«Für jede Zigarre gibt es einen Zeitpunkt und für jeden Anlass eine Zigarre …», schrieb Zino Davidoff 1967 in seinem Zigarrenbrevier. Damals gab es zwar meine heutige Empfehlung noch nicht und auch der Tabakanbau auf der Insel Hispanola – wir kennen sie heute unter dem Namen Dominikanische Republik – war noch weit von den heutigen Standards entfernt.

Nur wenige Jahre später verbündete sich Davidoff mit der Firma Oettinger AG und bildete mit deren Direktor ein geniales Duo. Ernst Schneider hiess dieser Mann, und er hatte eine Vision von einem Markenkonzern. Lifestyle-Produkte auf hohem Niveau wollte er den Konsumenten nahe bringen. Nicht billig, aber preisgünstig – sprich hohe Qualität zu einem relativ vernünftigen Preis. Unermüdlich reiste er in den folgenden Jahren zusammen mit Zino Davidoff um die Welt, und gemeinsam warben sie für ihre Produkte. Dabei fungierte Davidoff mit seiner charismatischen Persönlichkeit als «Botschafter» der Marke. Er war ein Garant für die Aufmerksamkeit des Publikums und sorgte auch für eine entsprechende Präsenz in den Medien.

Diesem Duo hatten wir auch einen ersten kleinen Zigarren-Boom in den Achtzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts zu verdanken, und so waren in den Schickeria-Bars der grossen europäischen Städte damals die Zigarren aus dem Hause Oettinger-Davidoff ein «Must». «Rauchen Sie weniger – aber besser …» war eines der schönsten Statements aus dieser Ära, und Zino Davidoff und Ernst Schneider wurden nicht müde, es zu vertreten. Anfang der Neunzigerjahre kam es überraschend zum schockierenden Bruch zwischen Kuba und dem Hause Oettinger, kurz darauf, 1994, verstarb Zino Davidoff. Für viele Aficionados schien damit das Ende einer Legende unabwendbar besiegelt. Man sollte sich täuschen – mit grosser Energie und ebenso zielstrebig baute Ernst Schneider weiter an seiner Vision und schaffte, was fast niemand für möglich gehalten hätte: Das Renommee der Marke wuchs weiterhin, die Kunden mochten auch die Davidoff aus der Dominikanischen Republik, und diese konnten nun auch – ein wohl nicht unbeabsichtigter Nebeneffekt – in die USA geliefert werden.

Welch hohes Niveau die Zigarren aus dem Haus Oettinger-Davidoff heute erreicht haben, demonstriert die Robusto Maduro. Sie ist eine eher kräftige Zigarre mit einer Einlage aus dominikanischen Tabaken. Nur ihr Deckblatt stammt aus Nicaragua, wo der «Cuban Seed»-Tabak von dünnen Baumwolltüchern vor der Sonne geschützt zu seidig feinen Capas heranreifte. Würzig, aber dennoch fein und ausgewogen hätte diese Zigarre sicher auch Zino begeistert.

Ernst Schneider ist vor wenigen Wochen zu unserem Bedauern seinem Freund Zino Davidoff nachgefolgt. Nehmen wir dies zum Anlass und geniessen wir den beiden zu Ehren eine Robusto Maduro.

Davidoff Robusto Maduro, Ringmass 52, Länge 127 mm; Kiste mit 25 Zigarren für 435 Franken im Fachhandel erhältlich.