlen-Yield-Mänätscher vermutlich zu wenig.

Wie dem auch sei, Herr Kuhn, ein jeder soll seine Preispolitik machen wie er will. Wir im Bernerhof versuchen unseren Gästen ein perfektes Preis- Leistungsverhältnis zu bieten. Vielleicht ist das falsch. Aber ich schaue am Morgen in den Spiegel und sehe einen ehrlichen Menschen der zu seinem Tun stehen kann. Und seine Meinung mit vollem Namen und Adresse unterzeichnet.

Preisnachlass

Endlich. Endlich. Endlich. Wir, der Hotel Bernerhof in Gstaad, soll mit einem Angebot auf STC resp. auf der Top50-Plattform von Schweiz Tourismus aufgeschaltet werden. Sind wir doch Mitglied bei den STC Aktionären Schweiz Tourismus und hotelleriesuisse.

30 Angebote werden in der Vorwinter Kampagne publiziert. Alle teilnehmende Hotels bieten dasselbe, bereits vorgegebene Leistungspaket zum gleichen Preis an. Der Preis im Viersternhotel wurde auf 489.— Franken pro Doppelzimmer angesetzt. 10% Kommission für STC. Publikationskosten fallen keine an, was in der Ausschreibung mit einem Ausrufezeichen unterstrichen wird. Hotelier dankt.

Im Basisangebot von CHF 489.— sind folgende, vorgegebene Leistungen enthalten:

  • 2 Übernachtungen im Doppelzimmer
  • Frühstücksbuffet
  • Tages-Ski-Pass pro Person
  • Individuelle Hotel-Zusatzleistungen (nicht zwingend)
  • Kurtaxe

Gültigkeit November – Dezember 2012, event. auch länger.

Hotelier rechnet und kommt nach Abzug von Kommission an STC, MWST, Kurtaxe, Skipass und Frühstück auf den sagenhaften Preis von 51 Franken und 15 Rappen. Pro Tag und Person. Der aktuelle Bernerhof November Preis, nach Abzug von Mehrwertsteuer, Kurtaxe und Frühstück ist 111.95, was ein Preisnachlass von 54.3% ist. Hotelier hat gerechnet und sagt ab. Er empfindet diese Anfrage sogar als Frechheit. Eine Erniedrigung. Man denkt wohl, Hotelier könne nicht rechnen.

Von uns Hoteliers werden, unterstützt von unserem eigenen Verband (!), von ST Preisnachlässe gefordert. Das kann und darf nicht die Politik von Schweiz Tourismus sein. Ständig von Qualität zu reden und gleichzeitig Preisnachlässe einzufordern, widerspricht sich. Preisnachlass ist eine Abwärtsspirale. Die gleiche Organisation wird in 15 Jahren rufen, dass die Schweizer Hotels endlich wieder investieren müssen. Preise in dieser Grössenordnung werden von  Schweiz Tourismus von den Hotels gefordert und von unserem Verband hotelleriesuisse akzeptiert. Auf myswitzerland.com, unter den Top 50 Angeboten wird auf Angeboten eines Hotels ein Preisnachlass von 20% verlangt.

Schweiz Tourismus frohlockt zudem, dass die meisten der Schweizer Bergbahnen im kommenden Winter keine Preisanpassungen machen. Wie die Investitionen getätigt werden geht Schweiz Tourismus nichts an. Er selber finanziert sich mit Bundesgeldern.

Haben wir endlich mehr Selbstbewusstsein. Stehen wir dazu, dass unsere Preise teurer sind, teurer sein müssen, als im benachbarten, Nahen Osten. Überzeugen wir mit Leistung und Qualität anstelle mit Preisnachlässen. Und machen wir uns nicht ständig kleiner als wir sind.

P.S.: Diesen Text habe ich als Leserbrief unserer Verbands Zeitung, der Hotel Revue, zukommen lassen.

Aktuelles aus der Vergangenheit.

Habe etwas Geschriebenes, das ich 2004 für ein gesalzenes Heftli geschrieben habe. Es kam mir zufällig auf den Bildschirm. Irgendwie hat es gewisse Dinge, die heute noch immer aktuell sind. Mein ich.

Neuer Rekord!

Ich habe vom Heftli Gourmet die (Lach)nummer 10/2004 in sage und schreibe 5,25 Sekunden gelesen! Und das ist persönlicher Rekord.

I wott en neue Präsident

Guglielmo L. Brentel muss auf den obersten Stuhl von hotelleriesuisse. Bösere Zungen als die meine behaupten, der jetzige Präsident hätte entscheidend zur dicken Luft zwischen hotelleriesuisse und gastrosuisse beigetragen und also zum Krieg der Sterne. Mit seiner überheblichen, selbstgefälligen Art habe er sich Sympathien verscherzt. Ich wusste gar nicht, dass er überhaupt welche hatte. Und darum sind Bestrebungen im Gange, die darauf abzielen, dass er sich zurück tritt. Gleichzeitig soll Guglielmo Brentel auf den Sessel gehoben werden.

Mit Brentel hätten wir einen Mann an der Spitze, der selbst am Hauptsitz in Bern ein kleineres Erdbeben loslöst und die eingefahrenen Strukturen neu belebt. Der Mann sieht Zusammenhänge. Der Mann kommt zwar aus Downtown Switzerland, aber er ist trotzdem gut. Hoffentlich merkt das die Basis in den Sektionen.

Schweigender äFDPeler

Sich zu burnouten ist im Moment furchtbar modern. Und Rolf Schweiger geht mit der Mode. Darum geht er. Burnout ist die Tapferkeitsmedaille für besondere Manager Verdienste. Nur der Herzinfarkt gilt als noch höhere Auszeichnung, für das Lebenswerk quasi. Die Autobiographie sollte man aber vorher schreiben. Nachher ist es schwieriger.

Auf die Frage eines Journalisten an Rolf Schweiger, weshalb die Schweiz in einer weltweiten Wachstumsbranche wie der Tourismus Marktanteile verliere und was man dagegen machen könne, antwortete Rolf: «Während im Ausland schon Wellness- und Familienhotels wie Pilze aus dem Boden schossen, vertraute man in der Schweiz vielerorts auf bereits vorhandene Qualitäten und die Treue der Stammgäste.» Hört hört. Und dann sagte er noch, dass die Gäste, ob alt oder jung, mehr als eine bequeme Unterkunft erwarten. Sie wollten etwas erleben. Wer hätts gedacht. Schweiger hätte schweigen sollen.

Der Ex-Präsi der Unternehmer-Partei weiss offensichtlich nicht, dass ein identisches Hotelprojekt in Deutschland 10 und in Österreich 17 Prozent günstiger gebaut wird. Die Warenkosten liegen um 27 beziehungsweise 23 Prozent tiefer. Im gleichen Interview plapperten die Parteipräsidenten von links bis rechts uni tono, dass der Schweizer Tourismus an einem Mangel an Innovation leide und ein Qualitätsproblem mit einem Preisproblem habe.

Unfreundlich sind wir ja sowieso. Jo mei. Keiner der Parteipräsidenten redet davon, dass zum Beispiel freiheitliche Rahmenbedingungen frei machen würden. Oder dass KMUs von Steuersenkungen profitieren könnten. Unsere östlichen Nachbarn haben das schon lange gemerkt. Da wären nun Politiker gefragt. Und ein Hotelier-Präsident, welcher die Politiker darauf aufmerksam macht. Da wären wir wieder bei Brentel.

Zusammen legen

Da taucht dann die Frage auf, wie ein Schweizer Hotelier auf das Kostenniveau Österreichs sinken kann. Die Berner Zeitung stellte sie, die UBS antwortete: Indem sich ein Hotelier mit seinem benachbarten Kollegen zu einer Einkaufsgemeinschaft zusammenlegt. Sprach der antwortende Direktor, Jürg Stucki. 15 Prozent Einsparungen bei den Warenkosten postuliert der UBS-Mann.

Voll mega krass innovativ boah ey! So gehen also zwei zusammengelegte Hoteliers, beispielsweise in einer Skidestination im Wallis, gemeinsam zum lokalen Lieferanten und verlangen kostensenkende Prozente, weil sie zusammengelegt haben, was gar nicht zusammen gehört. Der lokale Lieferant ist lieb und unter Druck und gibt Prozente, da er die beiden Hotels nicht gemeinsam verlieren will an einen zusammengelegten Konkurrenten aus der Üsserschwiz.

Aber jetzt fehlen dem «Local» ende Jahr 15 Prozent, die er immer in die Region investiert hatte, in den Ausbau des eigenen Geschäfts oder in Form von Aktien in Bergbahnen. Die Infrastruktur stimmt nicht mehr, der Gäste kommen weniger und die zusammengelegten Hotels senken dann Kosten und gehen gemeinsam zum lokalen Lieferanten und senken dessen Investitionsvolumen und… Bänker sollte man sein. Die haben immer so verdammt gute und originelle Rezepte wie «zusammenlegen».

In Falten gelegt

Wie Zufälle nur zufällig sein können, kam mir ein altes Salz&Pfeffer in die Hände. Vom Oktober 98 mit dem Doyen der Hoteliers auf dem Titel, Hans C. Leu. Und da schrieb Dani E. seelig im Editorial folgendes:«In der nicht sehr realen Wirtschaft im Tanz um das goldene Börsenkalb sind die netten anständigen Chrampfer im real existierenden Kapitalismus fast verblutet. Ich leide noch täglich an meiner Leistung und selten lösch ich das Licht im Büro vor Mitternacht. Auch bei mir war schon ein grossbauchiger Sanierer im Haus und wollte dynamisch die Bude stillegen und das Kerngeschäft konzentrieren und sonst noch eine Menge sehr dummer und höchst unvernünftiger Dinge tun….»

Dazu sei nun doch noch gesagt, dass das Zusammenlegen nicht grundsätzlich dumm ist. Das sieht man schon bei Mann und Frau. Dumm ist es nur punktuell. Das sieht man auch bei Mann und Frau.

Und schliesslich: Auch in den Büros von Salz&Pfeffer wird zusammengelegt. Immerhin bleibt dort auch 2005 alles beim Neuen: Nette anständige Chrampfer löschen das Licht erst nach Mitternacht.